Abschlussarbeit von Sara Hejnowicz, als PDF lesen
Werte und ihre Bedeutung
Wir sind jeden Tag bemüht, unser Bestes zu geben – und manchmal mit unseren Ergebnissen nicht zufrieden.
Doch woran messen wir uns und warum?
Eine Basis bilden die Werte oder auch die Wertvorstellungen, die wir in uns tragen. Diese sind tief in uns verankert.
Sie werden unter anderem durch das familiäre Umfeld und durch die Gesellschaft vermittelt.
Als Werte bezeichnet man positive beziehungsweise erstrebenswerte Eigenschaften, wie zum Beispiel:
– Disziplin
– Fairness
– Großzügigkeit
– Kreativität
– Unabhängigkeit
– Zielstrebigkeit
Unsere Werte und unsere persönliche Wertehierarchie beeinflussen maßgeblich unser Handeln und damit auch die Interaktion mit anderen.
Sie können uns helfen, unser Leben so zu gestalten, wie wir es gern möchten.
Nutzen wir unsere Werte wie einen Kompass, so können wir
– einfacher Prioritäten setzen
– bewusstere und bessere Entscheidungen treffen
– unsere Ziele besser verfolgen und erreichen.
Grundvoraussetzung dafür ist allerdings, dass wir uns darüber bewusst werden, was uns tatsächlich wichtig ist und ob wir nach unseren eigenen Werten leben oder eher nach den Wertvorstellungen anderer.
Der Blick auf die eigenen Werte lohnt sich immer – hier wird jeder sicherlich eine neue Erkenntnis gewinnen, da sie sich auch im Laufe unseres Lebens verändern.
Besonders hilfreich kann es sein, einen Blick auf die eigenen Werte zu werfen, wenn wir zunehmend in Konflikte geraden – mit anderen oder mit uns selbst.
Daher ist es ratsam, wenn wir uns immer mal wieder mit unseren Werten beschäftigen.
Finden unsere eigenen Werte oder Wertvorstellungen nicht genügend Raum oder werden verletzt, so führt dies meist zur Unzufriedenheit.
Werte entdecken – Möglichkeiten im Coaching
Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, wie wir Coachees bei der Entdeckung ihrer Werte unterstützen können.
Online gibt es zahlreiche „Wertelisten“, die als Hilfsmittel im Coaching genutzt werden können.
Für das Offenlegen der persönlichen Werte des Coachees können folgende Fragen eingesetzt werden:
– Welche Lebensziele verfolgen Sie?
– Was macht Sie besonders? Was macht Sie aus?
– Was glaubt Ihre Mutter/Vater/Partner/Freund, was Sie besonders macht?
– Wie möchten Sie sein? Wie möchten Sie von anderen gesehen werden?
– Was ist Ihnen (ggf. im Kontext) wichtig?
– Was bringt Sie so richtig auf die Palme? Was stört Sie?
– Was würde mir Ihr Partner/Chef/Kollege sagen, was Ihnen besonders wichtig ist?
– Was möchten Sie für sich sicherstellen?
– Für was würden Sie kämpfen? Für was setzen Sie sich ein?
– Wann sind Sie zufrieden?
– Von welchen Dingen wünschen Sie sich mehr im Leben?
– Wann sind Sie glücklich?
– Wann erlebt Sie Ihr Partner/Kind zufrieden?
– Wann sind Sie im Flow? – Können Sie mir beschreiben, wie Ihr perfekter Tag aussieht?
– Wenn Sie einen Wunsch frei hätten, was würden Sie sich wünschen?
Da Werte/Wertvorstellungen oft übernommen und nicht überdacht beziehungsweise mit Blick auf die eigene Person und das eigene Leben überprüft werden, halte ich es an dieser Stelle für wichtig, mit dem Coachee eine Überprüfung der Werte vorzunehmen.
Die folgenden Fragen können hier genutzt werden:
– Unterstützt Sie dieser Wert dabei, dass Sie Ihr Leben so führen können, wie Sie es gern möchten?
– Entwickeln Sie sich mit diesem Wert zu der Person, die Sie sein möchten?
– Unterstützt Sie der Wert bei Ihrer Weiterentwicklung?
– Hilft der Wert Ihnen, Ihre wichtigsten Ziele zu erreichen?
– Welche Ihrer wichtigen Ziele können Sie nicht erreichen, wenn Sie diesem Wert weiterhin folgen?
Das Werte- und Entwicklungsquadrat
(Friedemann Schulz von Thun, 1989)
„Die Prämisse des Werte- und Entwicklungsquadrats lautet:“
Jeder Wert kann nur dann seine volle konstruktive Wirkung entfalten, wenn er sich in ausgehaltener Spannung zu einem positiven Gegenwert, einer „Schwestertugend“ befindet. Ohne diese Balance verkommt ein Wert zu seiner entwerteten Übertreibung.1
Jeweils vier Begriffe lassen sich so zu einem Wertequadrat anordnen.
Die beiden positiven Werte (1 und 2), werden oben angeordnet und die entsprechenden negativen Werte (3 und 4) stehen unten.
Die Linie zwischen den positiven Werten stellt das positive Spannungs- oder auch Ergänzungsverhältnis dar.
Die Diagonalen bezeichnen die konträren Gegensätze zwischen einem positiven und einem negativen Wert und sind gleichzeitig von unten nach oben die Entwicklungsrichtung.
Die senkrechten Linien nach unten ergeben die entwertende Übertreibung (zu viel des Guten).
Die senkrechten Linien nach oben stellen den guten Anteil an den negativen Werten dar.
Die untere Verbindung stellt eine Fehlleistung einer Überkompensation dar. Das bedeutet, dass ein persönlicher Mangel so stark überwunden wird, dass es des Guten zu viel wird.
Je nach Anwendungsfall kann die Entwicklung des Quadrats mit Position 1 oder 3 begonnen werden.
Eigene Grafik in Anlehnung an das Werte- und Entwicklungsquadrat von F. Schulz von Thun
In diesem Rahmen ist das Beispiel der Sparsamkeit äußerst bekannt.
Neben der Sparsamkeit (1) ist Großzügigkeit (2) unerlässlich, um nicht geizig (3) zu werden.
Ebenso ist es für den Großzügigen (2) wichtig, auch die Sparsamkeit (1) im Blick zu halten, um nicht verschwenderisch (4) zu werden.
Die Entwicklungsmöglichkeiten finden sich jeweils in den diagonalen Linien wieder.
Wer es mit der Sparsamkeit übertreibt, wird geizig und sollte auch die Großzügigkeit beachten.
Es kann jedoch auch passieren, dass eine geizige Person beginnt, großzügiger zu werden, auf Anhieb nicht die richtige Balance findet und verschwenderisch wird.
In diesem Falle handelt es sich dann um die Überkompensation.
Quellen bis hierher
1 https://www.schulz-von-thun.de/die-modelle/das-werte-und-entwicklungsquadrat