Enneagramm

Die neun Gesichter der Seele

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Einleitung

Die folgende Arbeit stellt das Modell des Enneagramms sowie deren Einteilung in neun „Gesichter der Seele“ vor.

Dabei geht es im Wesentlichen darum, einen groben Einblick in die Thematik zu bekommen und die einzelnen Typen mit ihren wichtigsten Eigenschaften kennenzulernen.

Im ersten Teil erkläre ich, was das Enneagramm bedeutet und gehe kurz auf das Symbol sowie die Herkunft des Enneagramms ein. Im zweiten Teil erläutere ich die einzelnen Typen und umschreibe die jeweiligen Kerneigenschaften. Im zweiten Teil soll zu jedem Typen ein Einblick in das Selbstbild, die Sünde sowie Erlösung gegeben werden.

Die Begriffe Sünde und Erlösung sind hierbei sinnbildlich zu verstehen. Das Wort Sünde stammt aus dem griechischen hamartia ab, das so viel bedeutet, wie das Ziel zu verfehlen.

Das Ziel eines jeden Menschen ist nach dem Modell des Enneagramm vollkommen mit Gott verbunden zu sein.

Wie jede der neun Seelen dieses Ziel auf seine Weise verfehlt, wird in der Vorstellung der neun Typen genauer erläutert.

Bedeutung, Symbol und Herkunft des Enneagramms

Das Enneagramm konfrontiert uns mit den Festlegungen und Gesetzen, unter denen wir unbewusst leben.

Der Ausgangspunkt des Enneagramms sind die Sackgassen, in die wir Menschen bei unserem Versuch geraten, unser Leben vor inneren und äußeren Bedrohungen zu schützen.

Viele Faktoren kommen zusammen, prägen uns und verdichten sich zu Denk- und Handlungsstrukturen.

Sie manifestieren sich als innere „Stimmen“, lassen sich meist in kurze prägnante Sätze zusammenfassen, begleiten und oft unbewusst durchs ganze Leben und wirken sich auf unser Verhalten aus.

Beispiel: „Sag immer schön danke“ oder „Komm mir nicht zu nahe“.

Der heranwachsende Mensch reagiert auf diese Stimmen, indem er bestimmte Ideale internalisiert („Ich bin gut, wenn ich…“),  Vermeidungsstrategien entwickelt, um Strafen oder anderen unangenehmen Folgen zu entgehen.

Jeder von uns hat sich sein System zurechtgelegt, mit dessen Hilfe wir erklären, weshalb das, was wir tun, richtig und gut ist.

Wir brauchen Hilfestellung, um unser falsches Selbst zu entlarven und uns von unseren Illusionen zu distanzieren.

Bei der Selbsterkenntnis geht es darum, alles, was scheinbar gut ist, loszulassen, damit wir das an uns entdecken, was wirklich gut ist.

Junge Männer haben angeblich alle zehn Minuten sexuelle Impulse. Mit der Enneagrammenergie verhält es sich genauso. Sie ist wie eine Sucht.

Mein Muster steckt in meinen Gliedern, in meinen Knochen, es liegt mir im Blut, ist meine Haut, etc.

Alle Typologien haben den Nachteil, dass sie die Einmaligkeit, Originalität und Besonderheit des Individuums vernachlässigen. Das birgt die Gefahr, sich und andere in Schubladen stecken.

Die Entwicklung von Gesetzmäßigkeiten im menschlichen Verhalten hat nur dann Sinn, wenn zugleich die Möglichkeit der Veränderung und Befreiung vom Zwang und der Determiniertheit in den Block kommt.

Diese Möglichkeit eröffnet das Enneagramm in besonderer Weise.

Es geht darum, dass die Fixierung in einem „Typus“ gelockert wird, damit das unverwechselbare und einmalige Original ans Licht kommen kann (vgl. Richard Rohr und Andreas Ebert 2017).

Vorstellung der neun Typen 

Der erste Typ ist der sog. „Perfektionist“

Menschen dieses Typs versuchen von Klein auf Musterkinder zu sein. Sie haben Stimmen verinnerlicht, die sagen „Sei brav“, „Benimm dich“ oder „Streng dich an“.

Sie haben verinnerlicht, die Liebe der Welt zu verdienen, indem sie solche Erwartungen erfüllen. Oft ist eines der Elternteile ewig unzufrieden, mit Lob wird gegeizt und gute Leistungen als selbstverständlich angesehen.

Der zweite Typ ist der „Helfer“

Er setzt sich für andere ein, erkennt die Bedürfnisse anderer und steht anderen bei, wenn sie Leid, Schmerz oder Konflikte durchstehen.

Zweier sind aber auch gefallsüchtig und brauchen übertrieben viel Dank. Viele Zweier hatten eine Kindheit, die ihnen grau und trist erschien.

Wirkliche Geborgenheit und das Gefühl, ein Zuhause zu haben, fehlten. Menschen des zweiten Typs haben in der Kindheit gelernt, sich ihre Liebe durch Helfen zu verdienen. Es hat quasi oft eine frühkindliche Parentisierung stattgefunden.

Statt die Hilfe der Eltern anzunehmen, waren sie diejenigen, die geholfen und unterstützt haben. So haben sie die Liebe und Aufmerksamkeit der Eltern erhalten.

Zweier brauchen es, gebraucht zu werden. Aus diesem Grund können sie ihre Umwelt genial manipulieren und Abhängigkeit zu ihnen schaffen.

Der Typ drei ist der sog. „Macher“

Er kann sehr gut Ziele stecken und durch überzeugende Argumente Einfluss gewinnen.

Es handelt sich hierbei oft um Menschen, die nach außen schön und erfolgreich wirken und denen scheinbar alles im Leben zugeflogen kommt. Sie strahlen eine Leichtigkeit aus.

Gleichzeitig haben sie Angst vor Misserfolgen. Sie schätzen Effizienz, Aussehen und Sieg. Dreier Kinder wurden oft nicht wegen ihrer selbst geliebt. Sie wurden nur gelobt und belohnt, wenn sie erfolgreich waren und besonders gute Leistungen vorweisen konnten.

Der vierte Typ ist der „Künstler“

Hierbei handelt es sich um Menschen, die von sich selbst das Bild haben „Ich bin anders.“

Sie schätzen das Ästhetische, starke Emotionen und Gefühle. Sie haben in der Kindheit oft die Erfahrung gemacht, dass die Gegenwart unerträglich und sinnlos ist.

Diese Erfahrung ist häufig mit einem schmerzhaften Verlusterlebnis verbunden, wie beispielsweise eine Scheidung, ein Umzug oder ein Tod. Positive Rollenmodelle haben gefehlt.

Das Kind hat sich notgedrungen auf der Suche nach Identität der eigenen Innenwelt zugewandt.

Der Typ fünf ist der sog. „Denker“

Er hat überall den Durchblick. Er ist isoliert, fragend und interessiert.

Als Kind war seine Innenwelt der einzige Freiraum, in dem er sich ungestört bewegen konnte. Oder andere Fünfer haben zu wenig Zärtlichkeit und Nähe erhalten.

Sie haben vielleicht die Erfahrung gemacht, unerwünscht zu sein. Deshalb sehnen sie sich nach Erfüllung.

So blieb ihre Fähigkeit, Gefühle zu äußern unterentwickelt. Menschen dieses Typs spüren einen Mangel an Geborgenheit. Sie gehen durch Leben und sammeln, was sie bekommen kommen, in der Hoffnung die innere Leere zu füllen.

Typ Sechs wird als der „Loyale“ bezeichnet

Er hat das Selbstbild „Ich tue meine Pflicht“.

Er schätzt Sicherheit und klare Situationen. Menschen dieses Typs haben als Kind erfahren, wie gefährlich die Welt ist.

Sie wittern ständig Gefahr. Manche Sechser berichten, dass sie kein Urvertrauen beherrschen konnten, weil sie unbeherrschte und unkontrollierte Eltern hatten.

Sie wurden ohne ersichtlichen Grund bestraft oder geschlagen. Diese Kinder mussten entweder nach einem Beschützer Ausschau halten oder die mussten lernen, die kleinsten Anzeichen einer nahenden Gefahr zu wittern, um rechtzeitig in Deckung zu gehen.

Typ Sieben ist der „Vielseitige“

Siebener lächeln ständig, sind humorvoll und exzessiv.

Sie schätzen Genuss, Neues, Vergnügen und Optimismus. Viele Siebener hatten als Kinder Angst vor der Dunkelheit. S

ie mögen keine Dunkelheit, sondern nur Farbe und Licht. All die Fröhlichkeit der Sieben dient dazu, sich von Ängsten und Schmerz abzuschotten.

Siebener Menschen schildern ihre Lebensgeschichte in positiven Farben. Sie halten aber auch immer alle Bälle im Spiel, weil sie sich immer alle Optionen offen halten wollen, um sich unbewusst um die Aufgabe zu drücken, sich auf eine Sache oder einen Menschen zu tief einzulassen.

In der Tiefe lauert für sie immer auch der Schmerz. Außerdem können die eigenen Grenzen sichtbar werden. Siebener versuchen ein Leben zu inszenieren, in dem es keinen Karfreitag gibt, sondern nur Ostern.

Die Sieben weiß, das hinter ihrem Lächeln sich eine große Traurigkeit verbirgt.

Sie sehnt sich eigentlich nach jemandem, der ihre zur Schau gestellte Fröhlichkeit durchschaut und ihren Schmerz ernst nimmt.


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