Die Förderung der natürlichen Emotionsverarbeitungsprozesse
mithilfe bilateraler Gehirnstimulation eingebettet in das
ganzheitliche Yogasystem
Abschlussarbeit von Chantalle Brötsch, als PDF lesen
Einleitung
Als kundalini wird im Yoga jene ätherische Kraft beschrieben, die jeder Mensch bereits in sich trägt und die es freizusetzen gilt.
Metaphorisch wird von einer am unteren Ende der Wirbelsäule zusammengerollten, schlafenden Schlange gesprochen. Anhand verschiedener Yogapraktiken soll diese erweckt werden, um somit durch alle Chakren hindurch aufsteigen zu können.
Die kundalini-Kraft kann den Menschen dazu verhelfen, bewusstseinserweiternde Zustände zu erfahren und somit Körper und Psyche zu transformieren.
Dieser Zustand, welcher als „Erleuchtung“ oder „Vereinigung mit der kosmischen Seele“ versucht wird zu beschreiben, erinnert damit stark an den sogenannten core-state im Modell von Connirae und Tamara Andreas.
„Core“-Zustände lassen sich als solche definieren, denen eine Sein-Qualität eigen ist. Damit ist gemeint, dass sie nicht von externem Handeln abhängig sind und sich hinter ihnen keine weiteren beabsichtigten Ziele befinden.
Sie werden als höchste Daseinszustände mit maximal positiven Gefühlen und Energie beschrieben.
Diese Arbeit widmet sich daher der Integration des holistischen Yogasystems in die Methode des wingwave-Coachings, einem wissenschaftlich fundierten Vorgehen bei emotionalen Blockaden („schlafende kundalini“).
wingwave-Coaching
Hintergrund/ EMDR
Die wingwave-Methode ist ein für den Coaching Kontext weiterentwickelter Ansatz, der seinen Ursprung in der Traumatherapie hat.
Die Psychotherapeutin Francine Shapiro entwickelte Anfang der 1990er Jahre eine Behandlungsform, die sich EMDR (Eye Movement Desensitization & Reprocessing) nennt. Sie zählt heutzutage weltweit zu den effektivsten und am besten erforschten Psychotherapiemethoden bei posttraumatischer Belastungsstörung.
Bei dieser Behandlung führen die Therapeuten mit winkenden Fingerbewegungen die Augenbewegung ihrer Klienten, sodass das Gehirn bilateral stimuliert wird. Man nennt dies auch „wache REM-Phasen“, da diese erzeugten Augenbewegungen denen ähneln, die sich auf natürliche Weise automatisch einstellen, sobald wir in der sogenannten REM-Schlafphase sind.
Diese Schlafphase trägt maßgeblich dazu bei, dass Emotionen und Erinnerungen verarbeitet und vom Gehirn „einsortiert/abgelegt“ werden können.
Die Diplom-Psychologen Cora Besser-Siegmund und Harry Siegmund entwickelten diese Methode weiter und reicherten sie an mit Elementen des Neuro-Linguistischen Programmierens und einem wissenschaftlich erforschten Muskeltest (Myostatiktest), mithilfe dessen die (unbewusste) Ursache eines Themas genau aufgespürt werden kann.
Myostatiktest
Der Myostatiktest konnte durch eine wissenschaftliche Studie im Rahmen einer Promotionsarbeit des Diplom-Psychologen Marco Rathschlag als ein zuverlässiges Feedback-System bestätigt werden.
Im wingwave-Coaching wird er als eine Art „Kompass“ genutzt, um die oft unbewussten Stressoren aufzufinden und dient ebenfalls der Überprüfung der Wirksamkeit von angewandten Interventionen.
Hierbei bildet der Coachee einen festen Muskelring mit dem Daumen und dem Zeigefinger, der mit maximaler Kraft zusammengehalten wird, wenn der Coach diese Muskelkraft testet.
Es werden Aussagen getroffen und mithilfe dieses Tests wird die „emotionale Aufladung“ derer festgestellt.
Testet eine Aussage schwach, d.h. öffnet sich der Muskelring, ist das ein Zeichen für mentalen Stress. Andersherum deutet eine stark getestete Aussage auf ein emotionales Gleichgewicht hin.
Neurolinguistisches Programmieren
NLP ist ein Methodenkoffer mit Inhalten aus der Psychologie, Therapie, Kommunikation und des Coachings.
Dessen Ursprung wurzelt in der humanistischen Psychologie der 70er Jahre und wurde durch Ansätze der Familien-, Gestalt- und Hypnotherapie ergänzt.
Die Anwendung der von NLP aufgedeckten Sprachmuster kann zu mehr persönlichem und beruflichem Wachstum verhelfen, Selbstwirksamkeit fördern und die Kommunikationsfähigkeiten verbessern.
Chakra Yoga
Yoga ist ein holistisches Konzept mit einem vielfältigen Angebot. Chakra Yoga ist eine Form des Yoga, die auf dem philosophischen System der Energiezentren (Chakren) basiert und sich der Harmonisierung dieser widmet.
Dabei werden verschiedene Elemente genutzt, um Körper, Geist und Seele wieder in Einklang zu bringen.
Chakrenlehre
Das Wort Chakra stammt aus dem Sanskrit und bedeutet „Kreis, Diskus, Rad“.
Dieses energetische Grundkonzept hat seinen Ursprung in den Veden und Upanishaden – den philosophischen Schriften des Hinduismus. Diese feinstofflichen Energiewirbel werden als Schnittstelle zwischen dem Körper und dem Astralleib bezeichnet und nehmen prana (s. Abschnitt Pranayama) auf, „pumpen“ es durch den Körper und geben es auch wieder ab.
Die Lehre der Chakren beschreibt einen von vielen Wegen, wie Menschen ihre emotionalen Blockaden lösen und ihre Ziele erreichen können.
Die sieben Hauptchakren sind, ebenso wie die Hauptdrüsen des endokrinen Systems, senkrecht entlang der Wirbelsäule angesiedelt. Jedes Chakra ist einem Lebensbereich zugeordnet und steht mit bestimmten Organen in Verbindung.
Die unteren Chakren sind eng mit den Grundbedürfnissen und Emotionen der Menschen verknüpft. Die oberen Chakren entsprechen den höheren geistigen und spirituellen Fähigkeiten des Menschen, das vierte Chakra in der Mitte wird als eine Art Brücke dieser „zwei Welten“ betrachtet. Dabei geht dieses Prinzip von einem fließenden Übergang seiner einzelnen Teile (Chakren) aus.
Somit stehen sowohl (Lebens-)Themen und Emotionen, als auch spezifische Aspekte des Verhaltens und der Entwicklung in Zusammenhang mit mindestens einem, oft aber auch mit zwei Chakren.
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- Chakra: Muladhara (Wurzelchakra)
- Lage: am Steißbein, der Wurzel („mula“) der Wirbelsäule.
Themen: Grundbedürfnisse, Urvertrauen, Traumata, Selbstakzeptanz - Chakra: Svadithana (Sakralchakra)
Lage: etwa eine Handbreit unter dem Nabel
Themen: spielerische Kreativität, Genüsse, Anhaftung/ Sucht - Chakra: Manipura (Nabekchakra)
Lage: Solarplexus
Themen: Mut, Zielstrebigkeit, Transformation, Ego - Chakra: Anahata (Herzchakra)
Lage: Herz
Themen: soziale Identität, Mitgefühl für Umwelt und Selbstvertrauen - Chakra: Vishuddha (Hals-/Kehlkopfchakra)
Lage: Kehlkopf
Themen: Kommunikation/ Ausdruck, bildende Künste, Wahrheit - Chakra: Ajna (Stirnchakra/drittes Auge)
Lage: zwischen den Augenbrauen
Themen: Intuition, Visualisierung, Reflexion - Chakra: Sahasrara (Kronenchakra)
Lage: Schädeldecke – höchster Punkt des Kopfes
Themen: (erleuchtetes) Bewusstsein, Verbindung mit höherer Kraft, Freiheit
Asana
Asana beudetet „Haltung“ und stammt von der Sanskrit-Wurzel das, was wiederum übersetzt werden kann mit „bleiben“, „sein“, „sitzen“ oder „in einer bestimmten Position eingerichtet sein“.
In patanjali’s yoga sutra, einem zentralen Ursprungstext des Yoga, wird asana damit beschrieben, dass es zwei Qualitäten verkörpert: sukha – die Fähigkeit, eine Position mit Leichtigkeit zu halten und sthira – diese Fähigkeit steht für Festigkeit und Aufmerksamkeit.
Ursprünglich sollte nämlich mithilfe der Asanapraxis der Körper mobilisiert und gekräftigt werden, sodass es möglich war über einen langen Zeitraum hinweg in einer Meditationshaltung verweilen zu können.
Vor diesem Hintergrund wird deutlich, dass dieser Pfad des Yoga keine rein physische Praxis darstellt, sondern ebenfalls auf der kognitiven und emotionalen Ebene ansetzt.
Pranayama
Es gibt viele Pranayama Techniken und allen liegt die Annahme zugrunde, dass der Geist in enger Beziehung zu prana, der Lebensenergie, steht.
Die Wechselwirkung von Atmung und Geist ermöglicht es durch die bewusste Ausdehnung des Atems positiven Einfluss auf prana zu nehmen. Das Wort Pranayama besteht aus zwei Teilen:
prana und ayama
ayama heißt soviel wie „strecken, ausdehnen“ und beschreibt den aktiven Teil im pranayama.
Yoga ist im klassischen Sinn ein spiritueller Weg, bezieht sich dabei jedoch weniger auf den Glauben und vielmehr auf den introspektiven Aspekt der Praxis.
Ein Weg der Selbsterforschung, der zum innersten Wesen vorstoßen will. Dabei wird dieses In-Kontakt-Gehen mit der innewohnenden Lebensenergie als das Herstellen einer Verbindung zu etwas Heiligem verstanden.
Demnach ist prana nicht bloß ein Wort für „Atmung, Energie“, sondern auch für brahman („das Höchste“).
Da das Rezitieren/ Singen von Mantren unter anderem eine Ausdehnung der Atmung bewirkt, zählt es ebenfalls zu den pranayama Techniken.
Ein Mantra ist ein „Klangwort“, eine Silbe oder ein kurzer Vers.
nadi shodana
Ist eine reinigende Nasen-Wechselatmung und stellt ein grundlegendes pranayama dar.
shitali
Hierbei wird die Zunge eingerollt, wodurch bei der Einatmung ein kühler Luftstrom entsteht. Darum wird shitali auch als die „kühlende“ Atmung bezeichnet.
kumbhaka
Als kumbhaka wird die Atempause nach der Einatmung bezeichnet.
Das yogasutra definiert sogar den Begriff pranayama als diesen Atemverhalt, da es dort heißt, dass pranayama eine Praxis ist, „die den Fluss von Ein- und Ausatmung (in kontrollierter Weise) unterbricht“.