Abschlussarbeit von Sandra Dünnebier, als PDF lesen
Definition
Als innere Haltung bezeichnet die Psychologie die Einstellung, mit der ein Individuum auf Geschehnisse, bestimmte Gruppen von Menschen, Objekte und Situationen reagiert und wie es diese bewertet. Diese innere Haltung drückt sich aus in Überzeugungen, Emotionen und Verhalten. 1
Meine Motivation mich dem Thema Haltung zu widmen
Das Thema innere Haltung oder auch innere Einstellung begleitet mich meine gesamte Ausbildungszeit. Da dieses Thema für mich viele Aspekte, wie individuelles Wertesystem, Kommunikation und subjektive Wahrnehmung, beinhaltet, möchte ich das Thema HALTUNG näher beleuchten.
Der Kern von Veränderungen – Die innere Einstellung
Der Hirnforscher Gerald Hüter behauptet:
Was wir verändern müssen, ist die innere Einstellung oder auch Haltung – nicht das Verhalten!
Aber worin liegt der Unterscheid?
Eine Einstellung oder Haltung entsteht dadurch, dass man Erfahrungen immer wieder macht. Daraus lässt sich ableiten, die die eigene innere Haltung, mit der wir durch unser Leben gehen, durch positive und negative Erfahrungen und Situationen, entstanden ist.
Möchten wir diese nun verändern, stellt sich das als mühsam dar, da eine Einstellung oder Haltung selten kognitiv verändert werden kann.
Um die innere Einstellung zu verändern, muss der emotionale Teil des Gehirns angesprochen werden. Es muss für den Menschen Sinn machen, man muss es wirklich wollen!
Wenn sich dieses Bewusstsein eingestellt hat, dann geht es nur mit üben, üben, üben. Und zwar so oft bis man sich damit „sicher“ fühlt, dann kann dieses neu erlernte Verhalten das alte ersetzen und somit auch die innere Einstellung verändern.
Soweit die Theorie von Gerald Hüter. Hört sich doch ganz simpel an. Vielleicht simpel, aber nicht einfach!! Auf dem weiteren Weg, dieses Thema näher zu beleuchten, kam ich auf das OK-OK Modell aus der Transaktionsanalyse, welches ich kurz vorstellen möchte.
Ich bin ok Du bist ok – Das grafische Modell
Transaktionsanalyse – Ich bin ok Du bist ok: So wie es die Richtungen der Psychoanalyse, Systemischen Psychologie oder Verhaltenspsychologie gibt, stellt auch die Transaktionsanalyse einen separaten Bereich dar. Sie ist eine eigenständige Kommunikations-Theorie innerhalb der Psychologie. Sie analysiert Kommunikationsaustausch. Daraus können Rückschlüsse über die kommunizierenden Personen und deren Haltungen gezogen werden.
Ein Konzept innerhalb der Transaktionsanalyse ist das Lebensskript. Dieses Konzept macht Aussagen über einen unbewusst verfassten Lebensplan, den sich jeder Mensch in seiner Kindheit anlegt.
Ein Unterkonzept des Lebensskripts sind die sogenannten Lebensgrundpositionen oder OkPositionen oder auch Okay-Geviert. Sie beschreiben, wie Menschen sich selbst und andere erleben und bestehen aus vier Positionen.
Dieses Diagramm beschreibt zweierlei:
-
- Jeder Mensch wählt sich als Kleinkind eine der vier Positionen als Grund-Disposition und wird diese sehr wahrscheinlich ein Leben lang beibehalten.
- Menschen besetzen in verschiedenen Situationen auch verschiedene Positionen.
Ich bin okay – Du bist okay:
Dies ist die wertschätzende Haltung mir selbst und meinem Gegenüber und mit Sicherheit ein Garant für eine erfolgreiche Kommunikation.
Ich bin okay – Du bist nicht okay:
Bei dieser Haltung kann es mehrere Ursachen geben: Sind bereits schlecht Erfahrungen mit anderen Menschen vorhanden? Ist Überheblichkeit oder Selbstüberschätzung die Ursache? Aus dieser Haltung kommen schnell Bewertungskriterien zu Tage.
Ich bin nicht okay – du bist okay:
Diese Einstellung könnte in der Regel für ein schwaches Selbstwertgefühl sprechen. Auch können Unterlegenheitsgefühle gegenüber dem Gesprächspartner Ursache dieser Einstellung sein. Die Kommunikation kann erschwert sein.
Ich bin nicht okay – Du bist nicht okay:
Diese negative Grundeinstellung macht Kommunikation schwierig bis sogar unmöglich.
Die Menschen sind in Ordnung – Eine alltagstaugliche Haltung
Beginnt man sich mit der Transaktionsanalyse zu befassen, so stößt man auch auf eine ihre Grundannahmen. Diese lautet: Die Menschen sind in Ordnung. Mir geht es immer so, dass das ziemlich simpel klingt. Allerdings ist die Umsetzung dieser simplen Grundannahme alles andere als einfach.
Gerade im alltäglichen Ausdruck kann es sehr anspruchsvoll sein, diese Haltung durchgehend zu berücksichtigen. Die Menschen sind in Ordnung meint, dass jeder Mensch von Geburt an in Ordnung ist. Daran gibt es nichts zu rütteln.
Es geht hier um den Wert des Menschen – nicht aber um sein Verhalten. Das Verhalten kann auch nicht in Ordnung sein. In der Transaktionsanalyse wird eine strikte Trennung zwischen Person und Verhalten vorgenommen. Die Person ist IMMER ok, das Verhalten kann auch nicht ok sein.
● “Ich mag dich” – kann ein Ausdruck sein von:
Ich bin ok Du bist ok.
● “Ich kann dich nicht leiden” – stellt einen Ausdruck dar von:
Ich bin ok Du bist nicht ok.
In meiner Wahrnehmung ist mit dem Ok-Ok Modell ein guter Grundstein für innere Haltung und Kommunikation gelegt worden. Mit dem Bewusstsein, dass ich okay bin und du okay bist, kann man eine sehr wertschätzende Haltung einnehmen.
Auf der weiteren Suche nach Antworten bin ich auf einen sehr interessanten Artikel von Reiner Müller aus Hamburg gestoßen. Auf seiner Web-Seite beschreibt er das ABC der inneren Haltung. Hier ein Auszug daraus:
Das ABC der inneren Haltung
Ärgern Sie sich gelegentlich über die Unhöflichkeit anderer Menschen? Vielleicht kommen Ihnen sogar folgende Gedanken vertraut vor: „Warum grüßt man mich nicht? Bin ich es nicht wert, dass man mir einen guten Morgen wünscht? Mag der oder die mich etwa nicht? Habe ich irgendetwas falsch gemacht?“
Sollten Sie sich jetzt ertappt fühlen, dann könnten Ihnen einige Überlegungen, die aus dem Bereich der Kognitiven Verhaltenstherapie stammen, dabei helfen, besser mit entsprechenden Situationen zurechtzukommen. Sie lösen zwar nicht alle zwischenmenschlichen Probleme, können aber hier und da eine spürbare Erleichterung bewirken.
Ärgert man sich bspw. über das Verhalten einer anderen Person und geht man davon aus, dass man andere nicht einfach ändern kann, so sehr man es sich vielleicht auch wünscht, bleibt einem eigentlich nur die Möglichkeit, etwas bei sich selbst zu verändern. Tut man das, dann reagieren in der Regel auch die Mitmenschen darauf.
Nach Ansicht des Psychotherapeuten Albert Ellis scheint es uns oft so, als würden gewisse Situationen bzw. äußerer Geschehnisse unwillkürlich Gefühle hervorrufen. Ein Ereignis (a = activating event) würde demnach also zu einem bestimmten Gefühl (c = consequence) führen. In dieser „Alltagsvorstellung“ bleibt aber ein wesentlicher Faktor gern unberücksichtigt: Ihm zufolge wird ein Ereignis zunächst wahrgenommen und daraufhin bewertet, wobei unsere Überzeugungen (b = beliefs), wie die Dinge sind oder sein sollten, eine wichtige Rolle spielen. Erst das bewirkt die emotionale Reaktion. Wie eine Person empfindet, ist also im hohen Maße abhängig von den entsprechenden Bewertungen.
Aus diesem Gedanken heraus entwickelte Albert Ellis ein Modell, dessen Grundaxiom besagt, dass wir für unsere Gefühle selbst verantwortlich sind. Das Ziel dieses Ansatzes ist es also, mehr Verantwortung für sie zu übernehmen und jene Einstellungen zu hinterfragen, die dazu beitragen, dass sich unsere Stimmung gelegentlich trübt. Im Grunde genommen rät er demnach vornehmlich zur Strategie der Neu- oder Umbewertung, um jene Emotionen zu regulieren, die die Lebensqualität beeinträchtigen. Bereits seit den 1960’er Jahren charakterisieren diese Überlegungen der REVT (Rational-Emotive Verhaltenstherapie) den Kern jener Techniken, die man in der Verhaltenstherapie zur „kognitiven Umstrukturierung“ anwendet.
Quellen bis hierher
1 https://www.heilpraxisnet.de/naturheilkunde/innere-haltungdefinition-und-bedeutung