Schweigen ist Kommunikation

Abschlussarbeit von Sonja Augustin, als PDF lesen


Einführung

Es gibt viele Werkzeuge, die in der Kommunikation Anwendung finden. Diese sollen dabei helfen die unterschiedlichen Parteien zu unterstützen und bestenfalls auf dieselbe Ebene zu bringen, damit eine Kommunikation auf Augenhöhe stattfinden kann.

Dabei kann die Kommunikation auf verschiedenen Arten durchgeführt werden.

Nicht nur ein gesagtes Wort dient der Kommunikation, ebenso oder sogar noch wichtiger sind die Wahrnehmung von Geruch, Mimik und Gestik meines Gegenübers.

In dieser Arbeit soll das bewusste Schweigen als Tool der Kommunikation genauer betrachtet werden.

Was kann Schweigen bedeuten und was kann es meinem Gegenüber suggerieren.

Wie kann man es sinnvoll einsetzen und welche positiven und negativen Aspekte sollten bedacht werden.

Definition

Schweigen ist eine nonverbale Art zu kommunizieren.

Dabei wird kein Wort gesprochen oder Ton erzeugt.

Was steckt hinter dem Schweigen

Die Definition ist kurz und knapp und dennoch gibt es wohl kaum ein Tool, welches so viel Interpretationsspielraum für sein Gegenüber zulässt.

Hinter einem Schweigen kann eine Absicht stecken, auf jeden Fall hat es für das Gegenüber eine Wirkung.

Was dem Grundsatz „Wir können nicht, nicht kommunizieren.“ entspricht.

Negative Wahrnehmung

Beginnen wir diesen Abschnitt mit einem Beispiel.

In der Arbeitswelt treffen sich zwei Gruppen. Es soll ein neues Bauprojekt besprochen werden, wobei eine Partei der Auftraggeber und die andere, der Auftragnehmer sein soll. Das Bauprojekt ist nicht einfach umzusetzen und es werden die einzelnen Schwierigkeiten detailliert aufgezählt und Lösungsvorschläge seitens des Auftragnehmers aufgeführt.

Es findet eine rege Diskussion zwischen den beiden Gruppen statt. Der offene Austausch führt zu einer positiven Stimmung innerhalb der Gruppe.

Jedoch befindet sich eine Person unter den Auftraggebern, die sehr schweigsam ist. Die Person nimmt keine Stellung und beteiligt sich an keiner Diskussion.

Auch die Verabschiedung nach dem Treffen ist knappgehalten, mit einem Händeschütteln und einem Abschiedsgruß.

Wie könnte dieses Verhalten nun auf die Menschen wirken?

Es könnte als arrogant, verschlossen, uninteressiert, abneigend wirken

Was machen diese Gefühle mit den Menschen?

Sie könnten verunsichert sein, sich herabgesetzt und minderwertig fühlen, vielleicht sogar verängstigt sein.

Warum kann es zu negativen Gefühlen führen

Viele Verhaltensmuster und Prägungen entstehen in unserer frühen Kindheit.

So kann eine negative Wahrnehmung des Schweigens, dort ihren Ursprung finden.

Die erste Kommunikation mit einem Kleinkind beruht zumeist auf Fragen. Kann das Kind die ersten Worte und Sätze sprechen wird ihm beigebracht, dass man einem Besucher mit einem Gruß begegnet.

Auch die Abschiedsrituale werden wie ein Mantra abgespielt.

Möchte man mit dem Kind in Kontakt treten und eine Beziehung aufbauen, so beginnt man mit einer Frage. Dies soll Interesse bekunden und die Grundlage des Vertrauens bilden.

Man lehrt Kindern, dass das Ausbleiben einer Antwort, unhöflich ist und tadelt dieses dafür. So prägen wir uns ein, zu grüßen, sich zu verabschieden, sich zu bedanken und auf Fragen zu antworten.

Wir lernen, dass der Umgang miteinander von einer offenen Kommunikation lebt und dies positiv ist.

Dies sind allgemein gültige Verhaltensregeln. Trifft man nun auf eine Person, die das gelernte nicht spiegelt, haben wir nicht gelernt, wie wir darauf zu reagieren haben, noch was es bedeuten könnte.

Dies führt zwangsläufig zu einer Verunsicherung.

Des Weiteren wird das Schweigen innerhalb der Erziehung eingesetzt, wenn Kinder als nervig empfunden werden. Stellen sie zu viele Fragen, geben sie keine Ruhe, machen sie etwas falsch, werden die Kinder ignoriert und angeschwiegen.

Als Kind empfindet man dies gewiss als Bestrafung, so lernen sie, dass sie sich gerade nicht angemessen verhalten aus Sicht der anderen Person. Sie werden anfangen ihr Verhalten zu ändern, um wieder eine sprachliche Kommunikation aufzunehmen.

Recherchiert man das Thema „Schweigen“, erhält man viele Videos, Artikel, Foren, in denen es als Waffe bezeichnet wird.

Der Begriff „Silent Treatment“ taucht häufig auf.

Was bedeutet dieser Begriff?

Silent Treatment wird mit der Kommunikation der Narzissten in Verbindung gebracht. Diese setzen das Schweigen und damit das Ignorieren des Gegenüber ein, um eine Abgrenzung und Ausgrenzung zu schaffen.

Ein Narzisst duldet keine andere Meinung neben der eigenen, sieht sich als Mittelpunkt der Welt und bedeutsamste Person.

Nach Definition bedeutet „Silent Treatment“ eine bewusste Verweigerung der sprachlichen Kommunikation mit einer Person, die reden möchte.

Hegt man mit einer Person eine emotionale Bindung, kann das Verweigern der Sprache sehr verletzen. Gerade in Verbindung mit einem Narzissten werden wir an die Erziehungsmuster erinnert, in denen das Verweigern von Sprache dazu dienen sollte, unser Tun und Denken zu verändern.

Es wird einem suggeriert, etwas falsch gemacht zu haben. Um dieser Person wieder näher zu kommen, müssen wir uns anpassen.

Ein einseitiges Abbrechen der Sprache schürt unsere Ängste, denn was wir nicht verstehen und nicht hinterfragen können, führt zu Interpretation und Ängsten. Entzieht der Partner oder Freund sich einem, könnten Verlustängste groß werden.

Es gibt demnach viele negativen Aspekte des Schweigens, da sie viel Spiel zur Interpretation geben, man sich ausgeschlossen fühlt, unbeachtet und vielleicht sogar minderwertig.

Positive Betrachtung des Schweigens

Neben all den negativen Aspekten sollen hier jedoch auch die positiven Aspekte aufgeführt werden.

Schauen wir uns dazu noch einmal das Beispiel von oben an, der schweigsame Auftraggeber.

Was könnte hinter seinem Schweigen noch gesteckt haben?

Vielleicht waren ihm die Schwierigkeiten des Bauvorhabens sehr bewusst und er musste erst darüber nachdenken, um sich eine Meinung dazu zu bilden. So könnte er als besonnen gelten. Natürlich kann sein Verhalten auch private Gründe haben, die ihn ablenken.

Wer kennt es nicht, es entsteht ein Schweigen und man fühlt sich gezwungen dieses zu brechen und plappert drauf los. Oder man sagt Dinge, die lieber ungesagt bleiben. Man spricht, ohne darüber nachgedacht zu haben.

Wünscht man sich dann nicht, man hätte besser geschwiegen.

Ein schweigsamer Mensch wird als ruhig angesehen. Wer Ruhe ausstrahlt wird meist als wohltuend und vertrauenswürdig wahrgenommen.

Menschen die als gute Zuhörer gelten, sind schweigsam.

So wird einem vermittelt, dass derjenige voll und ganz bei einem ist und man die volle Aufmerksamkeit genießt.

Wer hat noch nicht von den Schweigeklöstern gehört. Menschen, die sich gestresst fühlen und zur Ruhe kommen wollen, kommen hier hin. Es gibt Seminare wie Yoga und Achtsamkeit, die dort durchgeführt werden.

Der andere fährt vielleicht in eine kleine Hütte am See oder in den Wald, um seine Ruhe zu bekommen und sich dem Schweigen zu ergeben.

So könnte man sagen, dass Schweigen auch als Erholung wahrgenommen wird.


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Quellenangaben

https://www.viabilia.de/konfuzius/
https://de.wikipedia.org/wiki/Schweigen
https://www.piwinger.de/aktuell/Schweigen.html