Neuanfang oder Midlife-Crisis?

Abschlussarbeit von Sonja Augustin, als PDF lesen


Inhalt

Das Thema Midlife-Crisis ist vermutlich jedem vom Hören-Sagen bekannt. Doch was steckt dahinter? Dies möchte ich in dieser Arbeit näher Beleuchten.
Was macht es mit den Menschen, die in dieser Krise stecken, wie gehen sie daraus hervor? Wie ist die Wahrnehmung des Umfeldes und natürlich soll es darum gehen, wie kann ein Coach im Umgang damit unterstützen.

Grundlagen

In der Wahrnehmung vieler Menschen ist der Begriff Midlife-Crisis mit einem Menschen verbunden, der in der Mitte seines Lebens steckt und dieses einmal komplett umkrempelt. Weg von allen Konventionen und Erwartungen. Damit verbunden sind unerwartete Wendungen und Handlungen. Das Klischee dieser Krise unterscheidet Handlungsweisen für Männer und Frauen.

So herrscht in vielen Köpfen das Denken, ein Mann verlässt nach langer Ehe seine Frau für eine deutlich jüngere. Zeugt erneut Kinder und kauft sich ein schickes Auto.

Eine Frau trennt sich ebenfalls aus einer langen Beziehung und startet hingegen eine neue Karriere oder verwirklicht sich selbst.

Grundsätzlich steht ein Lebenswandel mit großer Veränderung im Vordergrund.

In der Wahrnehmung der Umwelt

Deutliche Lebensänderungen werden von außen meist als noch größer wahrgenommen. Was nur selbstverständlich ist, bekommen außenstehende Personen auch nur ein Oberflächliches Bild

Was liegt dahinter

Ängste/Werte/Glaubenssätze

Jeder der sich für einen anderen Weg entscheidet, als er diesen seit vielen Jahren begangen ist, wird es selten leichtfallen. Viele Ängste sind zu überwinden. Erwartungen anderer, die nicht mehr erfüllt werden können. Aber auch die eigenen Werte und moralischen Vorstellungen werden ins Wanken gebracht.
Hätte man diese Frau /diesen Mann geheiratet, wenn nicht der Glaube an die ewige Liebe vorhanden gewesen wäre?
Würden die Menschen Kinder mit einem Partner zeugen, wenn sie nicht daran glauben und hoffen würden, dass das Leben in der Beziehung von langer Dauer wäre?

Allein die Werte, die durch Freunde und Familie geprägt werden, nehmen großen Einfluss an unser Handeln und unserem Denken.

In der christlich geprägten Welt leben wir monogam, heiraten und zeugen Kinder. Wir selbst suchen unsere Partner aus und entscheiden uns aus Liebe bei und mit ihnen zu leben. Besteht ein stabiles Umfeld, so erfreuen sich einige über den Nachwuchs, ein Haus und den Hund. Es gibt in vielen Köpfen das Bild der perfekten Familie und es wird viele Jahre brauchen, dieses Bild gegen ein anderes auszutauschen.

Auch wenn Trennungen und Scheidungen mittlerweile anerkannt und verbreitet sind, kann ein gewisser gedanklicher Widerstand in manchen Köpfen nicht getilgt werden.

Kommen zudem noch weitere Lebensveränderungen hinzu, wächst der innere Widerstand.

Wie vorher beschrieben, ist der Widerstand für denjenigen/diejenige zu spüren, der/die sich in einem Veränderungsprozess befindet, wie auch den Menschen, die diese Veränderung von außen betrachten und möglicherweise involviert sind.

Ein entscheidender Faktor, damit ein Störgefühl entstehen kann, ist die Zeitspanne, in der eine Veränderung stattfindet.

Würde ein guter Freund seit Monaten darüber berichten, wie unglücklich ihn der Job macht und er darüber nachdenkt, einen anderen anzunehmen, wäre niemand überrascht, wenn er genau dies bei nächster Gelegenheit täte.

Finden seit Monaten oder Jahren Gespräche in der Beziehung statt, um die Zufriedenheit zu erhöhen, würde eine Trennung nicht unerwartet kommen.

Jetzt stellen wir uns einmal vor, alles was passiert zwischen dem Erkennen eines Problems und dem Offenlegen einer gewünschten Veränderung, bliebe uns verborgen und wir würden nur die Konsequenz erfahren.
Wer würden unten den oben benannten Themen nicht aus allen Wolken fallen? Zumindest wäre eine leichte Verwunderung wohl nachvollziehbar. Trennt sich der Partner plötzlich und unerwartet, kann dies ein einschneidendes Erlebnis sein, was eine Vielzahl an Emotionen auslösen kann.

Der Blick von außen und welche Themen ergeben sich daraus?

Bleiben wir bei der Betrachtung der Außenwahrnehmung und bei dem Beispiel einer Trennung. Der Lebenspartner/in trennt sich unerwartet. Wobei hier einzig und allein die Wahrnehmung des Verlassenen Partners/Partnerin betrachtet wird.

Zurück bleiben die Gefühle der Hilflosigkeit, Unverständnis, Trauer, Wut, unerfüllte Sehnsucht und gewiss einiges mehr. Wer aus sich heraus zu diesem Zeitpunkt wenig Ressourcen zur Verfügung hat, um diese Krise zu überwinden, droht daran zu zerbrechen.

Je nach Intensität der erlebten Situation fehlt eine Handlungsfähigkeit.

Ein negatives Erleben erzeugt Gefühle, die uns überschwemmen können und uns durch unsere Gedanken in die dunkelste Ecke führen. Sich selbstständig daraus zu befreien, erscheint in diesem Augenblick unmöglich.

In der Literatur werden Trennungsprozesse, für den/die Zurückbleibenden/Zurückbleibende, meist in vier Phasen beschrieben. Die Reihenfolge kann variieren, wie auch die Intensität.

Ob und wie wir eine Trennung erleben hängt von weiteren Faktoren ab. Ist es das erste Erleben in diesem Kontext, wie sind wir von unserer Vergangenheit geprägt, Erleben aus der Kindheit, usw. Manchen Betroffenen kann es helfen, diese Phasen zu kennen, denn so wissen sie, dass es ein Ende und einen Ausweg aus dem negativen Empfinden gibt.

    1. Phase: Der Unglaube
      In der ersten Zeit wird der Zustand verdrängt. Es herrscht absoluter Unglaube über die Situation. Wie kann ein geliebter Mensch einem so etwas antun? Jeder Strohhalm wird gegriffen, Versuche unternommen, die Entscheidung des Partners/der Partnerin rückgängig zu machen.
      Das Loch, in das man fällt, kann tief sein und optimistisch auf die Situation zu blicken ist schier unmöglich.
    2. Phase: Realisierung/Wut
      Wenn der Verlassene/die Verlassene die Trennung realisiert, bewegen sie sich in einem Chaos der Gefühle. Die Personen sind schutzlos und das Erleben kann sich weiter ins Negative entwickeln.
      Dieses Gefühl der Enge in der Brust, des Ertrinkens kann sich ebenfalls zur Wut steigern. Wut, über das Erleben müssen, darüber dass einem dieses angetan wird. Die Gedanken und Gründe sind vielfältig.
    3. Phase: Neuorientierung
      In dieser Phase ist eine Verbesserung spürbar. Die Gedanken kreisen nicht mehr nur um das eine Thema und die Betroffenen können ihr Leben wieder freier gestalten.
      Eine Handlungsfähigkeit kehrt zurück, das Erkennen der freien Entscheidung und auch eine positive Sichtweise auf die Zukunft ist möglich.
    4. Phase: Energie und Handeln
      In der letzten Phase hat ein Perspektivwechsel stattgefunden. Die Menschen kommen aktiv ins Handeln zurück.
      Neue Möglichkeiten werden erkannt und können gestaltet werden. Die Versöhnung mit der Vergangenheit beginnt.

Um Klienten in dieser Situation und den unterschiedlichen Phasen helfen zu können, gäbe es unterschiedliche Ansätze.


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