Empathie im Coaching

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Empathie

Grundlagen

Mit Empathie ist die Bereitschaft und Fähigkeit gemeint, sich in die Einstellungen, Gedanken, Emotionen und Motive anderer Menschen einzufühlen1. Es ist eine Art vorausschauende Emotionsreaktion2.  Der Begriff leitet sich vom griechischen Wort „empátheia“ für „Einfühlung“ ab.

Empathie geht über Sympathie hinaus.

Grundlage ist Selbstwahrnehmung, je offener eine Person für ihre eigenen Emotionen ist, desto besser kann sie auch die Gefühle anderer deuten3. Wenn wir für jemanden Empathie empfinden, etablieren wir eine emotionale Verbindung zwischen uns und dem Gegenüber.

Empathie gilt als eine der wichtigsten Einflussfaktoren in dyadischen Beziehungen4.

Der soziale Soft Skill Empathie wird in den publizierten Studien zunehmend Relevanz und Bedeutung für den Coachingkontext gegeben. Sie wird häufig als die wichtigste Einflussvariable erwähnt. Um das Konstrukt besser einordnen zu können, wird es in zwei Ebenen unterschieden. Der emotionalen und der kognitiven Empathie.

Im Weiteren spricht man von der affektiven Empathie, die eher durch eine instinktive und intuitive Anwendung gewinnt, wie zum Beispiel durch das Spiegeln von Emotionen.

In der kognitiven Empathie geht es um das rationale Verstehen der vereinfachten Überlagerung von Erfahrungen.

Die emotionale Empathie beeinflusst vor allem das Resonanzverhalten des Coaches, wogegen die soziale Empathie es erst ermöglicht, sich auf den:die Gegenüber einzustellen.

Fachlich unterscheiden wir zwischen vier Ebenen5 der Empathie.

    1. Der Wahrnehmung mit ihrer Frage nach den Gefühlen des Gegenübers, wie geht es dem anderen? Wie ist die Gestik, Mimik und Körpersprache, welche Aussagen werden getätigt. Wie ist die Stimmlage und welche Emotionen werden gezeigt.
    2. Beim Verständnis steht die Frage nach dem Warum im Mittelpunkt. Warum geht es der Person so? Was sind die Ursachen, Motive und Umstände?
    3. Bei der Antizipation steht die Frage nach der weiteren Reaktion des Coachee im Vordergrund – reagiert das Gegenüber emotional oder rational?
    4. Die Resonanz blickt auf die Aktion des Coaches. Wie reagiere ich darauf? Nehme ich Rücksicht, wie handele ich, welche Worte wähle ich, habe ich Mitgefühl und Akzeptanz dem Coachee gegenüber?

In der Interaktion mit dem Coachee sind alle Ebenen von entscheidender Bedeutung, denn der gesamte Coachingprozess setzt einen intensiven Beziehungsaufbau voraus. Die empathische Haltung und auch Kompetenz des Coaches sind von gewinnbringender Bedeutung.

Einfühlungsvermögen ist ein elementares Soft Skill.

Menschen mit diesen Fähigkeiten werden als sozial kompetent definiert, ihnen wird zugeschrieben, dass sie gut zuhören und einfühlsam auf andere eingehen können. Häufig werden diese Personen von anderen als sympathisch erlebt.

Vor- und Nachteile des Soft Kills

Empathie und ihre Interpretationen sind ein weites Feld.

Durch die Definition von Empathie „der Bereitschaft und Fähigkeit, sich in die Einstellungen anderer Menschen hineinzufühlen“, ist der Begriff Empathie eher positiv besetzt. Weitere Beschreibungen der Eigenschaft sind: Einfühlungsvermögen, höhere Konfliktlösungsmöglichkeit, Zusammenführung von Teams, Konfliktlösungsvermögen, zuhören können und integeres sowie soziales Verhalten.

Empathie wird durch das soziale Miteinander geformt und hilft in verschiedensten Lebenslagen zu harmonisieren.

Neben den aufgelisteten positiv konnotierten Eigenschaften von Empathie gibt es allerdings auch nachteilige Aspekte. Hierzu zählen Distanzlosigkeit und Abhängigkeitsgefühl. Empathie hemmt zudem rationales und logisches Denken, ebenso die Aufmerksamkeit.

Wie Fritz Breithaupt in seinem Buch „Die dunklen Seiten der Empathie“ schreibt, kann Empathie zu Selbstverlust führen, zudem tendiert Empathie zu einem Schwarz-Weiß bzw. Freund-Feind-Denken.

Konflikte können nicht trotz, sondern aufgrund von Empathie eskalieren, da Menschen Partei ergreifen und die gewählte Seite empathisch beschönigen.6

Da es diese zwei Pole gibt, schließt sich die Frage an, bis wohin es gut ist und nützlich empathisch zu sein und ab wann es eher ins Gegensätzliche umkehrt – vor allem in Bezug auf einen erfolgreichen Coachingprozess.

Empathie als wichtige Kompetenz im Coachingprozess

Wie oben beschrieben hat die Empathie positive und negative Seiten.

Empathie ist für einen Coach allerdings eine sehr elementare Kompetenz, so sorgt die emotionale Fähigkeit des Coaches für einen positiven Ausgang des Coachingprozesses.

Bildliche Verarbeitung im Gehirn fördert die emotionale Resonanz. Demnach folgt aus der empathischen Wahrnehmung des Coaches eine empathische Kommunikation, die durch das Verhalten und die Gestik und Mimik des Coaches ausgedrückt wird.

Der Coachee reagiert mit Offenheit und empfundener Wertschätzung auf das empathische Verhalten des Coaches.

Positive Effekte empathischer Gesprächshaltung auf den Coachingprozess

In der Broaden-and-Build-Theorie von Barbara Fredrickson geht es um die Auswirkungen positiver Psychologie auf das Wahrnehmungsverhalten7.

Im übertragenen Sinne möchte ich diese Theorie nutzen, um aufzuführen, dass durch eine erhöhte empathische Fähigkeit und emotionale Kompetenz die Aufnahme unterschiedlicher Reize erhöht wird. Laut Fredricksons Forschungsergebnissen bilden sich dann mehr neuronale Verknüpfungen.

Allein die empathische Kompetenz des Coaches im Coachingprozess stärkt demnach die Kompetenz der Anerkennung und Aufnahme verschiedenster Reize des Coachee. Dadurch und durch die verstärkte positive Kommunikation, kann auch die Lösungskompetenz im Prozess begünstigt werden.

Die empathische Grundhaltung des Coaches macht es leicht, die Beziehung zu festigen. Der Coachee vertraut dem Coach und fühlt sich aufgehoben. Geht es auch darum, Bestätigung für die eigenen Themen zu erhalten, erleichtert es die emotionale Gesprächsführung.


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Quellen bis hierher

* Bild „Empathy“, Quelle: https://pixabay.com/de
1 vgl. Dorsch: Lexikon der Psychologie. Hogrefe Verlag, Göttingen 2017,
2 vgl. Jochen Mai, Karrierebibel, https://karrierebibel.de/empathie/, 1.8.2021
3 Daniel Goleman, Emotionale Intelligenz. 2. Aufl. dtv, 1997
4 Theresa Will und Simone Kauffeld, Relevance of Empathy for Dyadic Relations: https://link.springer.com/article/10.1365/s40896-018-0023-2
5 vgl. Jochen Mai, Karrierebibel, https://karrierebibel.de/empathie/, 1.8.2021
6 Fritz Breithaupt, Die dunklen Seiten der Empathie, S.15, ebook Suhrkamp Verlag Berlin, 2017
7 https://psychologie-des-gluecks.de/lexikon/broaden-and-build-theorie/