Erste Elemente einer Methoden – Toolbox

Abschlussarbeit von Svenja Dahl, als PDF lesen


Einführung Methoden – Toolbox

Diese Methoden – Toolbox soll sowohl angehenden als auch langjährigen Coaches dazu verhelfen für jede Coachingsituation die passende Methode auszuwählen und die Methodenvielfalt zu erhöhen.

Die Box ist so aufgebaut, dass sie zu verschiedenen Coachinganliegen Methoden zum Arbeiten anbietet.

Die jeweiligen Methodenkarten sind so strukturiert, dass sie erst das Anwendungsgebiet beschreiben und dann auf die Zielsetzung eingehen. Im Anschluss wird beschrieben welches Material benötigt wird und wie genau die Methode umgesetzt werden kann. Dabei werden immer nur mögliche Umsetzungsszenarien beschrieben.

Es ist jedem Coach frei überlassen, die jeweiligen Methoden für sich individuell anzupassen.

Für Coaches die gerade erst starten sind bei den Methoden immer auch praktische Anwendungsfragen enthalten. Auch diese sind nur als Option gedacht und können beziehungsweise müssen individuell angepasst werden.

Bei der Anwendung aller Methoden ist eine Systemische Haltung des Coaches unerlässlich.

Bernd Schmid geht sogar davon aus, dass die systemische Haltung wichtiger sei als die Methode selbst (Schmid, 2014, S.16 ff.). Daher wird nachfolgend kurz erläutert was unter einer systemischen Haltung verstanden werden kann.

Zusammenfassen lässt sich sagen, die systemische Haltung sollte geprägt sein durch Freude im Kontakt, Offenheit, Wertschätzung, Anerkennung, Geduld, Durchhaltevermögen, Hilfe zur Selbsthilfe und stetige persönliche Weiterbildung.

Insbesondere die Wertschätzung spielt eine große Rolle.

Dazu gehört auch auffälliges beziehungsweise merkwürdig empfundenes Verhalten zu verstehen, ohne die Ansichten teilen zu müssen. Es geht um das Nachempfinden des Andersseins (vgl. Reich 2012, S. 22 f. und 31 ff.).

Mechthild Erpenbeck (2017, S. 45 ff.) gibt folgende Tipps für eine professionelle systemische Haltung in Coaching und Beratung.

  1. Es gibt immer einen größeren Kontext“.
    Damit ist gemeint, dass der Coach im Coaching Prozess stehts mit Achtsamkeit und Weitblick arbeiten sollte. Es geht darum Wechselwirkungen im Blick z behalten, Dehnung von Grenzen wahrzunehmen, den Wahrnehmungsradius auszudehnen.
    Kurz gesagt darum, die Eigenlogik des Kontextsystems wahrzunehmen. Dazu gehört auch zu lernen, dass man sein Gegenüber nie umfänglich verstehen kann und das System permanent in seinem Wandel beobachten muss.

  2. Es könnte auch alles ganz anders sein“.
    Hier geht es um die Bewertungen, die man unweigerlich vornimmt und derer man sich im Coaching und der Beratung bewusst sein muss.
    Wichtige Eigenschaften sind hier Demut, Zurückhaltung und Bescheidenheit. Als Coach sollte man sich eine neugierige Hinbewegung mit gleichzeitiger Skepsis für Gewissheiten aneignen.

  3. „Es gibt kein Richtig und kein Falsch, aber du bist Teil des Kontextes – und alles, was du tust, hat Konsequenzen.
    Aus dem systemischen Verständnis ergibt sich, dass niemand außer uns selbst unsere Wirklichkeit erzeugen kann. Es gibt keine linearen Ursachen – Wirkungs – Prinzipien im Sinne von Kausalketten.
    Trotzdem hat jedes Tun und auch das Lassen Auswirkungen. Alles was wir tun oder lassen ist ein Impuls, dessen Reichweite wir häufig nicht vorhersehen können. Wir können entsprechend nur aufgrund der aktuell vorliegenden Informationen Entscheidungen treffen, aus den Auswirkungen lernen und beim nächsten Mal eventuell etwas anders machen.

  4. „Achte darauf, in respektvoller Weise Unterschiede zu schaffen (oder: Füge dem Bild des Klienten etwas Neues hinzu).
    Es geht hier beispielsweise um das richtige Maß zwischen Würdigung/Bestätigung/Unterstützung auf der einen Seite und Forderung/Verstörung/Konfrontation auf der anderen Seite. Es bedarf dem richtigen Gefühl für Interventionen zur Musterunterbrechung.
    Heinz Forester sagte dazu mal:
    „Handle stets so, dass weitere Möglichkeiten entstehen“.

  5. „Fang bei dir selbst an – alles, was du denkst und fühlst, ist bereits eine Intervention.
    Damit ist gemeint, dass sich Coach und Coachee in einem dynamischen Verbund befinden. Es besteht eine wechselseitige Abhängigkeit und alles Gedachte, Gefühlte und Gesagte wird untereinander ausgetauscht. Epenbeck beschreibt es mit folgenden Worten:
    „In dem Maße, in dem ich Verantwortung für mich selbst übernehme, sorge ich auch für mein Gegenüber.“

  6. „Begegne deinen Klienten mit liebevoller Achtung vor ihrem Eigenen-Sinn (oder: Dein Gegenüber ist genau wie du – nur anders).
    Es ist wichtig als Coach achtungsvoll im Kontakt zu sein, berührbar als Mensch zu bleiben und transparent im professionellen Handeln umzugehen.
    Dabei geht es unter anderem darum zu erkennen, dass jeder Handlung des Klienten eine sinnstiftende Kraft innewohnt und er stets bemüht ist eine kreative Bewältigungsleistung zu erbringen.
    Mit anderen Worten:
    Jeder Mensch handelt aus einem guten Grund so wie er es tut und diesen gilt es herausfinden.

Das Coachinghaus (Inhalte aus der Coachingausbildung)

Anwendungsgebiet

Es dient der Auftragsklärung und kann entsprechend vor jeder anderen Methode angewendet werden und in unterschiedlicher Tiefe genutzt werden.

Zielsetzung

Erkundung des Problems und Auftrags des Klienten mit den umfassenden Facetten Material: Bei Bedarf Materialen, damit sich der Coach Notizen machen kann. Es ist jedoch nicht zwingend notwendig

Zeitlicher Aufwand

ca. 30 bis 60 Minuten

Umsetzung

Der Coach geht die einzelnen Zimmer des Coaching-Hauses durch, um sich so einen Überblick bezüglich des Anliegens zu machen, welches der Klient mitgebracht hat.

Es geht darum sich ein möglichst umfassendes Bild des Anliegens zu verschaffen, um daraus ein konkretes Ziel für die Sitzung beziehungsweise nachfolgende Sitzungen zu erarbeiten.

Das nachfolgende Bild zeigt das Coaching-Haus mit seinen einzelnen Facetten.

Anliegen

Hier soll das Thema eingeordnet werden, zu dem der Klient ein Coaching wünscht. Dazu kann der Coach beispielsweise folgende Fragen stellen:

a. Was führt Sie heute hier her?

b. Wofür sind Sie heute hier?

c. Welches Anliegen haben Sie für uns mitgebracht?

d. Welches Ihrer Themen ist am dringendsten?

e. Wie kann ich Sie unterstützen?

f. Habe ich Sie richtig verstanden, dass…?

g. Was soll sich durch unser Coaching ändern?

Umfeld

Hier geht es darum herauszufinden wer von dem Beschrieben Thema mit betroffen ist beziehungsweise eine Rolle spielt. Folgende Leitfragen können hilfreich sein, um dieses Themengebiet zu erkunden:

a. Wie reagiert Ihr Umfeld in der beschriebenen Situation?

b. Wer trägt noch zu Ihrem Anliegen bei?

c. Ist das Umfeld informiert/integriert?

d. Wer aus Ihrem Umfeld unterstützt Sie dabei?

e. Wer hat das besagte Problem als erstes gemerkt?

f. Welche Person würde als erstes Merken, wenn das Anliegen gelöst ist?

Situationsbeschreibung

hier geht es darum die Situation, die zum Coachinganliegen geführt hat, möglichst detailliert erfasst werden kann. Folgende Fragen können dabei unterstützen umfassendere Informationen zu sammeln:

a. In welchen Situationen tritt das auf?

b. Wie häufig passiert Ihnen das?

c. In welchen Situationen tritt das Problem nicht auf?

d. Wie würde Person X (z.B. Freundin) deine Situation beschreiben?

e. Gab es in der Vergangenheit ähnliche Herausforderungen, die Sie bereits erfolgreich lösen konnten?

f. Nehmen wir an, das Problem wäre bereits gelöst, was wäre dann an der Situation anders?

Gefühls- und Erlebnisbeschreibung

Hier geht es konkret um die Gefühle, die auftreten, wenn die Herausforderung auftritt und der Klient das Gefühl hat diese Herausforderung nicht meistern zu können. Um die Gefühls- und Erlebniswelt des Klienten zu erfragen können folgende Fragen unterstützen:

a. Wie haben Sie sich in dieser Situation gefühlt?

b. Auf einer Skala von 1 bis 10, wie stark hat sie die Situation … (z.B. verärgert), wobei 1 überhaupt nicht verärgert und 10 massiv verärgert wäre?

c. Wie hat sich das für Sie angefühlt?

d. Welche körperlichen Reaktionen haben Sie in dieser Situation an sich wahrnehmen können?

e. Welche Emotionen hat das ganze bei Ihnen ausgelöst?


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Quellen

Erpenbeck, M. (2017) in Training Aktuell, Ausgabe November 2017 (S.45 – 49).
Manns, J. (2016) in Training Aktuell, Ausgabe Mai 2016 (S. 21 -23).
Schmid, B. (2014) in Trainig Aktuell, Ausgabe März 2014 (S.16-19).