nach Insa Spaarer und Matthias Varga von Kibéd
Abschlussarbeit von Ines Conrady, als PDF lesen
Einleitung
Das Themengebiet der systemischen Strukturaufstellung ist äußerst umfangreich, komplex und in seiner Gesamtheit nur schwer einzugrenzen.
Aus diesem Grund kann in dem vorgegebenen Format das Thema nicht voll umfänglich beschrieben werden.
In der vorliegenden Arbeit ist daher der Ansatz gewählt worden das Thema in seiner Komplexität zu erfassen und kurz zu beschreiben, um dem Leser einen Gesamtüberblick zu vermitteln und unter Umständen das Interesse für systemische Strukturaufstellungen zu wecken.
Entwicklung und Entstehung der systemischen Strukturaufstellungen
Die Entwicklung der systemischen Strukturaufstellung geht zurück auf das Paar Insa Sparrer und Matthias Varga von Kibéd.
Insa Sparrer wurde 1955 hat in München geboren und studierte dort Mathematik und Psychologie. Seit 1989 arbeitet sie als Psychotherapeutin in ihrer eigener Praxis.
Matthias Varga von Kibéd wurde 1950 geboren und studierte Philosophie, Logik und Wissenschaftstheorie und Mathematik an der Universität München. Im Anschluss an sein Studium war er als Professor am Institut für Philosophie, Logik und Wissenschaftstheorie der Universität München tätig.
1994 eröffneten Sparrer und Varga von Kibéd gemeinsam das „Syst – Institut für systemische Ausbildung, Fortbildung und Forschung“ in München.
Der Schwerpunkt ihrer Arbeit am SySt liegt in die Entwicklung der Systemischen Strukturaufstellungen. Im Anschluss erfolgte die Entwicklung und Durchführung der Ausbildung zum systemischen Therapeuten/ Berater mit Schwerpunkt Systemische Strukturaufstellungsarbeit.
Entstehung der Methode
Insa Sparrer hatte im Laufe ihrer Ausbildung auch die von Bert Hellinger in den späten 70er Jahre entwickelte Methode der Familienaufstellung kennengelernt.
Sparrer erkannte denpositiven Nutzen dieser Aufstellungsform konnte sie aber nicht gut nutzen.
Denn viele Ihrer Klienten wollten Themen bearbeiten die nicht im Zusammenhang mit der Familie stehen oder sich in Hellingers Format das wenig Raum für Flexibilität bietet, nicht aufstellen ließen.
Gemeinsam mit ihrem Partner Varga von Kibéd entwickelten beide aus diesem Grund die Systemische Strukturaufstellung.
Das Paar ergänzte sich in der Ausarbeitung hervorragend, da Varga von Kibéd als Logiker eine perfektes theoretisches Modell entwickeln konnte, Insa Sparrer hingegen stellte als Praktikerin immer wieder die Frage wie sie konkret das Modell nutzen und mit Ihren Klienten damit arbeiten könnte.
Aufstellungsverfahren wurden in weiten Teilen der Öffentlichkeit vorrangig durch Familienaufstellungen und die Arbeit von Bert Hellinger bekannt, dessen aus den Ursprüngen der Familientherapie entwickelte Methode eine große Popularität erreichte aber sehr kontrovers diskutiert wird.
Inzwischen differenzierten sich verschiedene Aufstellungsschulen heraus, die sich in ihren Prinzipien und in ihrer Arbeitsweise deutlich voneinander unterscheiden und vom Vorgehen Hellingers klar distanzieren.
Grundsätze der Systemischen Strukturaufstellung
Die Systemische Strukturaufstellungen (SySt) ist eine Schule im Bereich der systemischen Aufstellungen. Sie unterscheidet sich von anderen Systemaufstellungen dadurch, dass bei systemischen Strukturaufstellungen davon ausgegangen wird, dass keine Systeme, sondern nur Strukturen (auch von Systemen) aufgestellt werden können.
Als Grundlage der Arbeit dienen sogenannte Formate, die auf typische Strukturen Bezug nehmen, zum Beispiel Glaubenspolaritätenaufstellung oder Tertralemmaaufstellungen.
Es ist möglich neben menschlichen auch abstrakte Systemelemente wie zum Beispiel Ziele, Hindernisse oder Ideen zu berücksichtigen.
Reale Personen im folgenden auch Repräsentanten genannt, übernehmen dabei die Rolle der einzelnen Teile und werden so aufgestellt, wie sie aus Sicht des Aufstellers der Position im inneren Bild zu dem aufgestellten Thema entsprechen.
Durch die Empfindungen der aufgestellten Personen kann so ein Verständnis für Lösungsmöglichkeiten entstehen.
Mit Hilfe von Veränderungen in der Aufstellung (Stellungsarbeit, Prozessarbeit oder Tests) können Lösungen zu Problemsituationen ausprobiert und erarbeitet werden.
Anwendungsgebiete für systemische Strukturaufstellungen sind Familienthemen (Familienstrukturaufstellungen) ebenso wie Organisationsthemen. Für jedes dieser Anwendungsgebiete gibt es unterschiedliche Formate und Grammatiken.
Es ist zudem möglich, dass neben Personen als Repräsentanten für Elemente auch Symbole oder Anker auf dem Boden, auf einem Monitor oder einem Systembrett benutzt werden.
Es lassen sich sowohl Aspekte interner Systeme (z.B. Körpersysteme, innere Anteile), als auch externer Systeme (z.B. Familien, Organisationen, Projekte) aufstellen.
Bei den Aufstellungen werden die inneren Bilder der Anliegenbringer oder Klienten über das Stellen der Repräsentanten externalisiert, also nach außen verlagert.
Die Veränderungen im aufgestellten System können Veränderungen bei den inneren Bildern der Klienten bewirken. Dies ist inzwischen in der Psychotherapie und in der systemischen Beratung eine gängige Praxis.
Möglichkeiten, Chancen und Ziele der Methode
Die Systemische Strukturaufstellung (SySt) weist folgende Besonderheiten auf:
▪ Die Leitung einer Systemischen Strukturaufstellung versteht sich als Gastgeber der den Prozess für den Auftraggeber gestaltet. Die Leitung verzichtet weitgehend auf eine Deutung und arbeitet weder vorausschauend oder interpretierend und gibt nicht vor zu wissen, was geschieht.
▪ Die Arbeitsergebnisse entstehen stets in Kooperation mit den Anliegenbringern. Diese sind aufgefordert im Prozess der Aufstellungsarbeit ihre eigenen Ideen, Sichtweisen und Fragen einzubringen.
▪ Systemische Strukturaufstellungen sind immer lösungsorientiert angelegt. Als Grundlage dient dafür die Methode der lösungsfokussierten Kurztherapie, welche in den siebziger Jahren von Steve de Shazer und Insoo Kim Berg entwickelt wurde.
▪ Die prägende Haltung der Arbeit der Systemischen Strukturaufstellung ist eine stets wertschätzende und stützende Haltung des Therapeuten bzw. Leiters. Maßgeblichen Einfluss und Vorbild für diese Haltung ist insbesondere Virginia Satir welche sie den Klienten gegenüber einnahm und befürwortete.
In ihrer Arbeit finden sich weder stärkere Provokationen wieder, noch wird ein Prozess vom Aufstellungsleiter autoritativ , also aufgrund seiner Stellung beendet.
▪ Die Systemische Aufstellung bietet zudem Raum für abstrakte Elemente beispielsweise kann „Das, was noch fehlt“ oder „Das, was dann da wäre“ aufgestellt werden
Beispielhafter Ablauf einer Systemischen Strukturaufstellung
▪ Gastgeber führt ein Vorgespräch um das Anliegen des Klienten zu klären
▪ Im Anschluss wählt er die passende Form der Systemischen Strukturaufstellung aus.
▪ Klient wählt die Repräsentanten (Personen) aus und stellt sie im Raum auf, in der Form wie er es intuitiv für richtig hält.
▪ Repräsentierende Wahrnehmung = Durch die Empfindungen der aufgestellten Personen können nun Problembereiche des in dem System erkannt werden.
▪ Stellungsarbeit = Mithilfe von Veränderungen der Anordnung der aufgestellten Personen können die Auswirkungen von Veränderungen im System getestet werden.
▪ Prozessarbeit = zum Beispiel durch das Aussprechen von Sätzen oder das Durchführen von Ritualen können weitere Veränderungen erreicht werden.
▪ Nachgespräch nach Beendigung der Aufstellung, bei Bedarf Fortsetzung oder Wiederholung der Strukturaufstellung in einer folgenden Sitzung.