Teamcoaching und -entwicklung
Inspiriert durch „The five Dysfunctions of a Team”, „Spotify Health Check”, „Atlassian Health Monitor” und Scrum Retrospektiven.
Abschlussarbeit von Maren Kranenberg, als PDF lesen
Einleitung
Ein Team ist mehr als die Summe der einzelnen Teammitglieder. Ein gutes Team hat das Potential deutlich mehr zu leisten, als jede|r einzelne für sich.
Diese Tatsache verdeutlicht, warum Teamentwicklung und Coaching eine wichtige Methode zur langfristigen Steigerung der Produktivität ist. Sie ermöglicht es, eine reibungslose Zusammenarbeit zu gestalten, bei der Abläufe effizient verbessert werden und sich Strukturen innerhalb des Teams entwickeln und optimieren können. Es führt zu einer vertrauensvollen, ressourcen- und lösungsorientierten Kultur.
Während sich ein Team entwickelt, durchläuft es gemäß Tuckman fünf Phasen1. Jede Phase beschreibt dabei einen Fortschritt in der Entwicklung hin zu einem gesunden und performanten Miteinander.
Das Modell wurde 1965 vom Psychologen Bruce Tuckman entwickelt und besteht aus vier Phasen (Forming, Storming, Norming, Performing).
Es wurde im Artikel „Developmental sequence in small groups”2 veröffentlicht. Im Jahr 1977 ergänzte Tuckman mit seiner Kollegin Mary Ann Jensen die fünfte Phase – Adjourning.
Verschiedene Entwicklungsmethoden können Teams in den einzelnen Phasen bei einer kontinuierlichen Verbesserung unterstützen.
In der ersten Phase (Forming) ist es hilfreich, klare Strukturen zu haben. Es ist wichtig, dass sich das Team kennenlernt, die Rollen definiert und herausfindet, wie es gut und gerne zusammenarbeiten möchte.
Zur bestmöglichen Unterstützung der Mitglieder, ist es hilfreich zu wissen, was es bedeutet, ein gesundes und gutes Team zu sein. Vor allem in der Softwareentwicklung existieren bereits durch das Messen von Metriken verschiedene Möglichkeiten die Performanz und andere leistungsbezogene Zustände einer Gruppe herauszufinden. Aspekte, die weniger Beachtung finden, sind menschenbezogene Metriken oder Indikatoren, die auf die Bedürfnisse des Teams ausgerichtet sind, wie beispielsweise die Zufriedenheit und das Wohlbefinden.
Ein Team Health Check hilft dabei, wichtige Indikatoren zu definieren und diese kontinuierlich zu überprüfen.
Es werden dabei Stärken und Schwächen identifiziert, welche mit Hilfe der Visualisierung verschiedener Zustände sichtbar gemacht werden. Somit wird der Status Quo der Zusammenarbeit eingeschätzt, besprochen und anschließend Maßnahmen zur Verbesserung entwickelt, die in der nachfolgenden Zeit umgesetzt werden.
Die Methode hilft den Mitgliedern zu verstehen, was ihre Zufriedenheit innerhalb der Gruppe bestimmt und wie sie diese verbessern können.
Der Team Health Check als Methode
Bei der Entwicklung eines neu zusammengestellten Teams hin zu einem performanten Team, werden nach Tuckman fünf verschiedene Phasen durchlaufen (Forming, Storming, Norming, Performing und Adjorning).
Für die Entwicklung bzw. auch das Coaching gibt es verschiedene Methoden und Möglichkeiten Teams bestmöglich auf dem Weg zu einer zufriedenen und performanten Gruppe zu unterstützen. Im agilen Arbeitsumfeld gibt es etablierte Methoden, die Teams zum Reflektieren ihrer Prozesse anregen und eine kontinuierliche Verbesserung ihrer Arbeitsweise anstreben.
Ein regelmäßiges (i.d.R. alle 2-4 Wochen) Meeting dafür ist die Retrospektive. Das Ziel dabei ist es, die Zusammenarbeit und damit die Prozesse kontinuierlich zu überprüfen und zu verbessern. Um dies zu erreichen, prüft und diskutiert das Team, wie die letzten Wochen (Sprint) verlaufen sind, um Ideen und einen Plan zur Verbesserung der kommenden Wochen (nächster Sprint) zu erhalten. Am Ende der Retrospektive hat das Team SMARTe-Ziele entwickelt, die im nächsten Sprint umgesetzt werden und die Zukunft positiv gestalten.
Was ist ein Team Health Check und warum ist es eine hilfreiche Methode?
Ein Team Health Check kann als eine spezielle Art der Retrospektive oder auch als ein Selbstevaluierungsworkshop gesehen werden.
Es gibt einige Metriken, die in Softwareteams, aber sicherlich auch in anderen Teams gemessen werden können und die Auskunft darüber geben, wie gut die Leistung ist. Beispielweise werden häufig die Geschwindigkeit, das Verhältnis zwischen Featureund Fehlerrate, Kundenfeedback, oder andere technische Themen, wie von Management 3.0 beschrieben3, gemessen. Viel komplexer ist es aber heraus zu finden, wie das Team zusammenarbeitet und was es dazu benötigt.
Ein Team Health Check hilft dem Team zu evaluieren, wie es sich in Bezug auf eine Vielzahl von Themen wie z.B. Spaß, Vertrauen, Stress oder Feedback fühlt. Das Ergebnis der Evaluation führt zu einem Erkenntnisgewinn und bringt das Team, als auch ihre Leitung dazu, Verbesserungsmaßnahmen zu identifizieren und umzusetzen. Ein Coach hilft durch die Methode zu führen achtet dabei auf die Bedürfnisse alle Teammitglieder.
Es ist eine Methode zur Erforschung und Verbesserung der Gesundheit und Zufriedenheit eines Teams und gibt Orientierung, welche Themen weiterzuentwickeln sind, um erfolgreicher zusammenarbeiten zu können.
Wofür die Methode nicht genutzt werden soll
Ein Gesundheitscheck-Modell ist weder ein Wettbewerb noch ein Vergleich zwischen Teams. Wenn Team A überwiegend grün und das von Team B überwiegend rot ist, bedeutet das nicht, dass Team A „besser“ ist. Es könnte genauso gut bedeuten, dass Team A einen einfacheren Kontext oder eine optimistischere Perspektive hat oder, dass Team B ehrlicher mit seinen Problemen umgeht.
Entwicklung meiner eigenen Team Health Check Methode
Die in der Ausbildung zum Systemischen Coach gelernte Haltung, die verschiedenen Methoden und Fragestellungen, ermöglichen mir auch im Kontext mit Teams die Weiterentwicklung Einzelner, als auch die Verbesserung der Zusammenarbeit in Teams. Mit den neu gewonnenen Erkenntnissen, habe ich diese Methode für Teams entwickelt.
Eine Team Health Check Methode, gibt es in unterschiedlichen Modellen. Ich habe mich überwiegend von drei verschiedenen Methoden bei der Entwicklung meines eigenen Team Health Checks inspirieren lassen.
Nachdem ich vor einigen Jahren das Buch „The five Dysfunctions of a Team“ von Patrick Lencioni4 gelesen habe, wandte ich diese Methode bei Teams an. Er stellt fünf Dysfunktionen einer Gruppe als Pyramide dar, welche aufeinander aufbauen und sich gegenseitig beeinflussen. Weitere Inspiration gab mir das „Squad Health Check Model – visualizing what to improve“ von Spotify5.
Die Grundversion des Modells besteht aus 10 Indikatoren, in welchen sich das Team selbst bewertet. Repräsentiert werden die Indikatoren durch Karten mit einem Beispiel für eine gute und schlechte Bewertung des Indikators. Zur Bewertung werden drei Kategorien (Gut, Mittel, Schlecht) sowie die Tendenz und 10 Indikatoren (Easy to release, Suitable process, Code base health, Delivering value, Speed, Mission, Fun, Learning, Support, Pawns or players) vorgeschlagen.
Die dritte Methode, die ich zur Inspiration genutzt habe, ist der „Team Health Monitor“ von Atlassian6. Er bietet eine Methode zur Bewertung des Zustands von acht Indikatoren, die Atlassian als lehrreich für die Selbsteinschätzung von Teams empfunden hat. Bewertet werden diese durch eine Selbsteinschätzung – Daumen hoch/grün, Daumen zur Seite/gelb, Daumen runter/rot. Des Weiteren habe ich das Format der Scrum Reprospektiven bei der Entwicklung berücksichtigt.
Quellen
1 S. T. D. L. Tißen N., „Forming, storming, norming, performing: In 4 Phasen zum perfekten Team,“ 2021. [Online]. Available: https://www.me-company.de/magazin/forming-storming-normingperforming/.
2 B. W. Tuckman, „Developmental sequence in small groups,“ Psychological Bulletin, Nr. 63(6), p. 384–399, 1965.
3 Andy Clef – Management 3.0, „andycleff,“ [Online]. Available: https://www.andycleff.com/wpcontent/uploads/2019/09/Metrics-3.0-M3.0-v3.pdf.
4 P. M. Lencioni, The Five Dysfunctions of a Team: A Leadership Fable, Jossey-Bass, 2002.
5 H. Lindwall und K. Kniberg, „engineering.atspotify.com,“ Spotify, 16 September 2014. [Online].Available: https://engineering.atspotify.com/2014/09/squad-health-check-model/.
6 „atlassian,“ [Online]. Available: https://www.atlassian.com/team-playbook/health-monitor.