ZRM – Zürcher Ressourcenmodell

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Das Zürcher Ressourcenmodell

Das Zürcher Ressorcen Modell (ZRM, im Sinne der Lesbarkeit im Folgenden ZRM abgekürzt) wurde in den 1990er Jahren von Maja Storch und Frank Krause entwickelt.

Beim ZRM handelt es sich um ein ressourcenorientiertes, psychoedukatives Selbstmanagement-Training, welches teilnehmende Personen darin unterstützt, die eigenen Selbstmanagement-Fähigkeiten zu entfalten und zu erweitern.

Ursprünglich wurde das ZRM für die Zielgruppe angehender Lehrkräfte an der Universität Zürich entwickelt.

Mit Hilfe einer Zusammenstellung verschiedener Selbstmanagement-Methoden war das ursprüngliche Ziel des Trainings die Prophylaxe von Burnout bei der Gruppe der angehenden Lehrerinnen und Lehrer. Im Laufe der Zeit wurde es auch für andere Zielgruppen geöffnet.

Bei der Konzeption des ZRM integrierten die Autoren Erkenntnisse aus verschiedenen Bereichen bzw. Schulen der Psychologie, unter anderem aus der Verhaltenstherapie, dem Psychodrama, der analytischen Psychologie (C.G. Jung) und der Klientenorientierten Psychotherapie (C. Rogers).

Ein Großteil der Inhalte des ZRM können neben dem Gruppensetting auch auf die Arbeit im Coaching mit Einzelpersonen angewendet werden.

Wie schon aus dem Namen des Modells ersichtlich wird, setzt das ZRM bei den Teilnehmenden an dem Prinzip der Aktivierung von Ressourcen an, welches als ein wesentlicher Wirkfaktor erfolgreicher (Psycho)Therapie gilt (vgl. Grawe, 1998, 2004).

Als Ressource wird im Sinne des ZRM grundsätzlich erst einmal alles bezeichnet, das gesundheitsfördernde neuronale Netze in der Person aktiviert und das Erreichen entsprechender Ziele begünstigt (vgl. Storch & Krause, 2002).

Grundprinzipien des ZRM

Der Rubikon-Prozess

Der Name Rubikon-Prozess geht auf ein psychologisches Modell zurück, welches ursprünglich von H. Heckhausen (1989) und P.M. Gollwitzer (1990) entwickelt und später von Klaus Grawe (1998) erweitert wurde.

Der Begriff ist an eine überlieferte Geschichte aus dem Jahr 49. v. Chr. angelehnt, in der Julius Caesar nach reichlicher Abwägung den Fluss Rubikon überquerte. Dieser Schritt über den Fluss stellt den Moment des Aufbruchs dar. Metaphorisch impliziert der Ausdruck „den Rubikon überschreiten“ ein unwiderrufliches Sich-Einlassen auf eine riskante Handlung.

Wenn also die „Überquerung des Rubikons“ nicht gelingt, bleibt man am diesseitigen Ufer (übersetzt: im bisherigen Muster / Verhalten) und kommt nicht weiter.

Gelingt aber ein Überschreiten dieser Schwelle, steht am Ende des RubikonProzesses eine Handlung, durch die ein vorher definiertes Ziel realisiert bzw. erreicht wird.

Damit eine solche Handlung zustande kommt, müssen die folgenden fünf Phasen durchlaufen werden:

  1. Am Anfang steht ein Bedürfnis, welches oft ein unbewusster Wunsch oder ein noch wenig greifbares Unbehagen in Bezug auf eine bestimmte Situation darstellt.
  2. Im Folgenden entwickelt der Klient / die Klientin im Training ein Motiv, das einem jetzt ausformulierten Wunsch entspricht, aber noch nicht handlungswirksam ist.
  3. Nun wird das Motiv zur Intention und somit zum handlungswirksamen Ziel.
  4.  Mental bereitet sich der Klient / die Klientin in dieser Phase auf die konkrete Handlung vor, indem er/sie sich selbst in die Lage versetzt, zielorientiert zu handeln und somit in einen Zustand präaktionaler Vorbereitung.
  5. Abschließend erfolgt die konkrete Handlung und zwar so, dass das beschriebene Ziel erreicht wird.

Zwischen der zweiten und der dritten Phase wird bildlich der Rubikon überschritten, da hier der Übergang von der Abwägung zum konkreten Ziel stattfindet.

Abb. 1: Der Rubikon-Prozess im ZRM (vgl. Krause & Storch, 2006).

Die Somatischen Marker

Antonio Damasio führte 1996 den Begriff der Somatischen Marker ein, welcher automatische Körperreaktionen als Signale für emotionale Befindlichkeiten (Gefühle) beschreibt.

Eine Handlung kann durch ihn gestartet werden, andererseits kann ein somatischer Marker auch auf unbewusster Ebene als Alarmsignal und Vorwarnung fungieren und stellen ein körpereigenes System zur Bewertung von Vorhersagen dar.

Im Rahmen des ZRM-Trainings wird wiederholt mit positiven somatischen Markern („Felt Sense, was so etwas wie ein „gutes Bauchgefühl“ bedeutet) gearbeitet.

Mit Hilfe von positiven somatischen Markern werden im ZRM unbewusste Bedürfnisse an die bewusste Oberfläche geholt. Diese Bedürfnisse können zu einer Motivationssteigerung und einer Intensivierung des Lernprozesses führen.

Konkret werden die Klienten im Rahmen des ZRM dahingehend sensibilisiert, bei sich selbst (oder anderen) somatische Marker zu identifizieren und diese emotionalen Impulse für den Schritt von der zweiten in die dritte Phase des Modells (Vg. Abb. 1) zu nutzen (bildlich für den Schritt „über den Rubikon“).

Ressourcenaktivierung

Im ZRM werden unter Ressourcen „neuronale Erregungsmuster verstanden, die im Hinblick auf die Absichten, welche die KlientInnen im Laufe der Entwicklung verfolgen, unterstützend wirken“ (Stroch & Krause, 2017).

Alles, was gesundheitsfördernde neuronale Netze im Gehirn aktiviert und dabei hilft, das neu gebildete Netz, das Ziel einer Person, in erwünschtes Verhalten umzusetzen, gilt als Ressource.

Im Laufe der Arbeit mit dem ZRM erarbeitet sich der Klient / die Klientin verschiedenen „Tools“, die sich am Ende im persönlichen „Ressourcenpool“ befinden:

Ein Bild (Phase 1),

ein Motto-Ziel (Phase 2),

eine Erinnerungshilfen (Phase 3),

das Embodiment (Phase 3)

und eine soziale Ressourcen (Phase 4)

Mit welcher Ressource der Klient / die Klientin langfristig am liebsten oder häufigsten arbeitet, ist der Person selbst überlassen. Alle im Ressourcenpool vorhandenen Ressourcen können das erwünschte neuronale Netzwerk aktivieren, daher ist der Klient in seiner Wahl des entsprechenden Tools frei.

In allen Phasen der Arbeit im Rahmen des ZRM werden Ressourcen aktiviert bzw. bewusst gemacht.

Das ZRM-Training umfasst insgesamt fünf Phasen, die im Folgenden kurz vorgestellt werden.

Trainingsphase 1: Klärung des Themas

Aus der Bild-Kartei des ZRM (vgl. Krause & Storch, 2010) soll jede/r Teilnehmer/in ein Bild auswählen mit dem Hinweis:

Welches Bild kann dir in deiner momentanen Lebenssituation und / oder bei deinem Thema als Ressource dienen?

Das ausgewählt Bild soll optimalerweise starke, positive Gefühle in der Person auslösen. Die Klienten/innen werden dazu angehalten, bei der Bildauswahl ausschließlich auf das Gefühl zu achten, welches das Bild bei ihnen auslöst, und den Verstand so gut wie möglich „auszuschalten“.

Im nächsten Schritt werden anhand eines „Ideenkorbs“ in Kleingruppen Assoziationen zu den jeweiligen Bildern der Teilnehmenden von den anderen Gruppenmitgliedern gesammelt.  Die vorgetragenen Assoziationen sollen dabei optimalerweise an verschiedenen Sinneskanälen anknüpfen und sind absolut frei wählbar.

Zudem ist von besonderer Bedeutung, dass die Assoziationen ressourcenorientiert formuliert sind.

Die Person, um deren Bild es geht, achtet bei den vorgetragenen Assoziationen der anderen Gruppenmitglieder darauf, welche von den genannten Begriffen positive somatische Marker hervorrufen.

Im nächsten Schritt folgt dann in Einzelarbeit die Auswahl bzw. Kennzeichnung von Lieblingsideen aus dem vorhandenen Ideenkorb mit Begriffen aus der Arbeit in der Kleingruppe.

Anschließend beginnt eine Phase der Selbstreflexion für den / die Teilnehmende/n unter der Leitfrage:

Warum reagiert mein Unbewusstes so positiv auf die ausgewählten Lieblingsideen?

In diesem Schritt werden die Signale des Unbewussten dem bewussten Verstand zugänglich gemacht.

Daraufhin wird ein momentaner Wunsch – angelehnt an die Lieblingsideen aus dem Ideenkorb – notiert. Die formulierten Wünsche sind häufig sehr metaphorisch, da sie sich ja aus Bildern (der Bildkartei im ersten Schritt) ableiten.

Der Wechsel vom Thema zum Wunsch führt dazu, dass das (unbewusste) Bedürfnis des / der Teilnehmenden eine ressourcenorientierte Richtung hin zu etwas Attraktivem, Erwünschten erhält.


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