Werte- und Entwicklungsquadrat

Abschlussarbeit als Präsentation ansehen oder das Handout lesen


Wurzeln

Nikomachische Ethik von Aristoteles

Ethische Tugend (Leidenschaften und Handlungen) als rechte Mitte (mesotes) zwischen zwei fehlerhaften Extremen (vgl. Schulz von Thun 1990, S. 391)

Tugend stellt einen Fixpunkt zwischen einem Zuviel und einem Zuwenig dar.

Mangel ↔ Die rechte Mitte / Tugend ↔ Übermaß

Weiterentwicklung

Nicolai Hartmann (1926) / Paul Helwig (1936)

Tugend entsteht durch eine dynamische Balance zwischen zwei positiven Gegenwerten.

Beide positiven Konträrwerte werden gegenseitig als Ergänzung benötigt, damit der einzelne Wert nicht in eine „Untugend“ abgleitet.

Das Werte- und Entwicklungsquadrat

Das Werte- und Entwicklungsquadrat

Friedemann Schulz von Thun (1989)

Zu jeder Tugend (=Wert) gehört eine Schwestertugend, mit der sie in einem positiven Spannungsverhältnis steht.

Es gibt keine schlechten oder bösen Eigenschaften per se

Problematisch wahrgenommene und störende Verhaltensweisen sind lediglich Übertreibungen von Tugenden durch abwesende/ geschwächte Schwestertugenden und damit zu viel des Guten.

Grundannahmen:

    1. Jedem unerwünschten Verhalten liegt ein positiver Wert zugrunde!
      (s. NLP)
    2. Jede Tugend kann in ihrer Übertreibung zu einer Untugend werden!

Ein gesundes und konstruktives Verhalten besteht darin, sich nach den Anforderungen gegebener Situationen flexibel zwischen den beiden Schwestertugenden hin und her zu bewegen.

Anwendung des Wertequadrats in Konflikten

Mit der Annahme, dass auch in einer ziemlich extremen Meinung ein positiver/wahrer Kern enthalten ist, fällt es leichter, die Position des anderen nicht nur abzulehnen, sondern diesen positiven Kern auch zu würdigen.

Das Wissen, dass in jeder übertriebenen Tugend auch eine Untugend steckt und wie leicht ein “Abrutschen” dahin möglich ist (in der eigenen Position oder der Deutung der KontrahentenPosition), verhilft zu einer kritischeren Selbstbetrachtung und Sensibilisierung des Konfliktpartners.

Ein Feedback sollte demnach 3 Komponenten enthalten:

die Würdigung

den Gefahrenhinweis

und die Andeutung einer Entwicklungsrichtung.

Weitere Anwendungsfelder

Coaching

Wenn wir in der Lage sind, hinter jeder Untugend eine Tugend zu erkennen, kann das helfen uns besser anzunehmen und gleichzeitig auch gegenüber dem Verhalten anderer mehr Verständnis aufzubringen (Selzer, 2012).

Methodisch können sowohl Bodenanker als auch Aufstellungen Anwendung finden.

(Kritische) Mitarbeitergespräche

Würdigung: der Mitarbeiter verfügt bereits über eine der Schwestertugenden, nur in etwas zu hoher Ausprägung.

Eine Entwicklung kann in zwei Richtungen erfolgen:

einer Abmilderung der entwertenden Übertreibung

oder eines Aufbaus der Schwestertugend.

Diagnostik

Man sollte sich nicht von einer isolierten positiven Eigenschaft blenden lassen, sondern die Frage stellen, ob die Schwestertugend ebenfalls vorhanden ist.

Alle Eigenschaften, Werte und Tugenden kommen nur dann zu einer konstruktiven Wirkung, wenn sie durch einen Gegenpol ausbalanciert sind.

 


als Präsentation ansehen oder Handout lesen