Coaching: Klarheit und mehr innere Zufriedenheit finden

Abschlussarbeit von Frederike Küpper, als PDF lesen


Einleitung

Im Folgenden beschreibe ich einen Coaching Prozess, der aus drei Sitzungen bestand. Die Termine fanden in 14- tägigen Abständen statt und dauerten jeweils 90-130 Minuten.

Jeder Termin bestand aus einer Auftrags(-nach)klärung und einer Zusammenarbeit mit verschiedenen Methoden, die ich im Rahmen der Ausbildung bei InKonstellation erlernt habe.

Kontext

Coachee

Die Coachee ist eine 42-jährige psychologische Beraterin und Heilpraktikerin. Nach diversen Auslandsaufenthalten, bedingt durch die Anstellung des Ehemannes beim Auswärtigen Amt, ist die Familie (zwei Kinder; 10 und 14 Jahre alt) seit dem Jahr 2018 in Bonn sesshaft.

Die Kontaktaufnahme seitens der Coachee erfolgte auf meinen Aufruf bei der Nachbarschaftsplattform nebenan.de.

Sie hat in den letzten Jahren diverse Fortbildungen, wie beispielweise zur Trauerberaterin, absolviert und sich nun mit eigener Praxis selbstständig gemacht.

Im Coaching möchte sie daran arbeiten, ihre Ideen zu schärfen und sichtbarer für potenzielle Kunden/ Patienten zu werden.

Sie empfindet zu Beginn der Sitzungen ein zunehmendes Störgefühl und empfindet sich als nicht aktiv genug.

Das Ausbleiben von Patienten nagt an Ihrem Wohlbefinden und sie möchte mehr Klarheit über ihre weitere Vorgehensweise und vor allem mehr innere Zufriedenheit gewinnen.

Systemischer Prozess/ Coaching Sitzungen

Sitzung 1

07.05.2019. 128 Minuten, Bonn

Diese Sitzung wurde nach dem GROWTH Modell gestaltet und enthielt eine ausführliche Situationsbeschreibung, eine Auftragsklärung, Skalenarbeit, die Arbeit mit der Wunderfrage, Aufdeckung von Ressourcen und eine Festlegung konkreter nächster Schritte bis zum Folgetermin.

Zunächst unterhielten wir uns über ihre Erfahrungen als psychologische Beraterin und bisherige Erfahrungen mit Coaching.

Hieraus konnte ich ableiten, dass die Coachee bereits die Angewohnheit hat über sich selbst zu reflektieren und ihren Anteil an Situationen anzuerkennen sowie aktiv wirken zu wollen.

Sie war in einem optimalen Klienten Status.

Ich verdeutlichte ihr meine Vorgehensweise sie nicht zu beraten, sondern sie darin zu bestärken unterschiedliche Perspektiven einzunehmen und dadurch ihren eigenen Blickwinkel verändern zu können.

Dies stieß auf ihre Zustimmung und auf die Frage, was die Klientin sich von mir als Coach für unsere Zusammenarbeit wünscht formulierte sie, Inspiration und in einem sicheren Setting mit mir in einen Austausch zu gehen.

Im Anschluss begannen wir mit der Auftragsklärung.

Der Wunsch der Klientin für die erste Sitzung ist es ihrer Formulierung nach, ihre Gedanken zu sortieren und sich einen Maßnahmenplan für die kommenden Wochen zu erarbeiten.

Meine Arbeitshypothese, welche ich auch vorsichtig am Ende der ersten Sitzung äußerte war, dass die Coachee sich ungern (insbesondere im beruflichen Kontext) zeigt und präsentiert, aus Angst vor Bewertung oder Abwertung von anderen.

Ihr Bedürfnis nach Zugehörigkeit und der Wunsch nach Anerkennung der eigenen Kompetenzen stehen in einer Konkurrenz zueinander.

Die Wortwahl der Klientin gab an diversen Stellen zu erkennen, dass „sich zeigen“, „sichtbar werden“, „beurteilt werden“ für sie hemmende Elemente darstellen, denen sie (teils unbewusst) wiederholt auszuweichen versucht.

Nachdem die ersten 45 Minuten unter Anwendung diverser Fragetechniken die Situation der Klientin verdeutlichten und so auch ihre Wünsche herausgefiltert wurden.

Ich wendete die Skalenfrage in Bezug auf ihre derzeitige Zufriedenheit mit der Praxiseröffnung an, um eine bessere Einschätzung und einen Referenzwert zu erhalten. Sie ordnete sich auf einer 6 ein und wünschte sich zunächst die 7 erreichen zu wollen.

Dies würde für sie bedeuten, konkrete Schritte im Bezug auf ihre Praxisvermarktung zu unternehmen und einen Plan für die kommenden zwei Wochen auszuarbeiten.

Wir einigten wir uns darauf, die erste Sitzung mit der Wunderfrage weiter zu gestalten.

Da die Coachee bereits bei der Situationsbeschreibung eine sehr bildliche Sprache verwendete, sich nach innen richtete und nachfühlte sowie Metaphern nutzte, hielt ich diese Methode für einen guten Einstieg.

Die Wunderfrage ermöglichte es der Klientin ein gutes Gefühl für die von ihr erwünschte Situation zu erhalten.

Die Treffen mit zukünftigen Patienten stellte sie sich positiv und spannend vor, doch wurde auch ein gewisser innerer Druck bemerkbar, dass sie als „bezahlte Kraft“ einen großen Mehrwert in sehr kurzer Zeit „liefern/gewährleisten solle“.

Sie reflektierte nach einigen weiteren Fragen, wie der Tag nach dem Wunder verlaufe, dass die von ihr bisher vorausgesetzte Vollauslastung mit Klienten sehr wahrscheinlich eine zu große Belastung zusätzlich zu ihren Pflichten und Aufgaben im Familienkontext sein könnte.

Hier entwickelte sie selbstständig eine niedrigere Erwartungshaltung an sich selber und damit einhergehend die Vorstellung einer Teilzeitauslastung ihrer Heilpraktikerpraxis.

Exkurs
Für mich war in diesem Moment sehr präsent, dass das Zögern der Klientin im Sinne von Günter Schmidt´s Ansatz „Anwalt der Ambivalenz“ zu sein aus mehrerlei Gründen wichtige Anzeichen ihres Organismus darstellte, die sich in einem zögerlichen Verhalten wiederspiegelten.

Dies nahm ich mir vor, im Weiteren noch genauer zu beleuchten und abzufragen.

Wir kamen durch die Wunderfrage auf Ressourcen zu sprechen, die die Klientin bereits erfolgreich eingesetzt hatte, um sich besser zu fühlen.

Sie nannte „Focusing“ und den „X-Prozess“ als für sie wirksame Methoden, die sie früher bereits häufiger verwendet hatte, die jedoch in den letzten 14 Monaten kaum noch zum Einsatz kamen.

Auch die Arbeit mit Patienten oder das Leisten eines Beitrags im Leben anderer Menschen sei für sie eine Ressource schilderte sie mir.

Am Ende der 120 Minuten verfasste die Klientin eine detaillierte Liste mit nächsten Schritten:

Flyer gestalten und drucken lassen, diesen Flyer verteilen sowie zwei Netzwerken beitreten und den Austausch mit anderen Heilpraktikern suchen.

Darüber hinaus eine Anfrage für ehrenamtliche Arbeit bei einer konkreten Stelle am neuen Wohnort und die Anwendung der von ihr früher genutzten Methoden, um bei Unwohlsein eine Verbesserung zu erlangen.

Sitzung 2

21.05.2019. 95 Minuten, Bonn

Zunächst erfolgte ein Austausch und Bericht der Klientin, was seit dem letzten Termin geschehen war.

Auf die Einschätzung der Skala hin, gab sie die 6-7 an, verbalisierte jedoch sich blockiert zu fühlen

. Sie formulierte nicht alles umgesetzt zu haben, wie sie es wünschte und dass sie eine grundsätzliche Ablehnung ihrem eigenen Handeln gegenüber verspüre.

An dieser Stelle schärfte ich den Auftrag nach und fragte nach den Zielen dieser Sitzung, was sie mit einer „Zuspitzung“ ihrer Planungen und Motivation beantwortete.

Ich entschied mich in Absprache mit ihr, in dieser Sitzung die Arbeit mit dem inneren Team in den Fokus zu stellen.

Hierfür war sie offen und neugierig.

Wir legten ihr inneres Team in den folgenden 75 Minuten auf einem größeren Tisch, wobei sie selber die Karten beschriftete und positionierte. Auch die Benennung der Karten nahm sie selber vor und ich griff ihre Wortwahl wiederholt auf.

Interessant war insbesondere ihr guter Zugang zu den inneren Bildern und dass zwei Akteure aus dem inneren Team ihr sehr vertraut waren, sie diese schnell und detailliert beschreiben konnte.

Weitere Facetten ihres inneren Teams waren ihr nicht so schnell zugänglich, dennoch entwickelte sie in der Zeit 9 relevante Aspekte, die sie zueinander in Beziehung setzte.

Die Arbeit am inneren Team verdeutlichte ihr bestimmte Entwicklungen ihrer Persönlichkeit, die sich in den vergangenen Jahren, in denen sie mit ihrem Ehemann in mehreren Ländern gelebt hatte und in einem für sie ungewohnten Abhängigkeitsverhältnis stand, zugetragen hatten.

Sie befasste sich mit dieser Veränderung und positionierte die inneren Anteile in diversen Anläufen neu, so dass sie besser mit einander agieren können.

Auch ein gänzlich „neuer“ Anteil kam in Form einer Ressource dazu. Die erstellte Kartenlandschaft fotografierte sie sich ab und nahm die Karten mit nach Hause.

Wir beendeten diese Sitzung erneut mit einigen konkreten Schritten, die sie für die kommenden zwei Wochen umsetzen wollte, hierzu gehörte die Überlegung, mit einer zweiten Person gemeinsam zu einem Schwerpunktthema einen Vortrag zu halten und beendeten damit die Sitzung.


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