Erschöpfungssymptome

als Gesellschaftsphänomen

Abschlussarbeit von Barbara Franke, als PDF lesen


Stress als ein gesellschaftliches Phänomen

In unserer heutigen Leistungsgesellschaft und in einer zunehmend komplexen Welt nimmt auf der einen Seite der Druck und auf der anderen Seite die Anforderung, das Leben mit unerschöpflicher Energie zu bewerkstelligen, immer mehr zu.

Klassische Work-Life-Balance-Ansätze funktionieren immer weniger, da sich unsere Lebenswelten zunehmend schwieriger voneinander abgrenzen lassen, insbesondere durch die Corona-Pandemie hat dieses Phänomen noch einmal massiv zugenommen.

Stressoren finden sich in vielen Lebensbereichen:

privates Umfeld,

Arbeitsumfeld,

Lebensumstände und

Umwelt.

Die Bandbreite geht von der Doppelbelastung zwischen Beruf und Familie, dem hohen eigenen Perfektionsanspruch, aber auch zu finanziellen Belastungen oder Beziehungsproblemen. Studien zeigen auf, dass viele Menschen, unterstützt durch allgegenwärtige Marketingbotschaften oder die glitzernde Welt von Social Media, ihre eigenen Ansprüche an ein perfektes Leben immer höherschrauben.

Das Spannungsfeld und das permanente innere Abgleichen zwischen Wunschbild und Realität führt zu einem inneren Druck und wachsender Unzufriedenheit.

Wünsche hinsichtlich einer perfekten Familie, Erfolg im Beruf, tolles Aussehen und immer ausreichend Geld, begegnen der Realität mit Alltagsproblemen in der Beziehung, Krankheiten und auch psychosomatischen Beschwerden, Erfolgsdruck und Stress im Beruf, oder Angehörige, die gepflegt werden müssen.

Ein wichtiger Aspekt ist die eigene Bewertung und die eigenen Gedanken zu der belastenden Situation. Die Stärke von Stress ist maßgeblich von unserer Wahrnehmung abhängig.

Nicht jede Person reagiert mit dem gleichen Stressmuster auf einen Stressor.

Zwei Aspekte sind entscheidend für die unterschiedliche Verarbeitung: zum einen die genetisch bedingte Stresstoleranz und zum anderen die eigene Biografie, die sogenannte erlernte Stresstoleranz. Erst aus diesem Mix heraus entsteht die ganz individuelle Stressreaktion.

Dieser Aspekt ist besonders wichtig, da Ratschläge und Lösungsansätze, die sich in anderen Situationen bzw. bei anderen Menschen bewährt haben, oft bei der eigenen Stressbewältigung nicht zielführend sind.

Stress löst im Körper einen überlebenswichtigen Mechanismus aus.

Evolutionsbedingt führt eine Stresssituation zu folgenden Reaktionen: Flucht, Kampf oder Erstarren. Eine Vielzahl von Reaktionen im Körper und im Gehirn unterstützen nun den Menschen beim Überlebenskampf, u.a. ein hoher Adrenalinausstoß, steigender Blutdruck, schnelle Atmung, Muskelanspannung und verminderte Schmerzempfindung. Generell ist Stress für den Menschen ein wichtiger Prozess, ohne den Leistung, Kreativität und Weiterentwicklung weniger erfolgreich wäre.

Treten jedoch Stresssituationen zu häufig auf und legen wir zu wenig Entspannungsphasen als Ausgleich ein, geraten der Köper und das Gehirn in einen Dauerstresszustand mit neurobiologischen Reaktionen im Gehirn und reduziertem Vitalisierungssystem.

Stresssymptome und Burn-out

Der beschriebene Dauerstresszustand kann zu zunehmenden Erschöpfungssymptomatiken bei den betroffenen Menschen führen. Sehr oft treten diese Symptome erst schleichend auf und werden von Betroffenen selbst und seiner Umwelt nicht erkannt. Stress-Symptome können sehr vielfältig sein und nicht jedes Symptom für sich deutet direkt auf einen belastenden Stresszustand hin.

Daher ist die Beurteilung der Symptome immer im Zusammenhang mit der aktuellen Lebenssituation zu betrachten.

Typische Stresssymptome (Quelle: Kohl, Melanie: Power auf Dauer. Weinheim 2019)

Ist der Stress und die daraus resultierende Erschöpfung chronisch und wird sie nicht behandelt, dann besteht die Gefahr einer Erschöpfungs-Depression oder eines sogenannten Burn-outs.

Burn-out ist der Knock-out nach einer lang-anhaltenden und dauerhaft wahrgenommenen Differenz zwischen Herausforderungen und Belastungssituationen und den subjektiv erlebten Bewältigungsmöglichkeiten.

(S. 28, Kraemer, Hort: Soforthilfe bei Stress und Burn-out. Berlin 2010).

Immer mehr ist in der Burn-out Forschung der Fokus auf den langen Prozess gerichtet, der im Vorfeld des Knock-outs stattfindet. So hat Herbert J. Freudenberger die Entwicklung hin zu einem Burnout in einem 12-stufigen Phasenmodell beschrieben.

Burn-out-Modell von Freudenberger (Quelle: dg-pg.de, DGPG Deutsche Gesellschaft für Prävention & Gesundheitsförderung, Was ist ein Burnout?)

Der Weg in einem Burn-out ist lang und sehr belastend für die Betroffenen.

Eineinhalb Jahre dauert es durchschnittlich bis ein Burn-out am Arbeitsplatz erkannt wird, meistens erst im Zusammenhang mit einer langen Krankschreibung.

Die Rückkehrquote nach einem Burn-out liegt bei nur ca. 60%. Immer mehr Menschen suchen sich Hilfe bei der Bewältigung ihrer Lebens- und Arbeitswelt, unter anderem auch durch die Zusammenarbeit mit einem Coach.

Im Folgenden sollen ein paar Ansätze erläutert werden, welche Möglichkeiten im Rahmen eines Coachings bestehen, Klienten mit Stress- und Erschöpfungssymptomen zu unterstützen.


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