Abschlussarbeit von Larissa Jost, als PDF lesen
Coach-Persönlichkeit
Um als selbständiger Coach erfolgreich zu sein, ist es wichtig sich von der Konkurrenz zu unterscheiden.
Ein Unterscheidungsmerkmal ist das individuelle Profil des Coaches. Dies ist wesentlich dafür, ob sich ein potenzieller Coachee für den Coach entscheidet.
Neben einem aussagekräftigen Coach-Profil ist die Qualität der Ergebnisse im Coaching ein weiteres wichtiges Merkmal, um als Coach erfolgreich zu sein. Dafür ist vor allem die eigene Haltung als Coach ausschlaggebend. Sie formt die Persönlichkeit und richtet den Coach in seiner Professionalität aus.
Im Folgenden Kapitel wird die innere Haltung des Coaches näher betrachtet. Potentielle Coaches sollen dazu eingeladen werden, Impulse und Anregungen für die eigene Persönlichkeit als Coach zu formieren sowie vor dem Hintergrund einer stabilen CoachKlienten Beziehung eine professionelle Haltung im Coaching zu entwickeln.
Innere Haltung des Coaches
Die innere Haltung ist geprägt durch unsere Erfahrungen und Erlebnisse im Laufe des Lebens und konstituiert sich im Wesentlichen aus unseren Werten und unserem Menschenbild.
Die innere Haltung ist ein entscheidender Faktor im Coaching.
Sie bildet die Grundlage für das Coaching-Verständnis des Coaches und der Beziehung zu seinem Coachee.
„Erkenntnisse der Coaching-Ergebnisforschung sowie aktuelle Resultate einer Coaching-Studie mit rund 4.000 Teilnehmenden bestätigen, dass es weniger die Anwendungen von Coaching-Techniken sind, sondern insbesondere die Qualität der Beziehung zwischen Coach und Coachee, die für den Coaching-Erfolg von maßgeblicher Bedeutung sind.
Nach Carl Rogers besitzt jeder Mensch die Fähigkeit, sich konstruktiv zu entwickeln und Probleme eigenverantwortlich zu lösen, wenn seine Ressourcen und Potentiale erkannt und gefördert werden.
Dies ist nur möglich, wenn die Person sich in Beziehungen erfahren kann, in denen sie sie selbst sein, sich selbst entdecken, entwickeln und steuern kann. Rogers zeigte in seinen Forschungen, dass es wachstumsfördernde Beziehungen sind, die Veränderungs- und Persönlichkeitsentwicklungsprozesse wirksam machen“1 .
Im Folgenden wird zuerst die Bedeutung des Konstruktivismus für die Coach-Klienten Beziehung erläutert.
Danach werden drei wesentliche Grundhaltungen, die für eine vertrauensvolle Coaching-Beziehung bedeutsam sind, beschrieben. Anschließend wird erläutert wie mit der Technik des aktiven Zuhörens diese Coaching Beziehung stabilisiert werden kann.
Konstruktivismus
Im systemischen Coaching ist der Konstruktivismus ein hilfreicher Ansatz, um zu verstehen, dass Menschen die Wirklichkeit der Welt unterschiedlich wahrnehmen und interpretieren.
Coach und Coachee haben dahingehend ihre eigene „Konstruktion“ der Realität, die für jeden etwas anderes bedeuten kann. Für den Coach bedeutet diese Annahme sich komplett in die Welt des Coachees zu begeben, um seine Wirklichkeit uneingeschränkt anzuerkennen.
Die Haltung, dass jeder Mensch die Dinge und Ereignisse um sich herum interpretiert und bewertet und daraus seine eigene Weltsicht konstruiert, ist im Coaching der Nährboden dafür, nützlichere Perspektiven zu erarbeiten, innerhalb derer sich das Problem bzw. Anliegen auflösen kann.
Neben der Einsicht, dass unsere Wirklichkeit niemals objektiv sein kann, sondern Sichtweisen (z. B. auch im Rahmen des Coaching Anliegens) immer subjektive Konstruktionen sind, wird eine gute Haltung im Coaching durch eine vertrauensvolle Beziehung zwischen Coachee und Coach komplettiert.
Grundhaltungen im Coaching
In einer vertrauensvollen Interaktion ist es dem Coachee möglich, angstfrei und kreativ an der Lösung seiner eigenen Schwierigkeiten zu arbeiten.
Der Coachee steht mit seinen Gefühlen, Wünschen, Wertvorstellungen und Zielen dabei im Mittelpunkt hingegen sich der Coach mit seiner prozesssteuernden, fragenden Haltung im Hintergrund bewegt.
Um eine vertrauensvolle Atmosphäre zwischen Coachee und Coach herzustellen, gibt es nach Carl Rogers drei Basisvariablen, die eine Einstellungs- und Verhaltensänderung beim Coachee begünstigen.
Nach Carl Rogers
[…] ist eine gute innere Haltung im Coaching durch Empathie, unbedingte Wertschätzung und Kongruenz geprägt.
Empathie
bedeutet in diesem Zusammenhang, die eigenen Gefühle und die Gefühle von anderen wahrzunehmen.
Der Coach ist bemüht, den Coachee in seinem Erleben (und seinen damit verbundenen Werthaltungen, Motiven, Wünschen und Ängsten) zu verstehen sich dabei aber immer noch eine gewisse Distanz zu wahren.
Eine bedingungslose Wertschätzung
gegenüber dem Coachee bedeutet, die Erlebniswelt des Gegenübers ohne Wertung und Vorurteile anzunehmen und zu akzeptieren.
Wird der Coachee so akzeptiert wie er ist, entsteht Raum die eigenen Gefühle und Emotionen besser zu erkennen, um wichtige Erkenntnisse zu generieren, die daraufhin zur Lösungsfindung beitragen.
Kongruenz
bzw. auch Authentizität genannt, ist die Echtheit, mit der der Coach seinem Coachee im Kontakt gegenübertritt.
Ein authentischer Coach ist in der Lage seine Gedanken, Empfindungen in angemessener Art und Weise und zum richtigen Zeitpunkt offen zu verbalisieren. Aufkommenden Impulse, Bilder und Gefühle, die beim Coach (durch seine ebenfalls subjektiv geprägte Konstruktion der Wirklichkeit) im Gespräch entstehen, dürfen dem Coachee als Angebote gespiegelt werden.
Der Coach nimmt dabei keine Abwehrhaltung ein oder gibt Ratschläge, sondern symbolisiert auf seiner Seite das Vertrauen Themen, Gedanken ehrlich zu kommunizieren.
Dadurch entsteht eine unmittelbare Beziehung von Person zu Person, die dem Coachee das echte Interesse vermittelt, durch Unterstützung des Coaches, die eigene Welt zu erforschen.
Voraussetzung für Kongruenz ist die Fähigkeit des Coaches zur Selbstreflektion.
Authentizität kann nur dann entstehen, wenn der Coach sich über seine eigene innere Welt (Gefühle, Werte, Einstellungen) bewusst ist. Die kontinuierliche persönliche Weiterentwicklung des Coaches an seiner Inneren Haltung wird in Kapitel 2.3.2 näher erläutert.
Aktives Zuhören
Um die Vertrauensbasis im Coachinggespräch zwischen Coach und Coachee zu stärken, ist die Technik des „aktiven Zuhörens“ unumgänglich.
Sie bedingt die vorher beschriebenen drei Grundhaltungen nach Carl Rogers.
Unter aktivem Zuhören versteht man eine offene, respektvolle und empathische Einstellung gegenüber dem Coachee sowie dem Gesprächsinhalt.
Der Grundgedanke bei dieser Gesprächsform ist die Vorstellung, dass der Coachee die Antwort auf sein Anliegen bereits in sich trägt und durch einen Erkenntnisgewinn in der Kommunikation mit dem Coach die Lösung für sein Anliegen selbst findet.
Beim aktiven Zuhören lenkt der Coach das Gespräch aktiv anhand verbaler und nonverbaler Kommunikationsinterventionen.
Er reagiert auf den Gesprächsinhalt mit wertschätzender Anteilnahme, Signalen als Gesprächsverstärker (z.B. Ja, Mhhmm, ok…), mit Spiegeln von Körperhaltung, Mimik und Gestik, mit authentischem Verbalisieren von aufkommenden Gedanken und Emotionen, stellt Rückfragen zum Verständnisabgleich oder gibt das Gesagte in seinen eigenen Worten wieder.
Durch das Nachfragen mit offenen oder systemischen Fragen schafft der Coach das Verständnis für die Zusammenhänge im Redefluss des Coachees.
Die wichtigste Prämisse für den Coach ist es dabei durch das kontinuierliche Hineinversetzen in den Gegenüber seinen eigenen Blickwinkel zurückzustellen und mit voller Aufmerksamkeit bei dem Coachee zu sein.
Coach-Profil
Der Coaching Markt wird für potentielle Klienten aufgrund des großen Angebots zunehmend unübersichtlicher.
Für den Coach ist es darum umso wichtiger ein einzigartiges Coach-Profil zu haben mit dem er sich von den Mitbewerbern unterscheidet. Mit einem authentischen Coach Profil wird der Coach von seiner potentiellen Zielgruppe besser gefunden und kann diese von seiner Leistung überzeugen.
Das Coach-Profil beinhaltet die Persönlichkeit des Coaches und den damit verbundenen Wesenskern, der im Grunde relativ unveränderlich ist.
Außerdem bezieht der Coach in seinem Coach-Profil klar Position und beschreibt neben seinen Charaktereigenschaften und Qualifikationen vor allem das „Warum“ beziehungsweise das „Wofür“ seiner Arbeit.
Die aus der Persönlichkeit abzuleitende Positionierung des Coaches ist im Vergleich zu den Eigenschaften des Charakters jedoch ein stetiger Anpassungsprozess, der sich durch das kontinuierliche Erwerben von Coaching-Erfahrung und Kompetenzentwicklung verändern kann.
Weiterhin erlebt sich der Coach durch die Klarheit in seiner Rolle, als stimmige Identität.
Dies führt zu einer erhöhten Zufriedenheit des Coaches und verbessert die Qualität der Ergebnisse in der Coaching-Arbeit.
Im Folgenden wird die Positionierung und die daraus ableitende Zielgruppe als Teil des individuellen Coach-Profil näher betrachtet.
Quellen bis hierher genaue Quellenangaben sind in der Original PDF zu finden
1 Vgl. (Kunze), 2016