Hochsensibilität – Hochsensitivität – Hochempfindsamkeit

Superfühlkraft

(Text nach Petra Neumann und Test nach Elaine N. Aron)

Abschlussarbeit von Daniela Holz, als PDF weiterlesen


Was ist Hochsensibilität?

Der hochsensible Erwachsene

Burnout. Ein Begriff, den heutzutage fast jeder kennt. Ein modernes Wort in der modernen Zeit. Für die Einen eine lapidare ModeErscheinung, ein bis zur Ermüdung eingesetzter Begriff, für die anderen eine „Erkrankung“, die ihr komplettes Leben auf den Kopf stellt.

Ganz besonders gefährdet sind diejenigen Menschen, die aufgrund ihrer Veranlagung keine oder kaum eine Möglichkeit haben zu sortieren, was sie aufnehmen und verarbeiten. Banale zwischenmenschliche Beziehungen, Konflikte, Sorgen in Kombination mit Leistungsdruck und der Suche nach dem Sinn und der Gerechtigkeit bei mangelnden Rückzugsmöglichkeiten und nicht ausreichender Selbstschätzung stellen eine große Gefahr für hochsensible Menschen dar.

Obwohl es schon seit jeher hochsensible Menschen gab, so ist es dennoch recht neu, diese auch so zu betiteln. Während sie früher wichtige beraterische, künstlerische und seelsorgerische Tätigkeiten innehatten und hierfür auch gewürdigt wurden, waren sie in den letzten Jahrzehnten verkannte Juwele der Gesellschaft. Die hochsensiblen Erwachsenen von heute haben nur in Ausnahmefällen ein Verständnis und eine Förderung erfahren, sodass sie erst jetzt, durch die Erkenntnis ihrer Eigenart, diese auch für sich und andere einsetzen können.

Hochsensible Persönlichkeiten sind oft in sozialen Berufen oder im Heilwesen anzutreffen. Sie haben in der Regel einen stark ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und meiden die Oberflächlichkeit. Wenn sie mit ihrer Eigenart umzugehen wissen und sich selbst respektieren und würdigen, dann ist ihre Hilfe und Bereicherung von konstant starker Natur. Fehlt ihnen die Rückzugsmöglichkeit und Regeneration, so laufen sie Gefahr sich an den Sorgen anderer und dem sogenannten Weltschmerz aufzureiben.

Hochsensibilität bezieht sich auf sämtliche Arten von Eindrücken. Je nach Person können die einzelnen Aspekte mehr oder weniger ausgeprägt sein. Die folgenden Punkte sind in aller Regel betroffen:

– Geräusche

– Gerüche

– Atmosphärisches im zwischenmenschlichen Bereich

– Nahrung

Elaine Aron und auch andere Autoren stellen Selbsttests zur Verfügung, welche einen guten Anhaltspunkt darstellen, ob man selbst hochsensibel ist.

Wichtig ist noch die Tatsache, dass „Hochsensibilität“ weder ein Makel noch ein Mehrwert ist. Wie dick und dünn, groß und klein, blond und brünett ist hochsensibel einfach eine Eigenart, eine Diversität, und sollte als solche auch betrachtet werden.

Das hochsensible Kind

Bist Du selbst eine hochsensible Person? Dann bist genau Du der Experte für das Thema „Das hochsensible Kind“. Denn Du selbst hast eine solche Kindheit erlebt.

Im besten Fall durftest Du von Deiner „Gabe“ profitieren. Durftest erfahren, wie intensiv, spannend, stimulierend und aufregend der erste Abschnitt eines Lebens ist. Du wurdest gefördert, verstanden, beruhigt und vor allen Dingen immer wieder in gesundem Maße „beschützt“ vor dem zum Teil überwältigendem Input an Eindrücken.

Oder aber Du standest allein da, mit dem Gefühl „anders“ zu sein. Ein Angsthase, ein Außenseiter, ein „Weichei“. Vielleicht auch nur in Deinem Innersten, weil Du genau gespürt hast, welches Auftreten nun durch die Außenwelt gefordert und erwartet wurde und eben diese Erwartungen erfüllt hast, obwohl sie in keinster Weise Deinen eigenen Bedürfnissen entsprochen haben.

Wenn wir davon ausgehen, dass Hochsensibilität vererbbar ist, so ist mindestens ein Elternteil des Kindes auch hochempfindsam. Hier schließt sich nun auch der Kreis, den es, wenn es sich denn um einen Teufelskreis handelt, an genau dieser Stelle zu durchbrechen gilt. Denn nun ist das hochsensible Elternteil gefordert als „Dolmetscher“ für sein Kind zu wirken.

Nun gleicht es zunächst einem Balance-Akt zwischen Förderung und Überforderung, Schutz und Verweichlichung, denn es tun sich viele Fragen auf:

– Wie viel muss ich meinem Kind zumuten, damit es lernt mit den Anforderungen in der modernen Welt zurecht zu kommen?

– Inwieweit kann ich die äußeren Umstände der Natur meines Kindes anpassen?

– Wie kann ich verhindern, dass die Eigenschaft „hochsensibel“ nicht im Mittelpunkt steht, da es sich eben nicht um eine „Krankheit“ handelt?

– Was kann ich tun, damit sich mein Kind und das nicht-hochsensible Elternteil besser verstehen?

Fragen über Fragen. Und im Endeffekt liegt der Schlüssel zum Glück in einer einzigen Antwort:

– Du kannst die Welt nicht ändern.

Sicher kann man sich hier nun in philosophischen Diskussionen verheddern, da diese Aussage sicher langfristig betrachtet unwahr ist, denn jeder trägt seinen Teil zur Veränderung der Welt bei. Doch hier geht es nicht um langfristige Veränderung. Es geht um das Hier und Jetzt. Hier und Jetzt liegt Dir ein hochsensibles Kind am Herzen und Hier und Jetzt brauchst Du eine Orientierung, wie Du eben diesem Kind zu einem erfüllenden Leben verhelfen kannst.

Sicher ist es relevant. Dass Du gegebenenfalls das Gespräch mit Erzieher(innen) und Lehrer(innen) suchst, und dies kann auch durchaus sinnvoll und hilfreich sein. Doch letzten Endes sollte die Priorität darin liegen, das Kind in seiner Persönlichkeit so zu stärken, dass es mit allen Situationen, die sich im Leben mit hochsensiblen und nicht hochsensiblen Mitmenschen ergeben, bestmöglich zurechtkommt.

Dies kann nur dadurch erreicht werden, dass dem kleinen Menschen von Anfang an das Gefühl vermittelt wird, dass es nicht „anders“ ist. Dass es genau so, wie es ist, richtig ist. Und dass es nicht alleine ist, mit seinem bunten Gefühlsleben, der Empfindsamkeit und all den Gedanken, die es in seinem Köpfchen mit sich trägt. Derzeitige Schätzungen sprechen von ca. 20 % der Menschen, anteilsmäßig gibt es somit auch ganz viele hochsensible Kinder.
Mal werden sie „introvertierte Kinder“ genannt, mal „Eigenbrötler“. Einige haben das zweifelhafte Privileg fälschlicherweise als „AD(H)S-Kind“ durchs Leben zu gehen, oder gar als „Asperger-Autist“.
Kinder, ob nun hochsensibel oder nicht, müssen in ihrem geschützten Rahmen auch lernen „auszuhalten“.
Dieser Aspekt fällt vielen Eltern schon von Natur aus schwer, hochsensiblen Eltern sicher gleich noch eine Schippe schwerer, da bei ihnen fatalerweise ganz schnell das MitGEFÜHL in MitLEID umschlägt. Doch es ist absolut kontraproduktiv, je nach Ausmaß sogar fatal, wenn ein Kind zu sehr in Watte gepackt wird.

Ein Ziel sollte beispielsweise sein, dass ein hochsensibles Kind lernt, es auszuhalten verständnislos angeschaut zu werden, wenn es für sich einstehen muss und beispielsweise als Junge vor Gleichaltrigen erklärt, dass es keine Freude am Fußball hat, da dieser Sport zu laut und zu grob ist.

Dies ist ein hochgestecktes Ziel, welches nur zu erreichen ist, wenn dem Kind von klein auf vermittelt wurde, dass es in Ordnung ist, wenn man sich selbst aus Situationen herausnimmt, weil sie nicht unvermeidbar sind und belastend wirken. Nur, wer als Kind miterlebt hat, dass es für die Eltern eine Selbstverständlichkeit ist, dass es selbst wichtig genug ist, kann dies für sich übernehmen. Kinder, die trotz deutlichem Unwohlsein auf den beispielhaften Fußballplatz geschubst wurden mit der Aussage „Stell dich nicht so an!“ können dieses Ziel nie erreichen. Und wenn es irgendwann einmal nicht mehr nur der Fußballplatz ist, dann wurden perfekte Bedingungen für ein unglückliches, belastendes Erwachsenenleben geschaffen.

Eine der größten Bürden, die der hochsensible Nachwuchs zu tragen hat ist die Vielzahl an Gedanken. Diese Kinder machen sich Sorgen und Gedanken um Dinge, die zum Teil noch gar nicht ihrem Alter entsprechen. Hier ist Zuhören gefragt. Verstehen, Beantworten, Ernst nehmen.

Lange Rede, kurzer Sinn: Gelingt es den Eltern eines hochsensiblen Kindes diesem zu vermitteln, dass es seine Hochsensibilität annimmt, nutzt und diese respektiert, dann geben man ihm damit die perfekten Werkzeuge in die Hand um rücksichtsvoll mit sich und der Umwelt glücklich als Erwachsener sein Leben zu meistern.

Für Ihre Orientierung nun hier einige Punkte, die gegebenenfalls auf die Hochsensibilität eines Kindes hinweisen und Grund zur Abklärung sein könnten:

(Die Beantwortung dieser Fragen soll nur als Orientierung dienen)

– Das Kind hat als Säugling oft geweint, obwohl körperliche Ursachen auszuschließen waren.

– Körperliche Nähe von sehr vertrauten Personen (Eltern) war/ist sehr wichtig, das Kind wollte viel herumgetragen werden.

– Das Kind ist nach aufregenden Ereignissen nur schwer zur Ruhe zu bringen (Familienfeiern, Menschenaufläufe, …)

– Das Kind kann Hunger, Kälte, Hitze oder andere „Extreme“ nur schwer aushalten.

– Neue Umstände wirken außerordentlich verunsichernd auf das Kind.

– Das Kind leidet unter Einschlafschwierigkeiten, weil es so viele Gedanken im Kopf hat.

– Das Kind stellt ungewöhnlich tiefgründige Fragen.

– Das Kind ist sehr wählerisch in der Kleidung, weil vieles drückt/kratzt/juckt.

– Das Kind erscheint introvertiert, eigenbrötlerisch oder extrem überdreht (Klassenclown)

– Das Kind ist schreckhaft und hält Lärm schwer aus.

– Das Kind zeigt körperliche Stress-Symptome (Haare-zwirbeln, Bauchschmerzen, Verdauungsstörungen) obwohl körperliche Ursachen ausgeschlossen werden können.

– Auf überstimulierende Situationen reagiert das Kind mit Rückzug oder Aggression.


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