Tandem Coaching

Abschlussarbeit von Jutta Ferreira und Micha Forsch, als PDF lesen


Einleitung

Das Thema dieser Arbeit beschäftigt sich mit der Frage in wie fern ein Coaching, durchgeführt von zwei Coaches (Tandem Coaching), einen Mehrwert darstellen kann im Vergleich zum konventionellen Coaching mit nur einem Coach.

Welche grundlegenden Voraussetzungen müssen dafür gegeben sein?

Was für Vor- und Nachteile ergeben sich bei einem Tandem Coaching und welche Herausforderungen und Schwierigkeiten können auftreten?

Sind Methoden wie GROW einfach abzuleiten oder müssen alle bewährten Strukturen des systemischen Coachings beim Tandem Coaching angepasst werden?

Wer führt das Gespräch und wie kann der Kontakt zum Klienten aufgebaut werden zwischen allen Parteien?

Diese und viele weitere Fragen stellen sich, wenn man von der Idee des Tandem Coachings zur Praxis übergeht.

Die Idee selber ist uns auf dem Weg der Ausbildung eher zufällig begegnet und uns seitdem nicht mehr aus dem Kopf gegangen.

Das erste gemeinsame Coaching war für alle Seiten sehr inspirierend und die anschließend positive Rückmeldung des Klienten war unsere Motivation dieses Thema genauer zu beleuchten.

Unserer Meinung nach beinhalten „Tandemcoachings“ ein enorm hohes Potential an Möglichkeiten den Klienten noch besser zu verstehen, ihn in seiner Reflexion zu begleiten, neue Handlungsfähigkeiten zu schaffen und das „Ich“ des Klienten gemeinsam zu stärken.

Methoden wechselseitig anzuwenden, sich gegenseitig zu Ergänzen und sich über Wahrnehmungen kontinuierlich austauschen zu können, führen zu einem sehr guten Gefühl der Zielerreichung auf beiden Seiten, die des Klienten und die der Coaches.

Jeder der beiden Coaches findet im Coaching Prozess genügend Ruhepausen zum Zuhören und Lesen des Klienten zwischen den Zeilen.

Die Coaches bilden letztendlich ein Team, in dem sie sich den Ball zu spielen, um den Rahmen für die Zielfindung und Lösungswege des Klienten zu schaffen und den Auftrag in hohem Maße zu erfüllen.

Aber wohin führen alle diese theoretischen Überlegungen am Ende wenn wir es nicht ausprobieren und welche Klienten profitieren am meisten von einem Tandem Coaching?

Zu dieser Frage haben wir in den vergangenen Wochen verschiedene Coachings mit Klienten durchgeführt und uns letztendlich dazu entschieden, uns schwerpunktmäßig zunächst auf Ehepaare zu konzentrieren.

Die Protokolle von insgesamt 2 Tandem Coachings (mehrere Sitzungen) sind Teil dieser Arbeit und sollen dazu dienen die theoretischen Ansätze, Fragen und Gedanken am Beispiel zu erörtern.

Voraussetzungen für ein Tandem Coaching

Die wichtigste Voraussetzung für ein Tandem Coaching ist natürlich, dass der Klient mit dieser Form des Coachings einverstanden ist.

Ohne die bewusste Zustimmung sich selbst offen zu reflektieren im Beisein von insgesamt zwei Coaches, gelingt es sicher nicht den Klienten in eine für ihn vertrauensvolle Umgebung zu begleiten.

Für ein erfolgreiches Tandemcoaching gibt es ansonsten wie auch bei jedem konventionellen Coaching grundsätzliche Voraussetzungen gegenüber dem Klienten, ohne die ein Coaching nicht zufriedenstellend gelingen kann.

Diese Grundvoraussetzungen sind:

• Kontakt – Haltung – Demut

• Aktives Zuhören, Empathie

• Pacing

• „Ich bin ok – Du bist ok“ aus dem OK-OK Modell nach Thomas Harris

Diese Voraussetzungen sind grundsätzlich immer notwendig, um einen Klienten zu seiner Lösung zu führen.

Bei einem Tandem Coaching kommt nun noch eine Komplexitätsstufe hinzu, i.e. das Verhalten von den Coaches untereinander.

Was würde zum Beispiel passieren, wenn die beiden Coaches in keinem guten Verhältnis zueinander stehen?

Was passiert, wenn einer dem anderen ins Wort fällt?

Was löst es in dem Klienten aus, wenn er fühlt, dass hier ein Ungleichgewicht vorherrscht?

Es würde vermutlich dazu führen, dass der Klient von seiner Lösungsfindung abgelenkt wird und das Coaching nicht erfolgreich durchgeführt werden kann.

Kontakt, Haltung und Demut sind dabei also zwischen den Coaches genauso erforderlich wie zum Klienten selber.

Ohne Respekt, Wertschätzung und Toleranz untereinander können zwei Coaches niemals den Klienten in eine angenehme Atmosphäre führen.

Hierzu sollten die Tandem Coaches eine ausgewogene Beziehung zueinander herstellen können.

Auch erfordert ein Tandem Coaching die Notwendigkeit von Absprachen vor und nach dem Coaching zwischen den Coaches. Es sollte daher zusätzliche Zeit vor und nach einem Coaching eingeplant werden um sich miteinander abzustimmen.

Herausforderungen an die Coaches

Die größte Herausforderung ist sicher das Interagieren zwischen allen Beteiligten. Hier ist nicht nur das Pacing zum Klienten im Vordergrund, sondern auch die Verbindung zum Tandemcoach.

In unseren Tandemcoachings hatten wir es zudem mit 2 Klienten zu tun, deren Standpunkte sehr unterschiedlich waren.

Aktives Zuhören nur dem Klienten gegenüber ist hier nicht ausreichend. Sollten Unklarheiten zwischen den beiden Coaches bestehen, ist auch hier aktives Zuhören ein sinnvolles Mittel, um Absichten zu erkennen.

Dabei ist natürlich der Klient niemals aus dem Fokus zu verlieren.

Der zusätzliche Gewinn an Ideen, Interpretationen, Fragestellungen, Thesen und Gedanken zum Thema durch den Tandemcoach kann auch zu einer Herausforderung werden, wenn die Coaches nicht immer wieder durch Ihre Haltung und Demut gemeinsam den Kontakt aufrecht halten.

Ständige dissoziierende Beobachtung und Beurteilung der eigenen Haltung ist damit eine zusätzliche Herausforderung.

Stehe ich in diesem Kontext ohne Vorurteile oder Festlegung meiner eigenen Wirklichkeit offen den Klienten und dem Tandemcoach gegenüber?

Diese Herausforderungen erinnern an die Methode „Reflecting-Team“, bei dem ebenfalls zusätzliche Coaches den Horizont des Hauptcoaches und des Klienten durch eigene Ideen und Thesen erweitern.

Natürlich ist dies nicht neu im Tandemcoaching angesiedelt.

Aber wie bereits erwähnt, ist hier nicht nur der Klient als Gegenüber zu beachten, sondern in unseren ersten Coachings immer 3 Personen (2 Klienten und der Tandemcoach).

Auch besteht die Gefahr, dass der Klient mit einem der beiden Coaches mehr sympathisiert als mit dem anderen.

Vielleicht entsteht sogar eine Überkreuz Situation, die schnell zu einer Veränderung des Wohlgefühls der Klienten aber auch der Coaches führen kann.

Die Professionelle Umgangsweise der Coaches untereinander und auch zu den Klienten ist hier zwingend erforderlich um das Gesamtziel zu erreichen.

Alles im allem sind wir der Meinung, dass die Coaches als Team harmonieren müssen und besonders emphatisch sein sollten um jegliche Veränderung früh zu erkennen und entsprechend handeln zu können.

Ablaufbeschreibung eines Tandemcoachings

Die Gesprächsstruktur ist gemeinsam aufzubauen und durchgehend in Einklang zu halten. Wir halten es für sinnvoll uns in der Ziel-/Auftragserarbeitung an eine Methode zu halten und haben uns für das GROW Modell entschieden.

Dieses wird noch einmal unter Punkt 5. erörtert.

Die Zielfestsetzung sollte gemeinsam erarbeitet und die Übereinstimmung erzielt werden in dem Gefühl und der Überzeugung, dass der Klient das richtige und passende Ziel für sich erarbeitet hat.

Es ist die Methodik für den Klienten während des Coachings auszuwählen oder aber zu erahnen worauf der Tandempartner eventuell abzielt.

Eine Nachbesprechung bzw. Austausch über den Ablauf, die verschiedenen Sequenzen, die erlebten Situationen, die Wahrnehmungen der Coaches bezüglich des/der Klienten Erörterung der weiteren „Vorgehensweise“ im Hinblick auf eventuelle Einzelcoachings, bzw. der Zusammensetzung Coach und Klient, z.B. Einzelcoaching Coach1 mit Klient2 oder Coach2 mit Klient2 usw.

Die Vorteile und Stärken haben wir anhand von der Methode GROW beleuchtet.


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