Eine kleine Einführung in das Thema
und mögliche Ansätze für die Umsetzung im Coachingprozess
Abschlussarbeit von Ulrike Sperfeld, als PDF lesen
Einleitung
Aus unterschiedlichen Gründen habe ich mich dazu entscheiden Resilienz zum Thema meiner Abschlussarbeit zu machen. Zum einen wollte ich mich zur Stärkung meiner Persönlichkeit mit dem Bereich auseinandersetzen und meine eigene Resilienz stärken und erhalten. Zum anderen ist es von Vorteil sich mit der Stärkung der Resilienz zu beschäftigen, um Klienten dabei zu unterstützen, wenn sie direkt und/oder indirekt dieses Thema in die Coachingsitzung einbringen.
In dieser Hausarbeit werde ich im ersten allgemeinen Abschnitt darauf eingehen, was Resilienz ist und was nicht, welche Bedeutung die Ausprägung der Resilienz im privaten und beruflichen Kontext haben kann und wie sie entsteht. Im fünften Abschnitt beschreibe ich Faktoren, die die Resilienz verbessern können und gehe auf Beispiele zu Ihrer Stärkung ein.
Resilienz ist, meiner Meinung nach, ein Thema, bei dem es sich lohnt in die Tiefe zu gehen und sich eingehend damit zu beschäftigen.
Diese Hausarbeit dient daher nur als Einführung in diesen Bereich und zeigt erste mögliche Ansätze für die Arbeit im Coaching.
Was ist Resilienz?
Kommen wir zunächst dazu, was Resilienz bedeutet. Es gibt keine offizielle und somit einfach zu zitierende Definition des Begriffes „Resilienz“ im direkten Zusammenhang mit Coaching. In den Lehrbüchern finden sich unterschiedliche Definitionen.
Die klinische Definition lautet:
Die Resilienz beschreibt die Fähigkeit des Menschen, sich emotionalen und mentalen Belastungen zu stellen und diese zu überwinden,
und weiter:
ohne dass dadurch diesen Stress anhaltende und dauerhafte psychische Störungen entstehen, welche nach ICD-10 diagnostiziert werden können.
Zusammengefast ist gemeint: Resilienz ist die Fähigkeit, sich den verschiedenen Belastungen zu stellen, ohne an diesen zu zerbrechen oder durch diese zu erkranken. Resiliente Menschen erkranken viel seltener an Burnout oder Depression. Beides ist nach ICD-10 diagnostizierbar.
In der Umgangssprache wird Resilienz gerne als Begriff der Widerstandsfähigkeit, der Zähigkeit und auch der Robustheit betrachtet.
Das bekannte Stehaufmännchen, welches sich nach Niederlagen wieder aufmacht und die Aufgaben erneut angeht, ist ein gutes Beispiel für einen Menschen mit guter Resilienz.
Das Gegenteil von Resilienz, nennt sich Vulnerabilität. Besser bekannt als erhöhte Empfindlichkeit und Verletzlichkeit. Menschen mit einer erhöhten Vulnerabilität sind anfälliger für die oben genannten Erkrankungen und leiden oft stärker an Belastungen und hohem Druck.1
Bedeutung im persönlichen und beruflichen Leben
Eine gut ausgebildete Resilienz bereichert unser Leben und lässt uns die Herausforderungen des Alltags deutlich gelassener und erfolgreicher gegenüberstehen. Die Resilienz ist ein Geisteszustand und eine persönliche Haltung, welche den Menschen gegenüber unterschiedlichen Faktoren unempfindlicher macht. Eine gute Resilienz kann unter anderen als Schutzschild unseres Geistes und unserer Psyche dienen. Sie hilft uns in vielen unterschiedlichen Situationen.
Der Begriff Resilienz ist vielen nicht bekannt. Die Fähigkeiten dahinter aber schon. Denn wie wir auf Rückschläge, Herausforderungen und Schicksalsschläge reagieren, haben wir alle mehr oder weniger schon erlebt. Aus diesem Grund macht es Sinn einmal genauer hinzusehen, welche Rolle Resilienz in unserem Leben spielt.1
Persönlichen Schicksalsschlägen trotzen
Stellen Sie sich vor, zwei Männer (wie nennen Sie Richard und Uwe), um die 50 Jahre haben beide den gleichen beruflichen und familiären Hintergrund und bei beiden wurde Prostatakrebs diagnostiziert. Keine gute Diagnose und ein Schicksalsschlag, der jeden mitnehmen würde. Später haben beide Männer den Krebs besiegt und beide haben die Möglichkeit bekommen wieder ein völlig normales Leben zu führen.
• Richard ist allerdings nach der Diagnose erst einmal verzweifelt. Er kann sich nicht mehr auf die Arbeit konzentrieren und lässt sich beruflich freistellen. Seine Gedanken kreisen Tag und Nacht um die Diagnose und die möglichen Folgen. Nachdem die Behandlung und die Reha nach vielen Monaten vorbei ist, hat er Schwierigkeiten sich wieder im Job einzufinden und muss sich langsam wieder an die Arbeit gewöhnen, was gut zwei Jahre dauert. Dadurch hat er auch finanzielle Einbußen, die sehr lange brauchen, um ausgeglichen zu werden. All das kostet ihm zusätzlich Kraft.
• Für Uwe ist es auch ein Schock. Er nimmt sich einige Wochen Urlaub, um mit der Situation ins Reine zu kommen und arbeitet danach so normal wie möglich weiter. Auch er hat Ausfallzeiten durch die Behandlungen, Bestrahlung und Reha, allerding war er immer im Beruf eingebunden und kam dadurch im Anschluss besser zurecht.
Die Situation der beiden Männer unterscheidet sich durch ihre individuelle Resilienz. Also den Möglichkeiten, solche Schicksalsschläge als gegeben anzusehen und sich mit diesen auseinanderzusetzen. Ein Außenstehender würde beobachten, dass Uwe deutlich besser mit dieser Erkrankung umgehen konnte und sein Leben in der Zeit erfüllter wirkte sowie die Zeit danach für ihn leichter erschien.1
Berufliche Herausforderungen bewältigen
• Susanne fängt in einem großen Unternehmen an und freut sich auf die neuen Herausforderungen, die eine andere Position mit sich bringen. Sie merkt jedoch schnell, dass ihr nicht alle der neuen Aufgaben leicht von der Hand gehen. Sie lässt sich davon jedoch nicht beirren und hat eine gut ausgeprägte Resilienz. Daher behält sie einen kühlen Kopf. Sie scheut sich nicht davor nach Unterstützung zu fragen und sich über Bücher das fehlende Fachwissen anzueignen.
Sie nimmt es nicht persönlich, dass der ein oder andere Kollege erstmal zurückhaltend reagiert, wenn sie noch nicht alles so gut umsetzen kann und zweifelt nicht sofort an sich. Sie bemüht sich, so schnell wie möglich die neuen Aufgaben selbständig durchzuführen und nimmt es mit Humor, wenn nicht gleich alles beim erstmal Mal funktioniert. Nach einiger Zeit fällt ihr die neue Arbeit nicht nur sehr viel leichter und sie hat auch ein angenehmes Netzwerk von guten Kollegen aufgebaut, die sich gegenseitig helfen. Auch Susanne hilft nun gerne den anderen Kollegen, wenn diese nicht weiterkommen, denn auch sie hat viel zu geben. Das Betriebsklima gefällt ihr und nachfolgenden Herausforderungen begegnet sie, dank ihrer resilienten Herangehensweise mit Gelassenheit.
Ähnliche Geschichten von weniger resilienten neuen Mitarbeitern gehen leider häufig nicht so positiv aus. Sie trauen sich nicht nach Hilfe zu fragen, wissen erst gar nicht, wie sie ihr Problem angehen können, sind pessimistischer und können mit Stress nicht umgehen. Ihnen wird es schwerer fallen sich im Job einzufinden. Dies ist nur ein Beispiel von vielen, wo sich zeigt wie Resilienz im beruflichen Kontext von Vorteil ist. 1,2
Das eigene Leben aktiv gestallten
Auch im privaten Bereich hat der Grad der eigenen Resilienz großen Einfluss auf das eigene Wohlbefinden. In sehr resilienten Beziehungen kann man sich in Kontakt mit dem Partner oder in guten Freundschaften mitsamt der eigenen körperlichen und emotionalen Verletzlichkeit sicher fühlen. Hier ist Beziehung ein Ort, an dem wir unser wahres Ich zeigen können, ohne Respekt oder Zuneigung zu verlieren. In resilienten Beziehungen sind die individuellen Bedürfnisse, Gefühle, Handlungen oder Wahrnehmungen legitim und werden wertgeschätzt. Unsere Einmaligkeit wird akzeptiert. Eine gesunde und resiliente Beziehung lebt auch davon Fürsorge, Dankbarkeit und Wertschätzung durch das eigene Handeln auszudrücken und anderen ihr anderssein zuzugestehen. Die entscheidende Grundlage dazu ist es, wenn wir bei uns selbst anfangen und so eine Beziehung mit uns selbst leben.3
Entwicklungsfaktoren
Die noch recht junge Forschung kommt immer mehr zum Ergebnis, das es sehr viele Faktoren gibt, die die Entwicklung der eigenen Resilienz beeinflussen.
Häufig ist eine Kombination aus mehreren Auslösern entscheidend. Das macht es schwierig, einzelne Faktoren klar zu definieren und einzugrenzen. Die Folgende Aufzählung ist daher nicht nur unvollständig, sondern auch von der Wechselseitigkeit zueinander und zu anderen Faktoren abhängig. Als erste Einordnung sind sie jedoch nützlich.1
Quellen bis hierher
1 KAISER, W.: Resilienz erlernen: Trainieren und steigern Sie Ihre Resilienz im Alltag und Beruf. Eigenverlag, 2020
2 https://www.bewerbungen.de/berufsleben/erfolg-im-job/resilienz-warum-widerstandskraft-im-beruf-so-wichtig-ist/ abgerufen am 05.10.2022
3 https://www.resilienz-akademie.com/resiliente-beziehungen/ , abgerufen am 04.10.2022