MUMMYs Coaching
Abschlussarbeit von Carolin Kokol, als PDF lesen
Einführung
Wir werden immer wieder gefordert, uns neu zu orientieren und neu zu positionieren, wichtige Entscheidungen zu treffen, mit Konflikten umzugehen, Probleme zu lösen oder das Lebensgefühl ins Gleichgewicht zu bringen.
Das Leben ist geprägt von ständigen Veränderungen.
Viele dieser Veränderungen meistern wir mit Bravour. Doch manche beeinträchtigen uns so stark, dass sie zu einer so großen Belastung werden, dass wir mit deren Bewältigung alleine überfordert sind und uns im Kreis drehen.
Auslöser für solche Krisen gibt es viele:
Der Verlust eines nahen Angehörigen,
das Scheitern einer Beziehung,
Konflikte innerhalb der Familie,
Probleme am Arbeitsplatz
oder mit der eigenen Gesundheit
etc..
Auch vermeintlich kleinere Probleme können belastend sein; vor allem dann, wenn sie über einen längeren Zeitraum nicht verarbeitet werden.
Aber auch schöne Ereignisse, wie beispielsweise Mama, oder natürlich auch im weiteren Sinne Eltern werden, verändert unser System ganz maßgeblich.
Eltern sein bringt viel Schönes und viel Bereicherung, stellt aber zunächst einmal auch vieles auf den Kopf;
Einiges muss neu sortiert werden, was natürlich auch ein laufender Prozess ist und bleibt! Und dabei ist nicht immer alles wie im Bilderbuch oder – um ein sehr geschätzte Coachingkollegin zu zitieren –
wie in der Rama-Lätta-Werbung1
Systemisches Coaching kann bei diesem Schritt der Veränderung, welche die zusätzliche Rolle und Aufgabe des Elternseins mit sich bringt – insbesondere den Drahtseilakt, neben allen „Verpflichtungen“ auch auf sich selbst Acht zugeben, aber auch später beim beruflichen Wiedereinstieg, bei einem weiteren Kind oder anderen Veränderungen in der Familie oder im Job etc. – eine wunderbare Begleitung sein.
Ziel des Elterncoachings
Ziel des Coachings im Allgemeinen ist, Krisen und kritische Lebensphasen und / oder belastende Fragestellungen in einem oder mehreren gemeinsamen Gesprächen anzunehmen, zu durchleuchten und mit neuen Ideen und Gedanken hinter sich zu lassen.
Ein Anliegen gemeinsam mit einer neutralen Person zu betrachten, hilft, positive Aspekte zu sehen und neue Handlungsspielräume zu erkennen.
Dabei wird der Fokus auf Potenziale, Kompetenzen, Kraftfelder, Ressourcen und auf zielgerichtete Lösungen gesetzt – mit dem Ergebnis, sich selbst und andere besser zu verstehen und ungeahnte Chancen zu erkennen, die uns Krisen bieten.
Das Elterncoaching im Besonderen unterscheidet sich in den klassischen Anliegen der Eltern, wie im folgenden Kapitel dargestellt.
Klassische Anliegen von Eltern
Betrachtet man klassische Fallbeispiele aus Gesprächen mit Eltern in denen beschrieben wird, was die zusätzlichen Rollen und Aufgaben des Elternsein mit sich bringen, dann können bspw. folgende Aussagen abgeleitet werden:
• Ich habe Ängste und Sorgen seit der Schwangerschaft.
• Ich fühle mich überfordert mit den neuen Herausforderungen und Anforderungen des Alltags, bin oft erschöpft und ausgebrannt.
• Ich bin Mutter und dachte, ich müsste mich froh und glücklich fühlen – stattdessen bin ich unausgeglichen, verliere schnell die Fassung und verstehe mich selbst nicht mehr.
• Wie kann ich etwas Erholung finden und wieder Kraft und Energie tanken?
• Mein Partner und ich streiten oft, unsere Wünsche bleiben auf der Strecke.
• Ich habe keine Zeit mehr für mich und meine Bedürfnisse.
• Wie finde ich die für mich passende Balance zwischen meinen Rollen (Mama-Sein, Partnerin-Sein, Frau-Sein und den beruflichen Ansprüchen …)?
• Ich fühle mich überfordert mit der Rolle des „Ernährers“ mit Vollzeittätigkeit und der Rolle als allzeit verfügbarer Papa und verständnisvoller Partner
• Wie kann ich mich beruflich neu orientieren, um diese Balance besser herstellen zu können?
• Erwartungsdruck Dritter bestimmt mein Leben, ich möchte mir wieder selbst vertrauen.
• Ich leiste so Vieles und habe das Gefühl, dass es nicht wertgeschätzt wird. Es ist „normal“; dass beide Seite „Mama und Papa funktionieren“.
Diese Auflistung hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit, soll jedoch einem Überblick dienen, über die klassischen Coachinganliegen, welche im Zusammenhang mit Eltern werden und sein stehen.
Ein Werkzeugkoffer für das Elterncoaching
Die oben genannten Anliegen lassen sich in drei Zielkategorien zusammenfassen.
Abhängig vom Ziel, aber auch vom Fortschritt des Coachingprozesses, erfolgt die Wahl des oder auch der Coachinginstrumentes bzw. –instrumente, welche/s in den folgenden Abschnitten grob vorgestellt werde(n).
Die Zuordnung der Instrumente zum Ziel kann durchaus variieren und ist immer kontextabhängig und ist hier nur für die Strukturierung des Werkzeugkoffers gedacht.
Darüber hinaus wird in einem weitern Abschnitt noch einmal auf zweckdienliche übergreifende Techniken im Coaching eingegangen.
Den Überblick gewinnen, die Situation reflektieren und im System einordnen
Zunächst ist es bei einem so einschneidenden Ereignis, wie das Elternwerden/-sein, welches maßgeblichen Einfluss auf das System des Klienten hat, erforderlich, diese Wirkung auf das System zu reflektieren.
Hierzu eignet sich bspw. ein gemeinsamer Blick mit dem Klienten auf „Das Lebensrad“ oder auch auf die „Säulen der Identität“2.
Eine Reflektion der Lebensbereiche mit Hilfe einer Skalierung durch den Klienten bietet eine erste Gesprächsgrundlage.
Eine anschließende gemeinsame Analyse des Ergebnisses mit Hilfe von systemischen Fragetechniken (vgl. auch Abschnitt: Übergreifende Techniken), welche die Unterschiede im Vergleich zur Vergangenheit, Änderungswünsche/ Ziele für die Zukunft, Priorisierung und Vergleiche bzw. Zusammenhänge der Lebensbereiche etc. ansprechen, dienen der Selbstreflektion der Identität des Klienten und der Strukturierung seiner/seines Anliegen(s).
Eine derartige Auseinandersetzung deckt mögliche „Arbeitsfelder“ auf und legt auch die Basis bei dem Klienten, sein „neues“ System zu verstehen und anzuerkennen.
Diese Interventionen sind auch ein guter Einstieg in den Coachingprozess; sie dienen dem Aufbau von Rapport und ggf. auch der Auftragsklärung.
Wenn der Rapport stimmt, sich der Klient hier aber schwer tut, kann man auch ein Element aus dem WingWave-Coaching einbringen: Den Myostatiktest.
Der Zugang zum Unterbewusstsein – natürlich mit vorheriger Erlaubnis des Klienten – kann ebenfalls sehr hilfreiche Impulse für das Coaching geben3.
1 Ingola Stövesand
2 INKONSTELLATION Ausbildungsakademie, Skript zum Systemischen Coach
3 https://wingwave.com/coaching/methodenelemente/myostatiktest/
4 INKONSTELLATION Ausbildungsakademie, Skript zum Systemischen Coach
5 Beratung ohne Ratschlag, Systemisches Coaching für Führungskräfte und BeraterInnern, Sonja Radatz, 2000, S. 230
6 LIW, Berufsbegleitende Ausbildung Systemisches Coaching, Seminarunterlagen
7 https://www.ideenfindung.de/Walt-Disney-Methode-Kreativitätstechnik-Brainstorming-Ideenfindung.html
8 https://www.schulz-von-thun.de/die-modelle/das-werte-und-entwicklungsquadrat
9 INKONSTELLATION Ausbildungsakademie, Skript zum Systemischen Coach