GROW Modell

im Zusammenspiel mit systemischen Fragetechniken

Abschlussarbeit von Daniel Kaufhold, als PDF lesen


Systemisches Coaching

Coaching

Gem. DVCT ist Coaching ein „professionelles, auf die Entwicklung individueller Lösungskompetenz beim Coachee abzielendes Handeln. Der Coachee bestimmt hierbei das Ziel des Coachings, der Coach ist verantwortlich für den Prozess, bei dem der Coachee neue Erkenntnisse gewinnt und Handlungsalternativen entwickelt. (…) Coaching ist dabei als strukturierter Dialog zeitlich begrenzt und auf die Ziele und Bedürfnisse der Klienten zugeschnitten, wobei der Erfolg von Coaching an individuell definierten Kriterien überprüfbar sein muss“.

Systemisch

Systemisch bedeutet dabei, die gecoachte Person, Gruppe oder Organisation im Geflecht ihrer losen und engen Kopplungen zu anderen im jeweiligen Arbeits- oder Familien-System zu verstehen und Alternativen zu entwickeln, das neue und befriedigendere Handlungsmöglichkeiten schafft.

Systemische Fragetechniken

Die Definition von Systemischen Fragen nach Pratzek: Systemische Fragen sind spezielle Fragetechniken, die dazu dienen:

– von einem Hintergrund eines systemischen Verständnisses von einem zwischenmenschlichen miteinander,
– die Reflexion und das Verständnis von Einzelpersonen und/ oder Teams
– bzgl. eigene und fremden Denkens, Wollens und Fühlens anzuregen,
– damit sich Ihnen neue Perspektiven eröffnen
– und sich letztendlich Handlungs- und Entscheidungsspielraum vergrößert

Auf den nachfolgenden Seiten werden die einzelnen systemischen Fragetechniken näher vorgestellt.

GROW-Modell

Das GROW-Modell wurde von Johan Whitemore und seinem Team entwickelt. Es dient als Leitfaden und Hilfestellung zu einem strukturierten Coachingprozess und soll somit konkrete Ergebnisse und Ziele im Coaching herbeiführen. Es unterstützt folglich die Zielfindung und die Problemlösung. Das GROW-Modell ist in vier Phasen unterteilt.

    1. Goal (Ziel): Anliegen klären
    2. Reality (Realität): Wie ist die aktuelle Situation?
    3. Options (Optionen): Welche Lösungsmöglichkeiten sehen Sie?
    4. Will (Wille): Was möchten Sie tun? Bis wann?

Betrachtung der 4 Phasen im GROW-Modell

Goal

In der Goalphase gilt es herauszufinden, welche Ziele der Coachee durch das Coaching erreichen möchte. Häufig fällt es den Coachees schwer, ihre aktuelle Situation und die Zielsetzung für das Coaching zu beschreiben – es herrscht im Coachee ein diffuses Durcheinander und Unzufriedenheit. Die Ursache, die der Unzufriedenheit oder dem Problem zugrunde liegt, ist oft für den Coachee nicht greifbar. Im Austausch zwischen Coach und Coachee werden das Anliegen und die Ursache herausgearbeitet. Auf dieser Grundlage der Arbeit wird das konkrete Ziel für das Coaching definiert. Die Arbeit der Zielfindung und Zielsetzung ist ein essentieller Part im Coaching und kann ein Großteil des gesamten Coachingprozesses ausmachen.

Idealerweise wird das herausgearbeitete Ziel verschriftlich. Es sollte für den Coachee realistisch zu erreichen sein. Das Ziel sollte lösungsorientiert sowie positiv formuliert sein und nicht problemorientiert. Es sollte für den Coachee ansprechend & anziehend klingen. Eine exakte Zielklärung ist wichtig, denn ein Ziel lässt sich eher erreichen, wenn es konkret formuliert ist und selbst herbeigeführt werden kann. Es muss mit einem Termin versehen und in einer Begrifflichkeit von „hin-zu-etwas“ beschrieben sein. Solche Ziele können Coachees oft nicht von allein formulieren und benötigen dabei Unterstützung durch den Coach, dass Ziel herauszuarbeiten.

Zielfragen

Welches Ziel haben Sie in dieser Situation?
Was möchten Sie (idealerweise) erreichen?
Woran würden Sie erkennen, dass Sie Ihr Ziel erreicht haben?
Wer außer Ihnen würde es noch erkennen und woran?
Können Sie in einem Satz formulieren, was Ihr Ziel ist?
(Wiederholung)Wenn Sie an Ihr Ziel denken, wie könnten Sie noch ein bisschen mehr rausholen?

Oft zeigt sich, dass für den Coachee das Ziel zu Beginn der Sitzung nicht klar ist. Vielfach stellt sich das tatsächliche Ziel zur Auftragsklärung erst heraus, während der Coachee über sein Problem erzählt und es ihm dadurch bewusst wird. Diese Tatsache macht deutlich, dass der Coach das von dem Coachee ausgesprochene Ziel zur Auftragsklärung immer wieder hinterfragt und sich ggfs. wiederholt bestätigen lässt.

Regelmäßig versteckt sich nämlich hinter dem vom Coachee präsentierten Problem dessen eigentliches Problem. Dieses kann zum Beispiel mit der Frage: „Was ist anders, wenn Sie dieses Problem gelöst haben?“ herausgearbeitet werden.
Wenn der Coachee antworten sollte, dass bei Erreichung des Ziels nichts anders wäre, wurde das eigentliche Problem durch die Zielformulierung noch nicht gelöst und es muss weiter an einer passenden und problemlösenden Zielformulierung gearbeitet werden.

Ein unterstützendes Tool für die Zielformulierung kann das Coaching-Haus sein.

Mögliche Fragen zum Thema:

Welches Thema haben Sie für die heutige Situation mitgebracht?
Welche Problemstellung möchten wir heute gemeinsam betrachten?
Was möchten Sie in der Sitzung erreichen?
Was ist Ihr Thema, das Sie bewegt?
Über was möchten Sie heute sprechen?
Wie würden Sie Ihr Anliegen beschreiben? Wie würde es ein Außenstehender darstellen?

Mögliche Fragen zum Umfeld:

Ist noch jemand an dem Thema beteiligt?
Wen betrifft das Thema?
Welche Personen sind in diesem Kontext relevant?
Haben Sie das in einem anderen Umfeld auch schon einmal erlebt?
Ist das Thema an bestimmte Personen gekoppelt?
Welche Prozesse oder Personen haben die Situation herbeigeführt?

Mögliche Fragen zur Situationsbeschreibung:

Was ist geschehen?
Möchten Sie die Situation einmal beschreiben?
Haben Sie solch eine Situation schon einmal erlebt?
In welchen Situationen kommt das Thema auf?
Können Sie es an einem expliziten Beispiel erläutern?
Taucht das Thema nur in einer bestimmten Situation auf?
Was würde passieren, wenn alles wie bisher weiterläuft?
Wie schlimm ist es für Sie?
Wann war es mal weniger schlimm?
Wie motiviert sind Sie, um an dem Problem zu arbeiten?

Mögliche Fragen zur Gefühls-/ Erlebnisbeschreibung:

Was hat es in Ihnen ausgelöst?
Wie würden Sie das Erlebte beschreiben?
Wie fühlen Sie sich in der Situation?
Welche Emotionen haben Sie in der Situation?
Was hat das mit Ihnen gemacht?
Wie geht es Ihnen dabei? Was fühlen Sie?

Nach dem die Schritte 1 – 4 von Coach und Coachee abgearbeitet wurden, besteht Klarheit über das Anliegen des Coachees und anschließend kann daraus seine Zielformulierung abgeleitet werden. Es kann immer wieder vorkommen, dass der Coachee Schwierigkeiten hat, klare Ziele zu formulieren. Der Coach kann dem Coachee in Form eines Angebots aus seiner Sichtweise eine mögliche Zielformulierung vorschlagen. Der Coachee kann die mögliche Zielformulierung auf Stimmigkeit überprüfen und annehmen oder ggfs. abändern.
Hilfreich ist es, das Ziel klar und genau in einem Satz zu formulieren und zu verschriftlichen.

Unterstützungsfragen durch den Coach zum Abgleich des formulierten Ziels wären:

– Wenn Sie das formulierte Ziel noch einmal lesen,– wie fühlt sich dann die Zielsetzung für Sie dann?
– Gestalten Sie sich Ihr inneres Bild, wie es aussieht, wenn Sie Ihr Ziel erreicht haben.
Wie ist Ihre Körperhaltung, wie bewegen Sie sich? Wie ist Ihr Gesichtsausdruck? Wie Ihre Stimme? Wie fühlt es sich an, wenn das Ziel erreicht wurde?
– Löst die Zielvorstellung die Situation wirklich?

Ggfs. ist es angebracht zu überprüfen, ob das Ziel für den Coachee erreichbar ist. Hilfreich für die Überprüfung kann die Anwendung der Smart-Formel sein. Die Smartformel besagt, dass ein Ziel, AKZEPTIERT (Wird das festgelegte Ziel vom Coachee tatsächlich akzeptiert?), REALISTISCH (Ist das Ziel tatsächlich realistisch?) und TERMINIERT (Bis wann soll das Ziel erreicht sein?) ist.
Wenn der Coachee beim Abgleich feststellt, dass dieses formulierte Ziel in der laufenden Coachingsitzung zu groß sein könnte, ist es ratsam ein Zwischenziel für die aktuelle Coachingsitzung zu vereinbaren.


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