Abschlussarbeit von Saskia Macht, als PDF lesen
Es ist nicht so, dass das Universum uns nicht aufwecken will, wir sind nur nicht gut darin, schnell die Schlummertaste zu drücken.
Brené Brown
Resilienz
Resilienz hat jeder sicherlich schon einmal gehört. Es ist heute schon fast ein Modewort – jeder spricht darüber, aber die wenigsten Menschen beschäftigen sich mit dem tieferen Sinn oder leben gar danach.
Wörtlich übersetzt aus dem Lateinischem bedeutet „resilire“ so viel wie abprallen oder zurückspringen.
Doch was genau soll eigentlich an uns abprallen?
Oder wovor muss ich zurückspringen?
Resilienz ist in meinem Verständnis die psychische Widerstandskraft unseres Seins – die Kompetenz Krisen zu meistern, indem ich auf vorhandene Ressourcen zurückgreife und diese Krisen oder Probleme nicht als unüberwindbare Hindernisse betrachte – sondern als Chancen zum persönlichen Wachstum.
Es ist ein bisschen wie beim Phönix und der Asche – erst verbrennen um dann wieder neugeboren zu werden und heller zu erstrahlen als zuvor.
Zugegeben – das ist sehr dramatisch formuliert – zu verbrennen würde bedeuten, dass der Zusammenbruch schon eingetreten ist – aber unser Leben verläuft nun einmal nicht geradlinig und unsere heutige Gesellschaft ist nicht auf den Erhalt einer gesunden Lebensführung ausgelegt.
Vielmehr werden wir regelrecht ermutigt und angespornt immer mehr zu leisten – auch über unsere Belastbarkeit hinaus.
Beschäftigt zu sein ist ein Wert geworden, der erstrebenswert scheint.
Es wird als Glanzleistung angesehen, wenn wir unsere Urinstinkte nach Ruhe und Erholung ignorieren und stattdessen immer mehr Arbeit mit nach Hause nehmen oder versuchen einem Job gerecht zu werden, der definitiv eher für drei als für einen einzelnen ausgelegt ist.
In einer Gesellschaft zu leben, die sehr von „Haben wollen“ oder „Höher, schneller, weiter“ geprägt ist – die uns keinen Raum lässt, zur Ruhe zu kommen – stellt unseren Körper sowie unseren Geist jeden Tag vor eine Herausforderung.
Und versetzt uns in Stress.
Stress, den wir nicht sofort erkennen oder bemerken, den wir mit einer ungeduldigen Handbewegung aus unseren Gedanken verscheuchen und den wir auch nicht sehen oder spüren wollen.
Weder emotional noch körperlich.
Oft ignorieren wir aufkommende Beschwerden oder Wünsche – weil wir keine Zeit haben uns damit zu beschäftigen.
Dieser Raubbau an unserer körperlichen und geistigen Gesundheit führt leider heute immer öfter zum Zusammenbruch. Weil wir verlernt haben, unseren Instinkten zu vertrauen und ihnen Raum zu geben.
Unser Körper und unser Geist sind die Grundlage unserer Existenz – unser wichtigstes Werkzeug und unser größtes Gut.
Warum nehmen wir uns also nicht einfach das was wir benötigen, um gesund zu bleiben oder zu werden?
Die Antwort liegt auf der Hand:
Weil wir schlichtweg nicht mehr wissen oder spüren was wir brauchen. Wir haben die Empathie für uns selbst verloren.
Und genau an dieser Stelle kann uns Coaching helfen, Menschen wieder auf den Weg der Gesundung zu bringen – sie zu ermutigen und zu stärken. Sie zurückzuführen zu ihren Bedürfnissen, ihnen Kraft zu geben und sich selbst zu heilen.
Die sieben Säulen der Resilienz veranschaulichen hier, welche Faktoren wir im Coaching beeinflussen können:
Die Psychoanalytikerin Clarissa Pinkola Estes hat einmal folgendes gesagt:
Der Körper ist kein doofes Ding von dem wir uns befreien müssen. Mit der richtigen Einstellung wird er zur Rakete, zu einer Abfolge atomarer Kleeblätter, einem Geflecht neuronaler Nabel zu anderen Welten und Erfahrungen.
Wenn wir es also wieder schaffen, unseren Körper und unseren Geist in Einklang zu bringen – sind wir am stärksten – und somit auch resilient gegenüber den Herausforderungen des Lebens.
Unser Körper und der Stress
Jahrelang angehäufter Stress ist laut dem Max Planck Institut einer der häufigsten Ursachen in unserer Gesellschaft der Hauptauslöser für teilweise schwerwiegende Krankheitsbilder – 20 % betreffen davon den Burn Out oder das „Ausgebrannt-„ oder „Erschöpftsein“.
Doch wie können wir dem vorbeugen und was genau ist eigentlich Stress?
Um Stress zu verstehen, müssen wir uns zunächst einmal unserer Physiologie widmen – welche Reaktionen in unserem Körper ablaufen und welche Auswirkungen diese haben.
Ralph De La Rosa hat in seinem Buch „Monkey Mind“ dazu geschrieben, dass unser Körper in der heutigen Gesellschaft leidet, weil er schlichtweg evolutionsbiologisch nicht für unsere heutige Welt entwickelt ist.
Das heißt, viele der in unserem Körper ablaufenden Reaktionen, die in Verbindung mit Stress stehen, dienten vor X-Millionen Jahren noch dem puren Überleben.
Ein bildhaftes Beispiel dazu wäre zum Beispiel, dass der unangenehme Chef sich ständig verbal vergreift und uns somit in Stress versetzt – Stress den wir aber in diesem Moment vielleicht aus den verschiedensten Gründen (Angst vor Verlust der Arbeit, des Gehaltes, Angst vor Gesichtsverlust) nicht auflösen können.
Wir können nicht schreiend vor unserem Chef im Sprinttempo wegrennen oder uns brüllend auf Ihn stürzen, um uns zu verteidigen und so die freigesetzten Botenstoffe die eigentlich dem Fortbestehen dienen sollen wieder neutralisieren.
Wären wir jedoch Neandertaler, dann wäre der Chef vielleicht ein Säbelzahntiger vor den wir um unser Leben fürchten müssen und der unseren Körper ebenfalls in Stress und Alarmbereitschaft versetzt.
In diesem Fall dienten unsere Stresshormone jedoch dem puren Überleben. Sie versetzten unseren Körper in die Lage Kräfte zu mobilisieren, die wir zu unserem Schutz einsetzen mussten.
Das heißt die Ausschüttung dieser Botenstoffe hatten einen direkten Zweck: Überleben.
Heute laufen noch dieselben Reaktionen in unserem Körper ab – nur muss heute niemand mehr fürchten hinter der nächsten Ecke von einem Säbelzahntiger gefressen zu werden.
Indirekt bedeutet das für unseren Körper, dass sich Stress – wenn wir denn von selbst keinen Ausgleich finden – in unserem Körper ansammelt – Ihn vergiftet und uns somit krank macht. Auf physiologischer und psychologischer Ebene.
Wir sollten also wieder lernen, unseren Körper wahrzunehmen und entsprechende Gegenmaßnahmen in die Wege zu leiten.
Resilienz bedeutet also im Zusammenhang mit Stress und Coaching, Verhaltensmuster zu entwickeln, die es unseren Klienten ermöglichen angemessen mit den Herausforderungen unserer heutigen Gesellschaft beziehungsweise Ihren persönlichen umzugehen, diese zu meistern und nicht daran zu scheitern oder zu erkranken.
Das bedeutet jedoch nicht, dass wir komplett ohne Stress leben sollen. Stress benötigen wir in gewissem Maße auch, um unseren Alltag zu bewältigen. Es bedeutet lediglich, wieder eine gesunde Balance zu finden.
Wieder in Einklang zu bringen, was ins Ungleichgewicht geraten ist.
Dazu können wir im systemischen Coaching auf einen großen Werkzeugkasten zurückgreifen, der es uns ermöglicht sowohl emotionale als auch körperliche Verhaltensmuster herauszuarbeiten und diese durch gezielte Fragestellungen aufzulösen.