Abschlussarbeit von H. Josef Kames, als PDF lesen
Marktanalyse (eigene Hypothese)
In NRW leben derzeit rund 18 Mio. Menschen. Davon ca. 1,4 Mio. im Alter zwischen 60 und 65 Jahren.
Hiervon wiederum ca. 500.000 Beamte und Angestellte. (Mikrozensus 2018 im Anhang).
Neben der demographisch geplanten Zahl der Renteneintritte wird sich der Trend, dass Arbeitnehmer/innen schon vor Erreichen des offiziellen Rentenalters (66 +) in Ruhestand gehen erstmal weiter fortsetzen.
Nach eigenen Einschätzungen werden ca. 50% dieser (werdenden) Rentner/innen mehr oder weniger (mental) unvorbereitet aus dem regulären Arbeitsleben ausscheiden.
Hierbei werden die ehemals „Werktätigen“ vermutlich diese Situation am besten meistern, da sie ohnehin häufig schon in Vereinen aktiv sind und vielfach Hobbies nachgehen, was sie dann im Ruhestand weiterführen oder sogar noch intensivieren können.
Die, die als Topmanager unterwegs waren, werden auch im Ruhestand eigenständig genügend Ideen und Geld haben, um ihre dann entstehende Freizeit interessant gestalten zu können.
Am stärksten „getroffen“, so die eigenen Recherchen, von einem mehr oder weniger geplanten Ruhestand werden daher die Berufsgruppen Tarif-Angestellte, Außertarif Angestellte und Beamte sein, was auch gleichzeitig die Gruppe derer darstellt, die ein Coaching zur Bewältigung ihrer „Lebenskrise“ ggf. zu Rate ziehen werden.
Bei dieser Gesellschaftsgruppe (genügend Geld aus Rente und Rücklagen, vormals lange Arbeitszeiten und wenig Freizeit, ans Geld ausgeben gewöhnt, vormals in Führungsposition) ist daher ein hohes Potential für systemisches Coaching zu erwarten.
Hintergrundinformationen für Jung-Coaches (Coaches im „noch nicht Rentenalter“)
Die Anfrage nach einem Coaching von potentiellen Klienten im Rentenalter stößt (nach eigenen Erfahrungen) womöglich bei dem ein-oder-anderen (Jung-) Coach auf ein gewisses Unbehagen da er / sie sich mit diesem Personenkreis bis dato, bewusst oder unbewusst, noch nicht beschäftigt hat.
Daher ein paar Hintergrundinformationen „aus eigener Erfahrung“, um als (unerfahrener) Coach entspannt der ersten Begegnung entgegen zu gehen.
Prinzipiell und grundsätzlich und selbstverständlich gibt es beim Coaching in diesem Bereich absolut keinerlei Unterschiede zum Coaching in irgendeinem anderen Bereich.
Und es gilt:
Ich, als Coach, habe keinerlei Wissen über die Situation und das Problem der Klientin oder des Klienten und ich habe auch keine vorgefertigte Idee für eine Lösung.
„Aber ich bin sehr interessiert an der Klientin/ dem Klienten, ihrem / seinem Problem und daran, gemeinsam mit ihm / ihr eine Lösung zu erarbeiten.“
Die 5 Säulen unserer Identität helfen uns unser Leben glücklich und erfolgreich zu meistern.
Je nach Lebenssituation und Alter sind die einzelnen Säulen unterschiedlich stark ausgeprägt. Sie können uns aber im Zusammenspiel ausreichend Halt geben.
Mit Eintritt in die 3te Lebensphase kann nun aber dieses System ins Wanken geraten. Die Säule „Arbeit und Leistung“, die in der 2ten Lebensphase meist den größten Raum eingenommen hat, scheint völlig wegzubrechen.
Häufig bricht damit auch noch ein Großteil der Säule „soziale Beziehungen“ weg.
Hinzu kommt zu guter Letzt die Selbstwahrnehmung, dass der eigene Körper mit zunehmendem Alter an Leistungsfähigkeit abnimmt und die ein-oder-andere Krankheit die Lebensfreuden reduziert.
Somit bleiben von den 5 soliden Säulen möglicherweise nur noch 2 erhalten, insofern die materielle Sicherheit durch Rente und / oder weitere Rücklagen gewährleistet ist. Aber auch das ist möglicherweise nicht immer gegeben.
Somit stehen werdende Rentner vor einer der größten Änderungen ihres Lebens. In dieser Situation kann „Hilfe zur Selbsthilfe“ einer neutralen außenstehenden Person (z.B. ein systemischer Coach) dazu beitragen, dieser Lebensphase freudig entgegen zu sehen.
Phasen des Coachings, generelle Vorgehensweise
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- Begrüßung (Einstieg ins Coaching-Gespräch, SmallTalk, gegenseitiges Kennenlernen)
- Problemschilderung (aus Sicht der Klientin / des Klienten)
- Zieldefinition, Auftragsklärung (unbedingt klare Absprachen mit den Klienten treffen!)
- Lösungsfokussierung
- Lösungsgestaltung / Erarbeitung
- Festlegung konkreter Maßnahmen
Hilfreiche Tools:
– Coaching Haus
– GROW-Modell
– 5 Säulen der Identität
– Lebensrad
– inneres Team
– Kernquadrat
– narrativer Ansatz
– Wunderfrage
Das Coaching Haus
– Methode zur Auftragsklärung und Zielformulierung
– Graphische Hilfestellung für Coachee und Coach
Das GROW Modell
(Goal-Reality-Options-WrapUp) (konzeptionelle Stütze für den Coach zur Verwendung im kompletten Coaching Prozess)
G: Was ist ihr Anliegen? Wie kann ich Sie als Coach unterstützen?
R: Wie ist die Situation jetzt?
O: Welche Lösungsmöglichkeiten sehen Sie?
W: Was möchten Sie jetzt bis wann tun?
Die 5 Säulen unserer Identität
(Zur Verwendung bei der Problemschilderung, ggf. auch für die Zieldefinition und Lösungsfokussierung)
Die 5 Säulen tragen uns und bieten uns die Ressourcen die wir benötigen, um schwierige Situationen und Belastungen gut zu überstehen. Bricht eine der Säulen weg, kann / wird dies zu einer Krise führen.
(Zitat von Hilarion Petzold)
Das Lebensrad
– Dient der Bestandsaufnahme und Erarbeitung neuer positiver Zukunftsperspektiven
– Die Klientin / der Klient malt zuerst das Lebensrad seines Ist- Zustands, dann das ihres / seines Wunsch-Zustands mit den entsprechenden Wertigkeiten
Das innere Team
Zur Verwendung im kompletten Coaching Prozess. Auseinandersetzung mit Problemen aus verschieden Perspektiven
Zur Problemschilderung
▪ Welche inneren Impulse nehmen Sie wahr?
▪ Welchen Namen könnte man diesem Anteil geben?
▪ Welcher Anteil ist noch beteiligt?
▪ Wer ist noch für das Ergebnis verantwortlich?
▪ Wer hat gerade „das Sagen“ im Team?
▪ Gibt es noch eine leise Stimme?
▪ Was ist der positive Beitrag / Absicht dieses Anteils?
▪ Wie ist die Beziehung untereinander?
▪ Wer steht auf welcher Seite?
▪ Welche Historie gibt es?
▪ Welche Stimme darf auf keinen Fall überhört werden?
▪ Setzen Sie sich einmal auf den Stuhl von X, Y, Z! Was sagt die Stimme X, Y, Z, …?