Ver:bindung

Bedeutung Nonverbaler Kommunikation

NVK Verlust im Setting digitaler Coaching Sessions

Abschlussarbeit von Kirsten English, als PDF lesen


Einleitung

In den 1940er Jahren beschrieb der amerikanische Psychologe René Spitz in einer Studie, dass  bei zu wenig Nähe und sozialer Interaktion kleine Kinder körperlich oder mental verkümmerten.  Einige starben sogar, obwohl sie ausreichend Essen und Trinken erhielten.

Kontakt und Geborgenheit sind offenbar so wichtig wie Essen, Trinken und Schlafen.

Schon seit den 1970er Jahren beschreiben Forscher in Studien den Zusammenhang zwischen sozialer Interaktion und der körperlichen Gesundheit. Inzwischen gibt es immer bessere Daten, die diese Wirkungszusammenhänge beschreiben.1

Der Schweizer Psychotherapieforscher Klaus Grawe hat die Psychotherapieforschung im deutschsprachigen Raum verändert.

Er definierte fünf Wirkfaktoren der Psychotherapie. Besondere Bedeutung erhält dabei die therapeutische Beziehung.

Die Qualität der Beziehung zwischen dem Psychotherapeuten und dem Patienten / Klienten trägt signifikant zu einem besseren oder schlechteren Therapieergebnis bei. Laut Grawe sind 30 % des Erfolges von der Bindung abhängig.2

Um diese Verbindung üblicherweise herstellen zu können, ist verbale und nonverbale Kommunikation notwendig. Dabei spielt die nonverbale Kommunikation eine wesentliche Rolle. Das Standardwerk von Michael Argyle Körpersprache und Kommunikation bildet die Basis der Abschlussarbeit.

Es werden die verschiedenen Aspekte der nonverbalen Kommunikation, kurz NVK, dargestellt und in Bezug zum Online Video Coaching gesetzt.

Mit dieser Abschlussarbeit stelle ich die These auf, dass die Coach-Klient Beziehung massiv gestört ist bei der Nutzung von Coachings im Videoformat

Das Bewegtbild der Videokonferenz wird als Ersatz zum Präsenz-Coaching genutzt, ist allerdings durch die technischen Rahmenbedingungen auf ein Rechteck beschränkt. Die verbale und nonverbale Kommunikation ist reduziert und verändert.

Besonderes Augenmerk lege ich zum Schluss auf die neurophysiologischen Auswirkungen bei fehlendem Augenkontakt. Da laut Grawe die Verbindung ein Drittel des Erfolges ausmacht, sind die Kommunikations-Störungen relevant.

Entwicklung von Präsenz- zu Video-Coaching

Coachings via Videoübertragung spielten vor der Corona-Pandemie mit einem Anteil von nur 7,70 Prozent eine untergeordnete Rolle zufolge der Rauen Marktanalyse 20203. Während der Pandemie wurden viele Coachings nun notgedrungen per Videoübertragung durchgeführt. Online Coaching wuchs auf 37,11 Prozent an.

Coachings im Präsenzformat – in Vor-Corona-Zeiten die unangefochtene Nummer 1 – nahmen derweil erheblich ab. Dominierte das persönliche, unmittelbare Gespräch mit den Klienten im Vorjahr noch mit 75,71 Prozent die Arbeit der Coaches, so ist dessen Anteil inzwischen auf 45,07 Prozent geschrumpft.

Die Wort-Neu-Schöpfung ZOOM-Fatique symbolisiert anschaulich, dass es notwendig ist die digitale Videokonferenz-Kommunikation differenzierter zu betrachten.

In einer Studie des Instituts für Beschäftigung und Employability IBE4 wurde als stärkste Belastung der Verlust non-verbale Hinweise wahrzunehmen mit 69,3% genannt.

Praktizierte Coaching Formate von 2020 und 2021

Die Veränderung der praktizierten Coaching Formate stellen die RAUEN Coaching Marktanalysen dar.

Die Coaching-Marktanalyse 2020 wurde im Zeitraum vom 02.09.2019–09.03.2020 erfasst und am 3.9.2020 veröffentlicht.

Die Coaching Marktanalyse 2021 wurde vom 01.09.2020 bis 19.05.2021 durchgeführt und am 02.09.2021 veröffentlicht.

Online-Coaching stieg von 9,54 % in 2020 auf das Vierfache in 2021 mit 37,11 %.

2020 – Praktizierte Coaching Formate (in%)

Verteilung der praktizierten Coaching-Formate (N=546), Gewichtete Mehrfachantworten, normiert auf 100 %

2021 – Praktizierte Coaching Formate (in%)

Verteilung der praktizierten Coaching-Formate (N=349); Gewichtete Mehrfachantworten, normiert auf 100 Prozent

Auswirkungen von Videokonferenzen im beruflichen Kontext

Das Institut für Beschäftigung und Employability IBE hat eine Studie zur sogenannten Zoom-Fatique5 durchgeführt.

Der Begriff Zoom-Fatigue steht stellvertretend für Müdigkeit und Erschöpfung durch virtuelle Kommunikationsplattformen im Allgemeinen.


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Quellen bis hierher

1 https://www.quarks.de/gesellschaft/psychologie/so-sehr-kann-uns-einsamkeit-krank-machen/
2 https://psychiatrietogo.de/2012/02/04/die-5-wirkfaktoren-der-psychotherapie-nach-klaus-grawe/
3 RAUEN Coaching-Marktanalyse 2021, www.rauen.de/cma/
4 ZOOM-Fatique (2020), Institut für Beschäftigung und Employability IBE
5 Studie ZOOM-Fatique (2020), Institut für Beschäftigung und Employability IBE