Abschlussarbeit von Martha Preisner, als PDF lesen
Ein erfolgreicher Coaching-Prozess – das ist das Ziel des Coaches sowie des Klienten.
Einleitung
Welche Rolle dabei die Haltung des Coaches spielt und welche Voraussetzungen notwendig sind bzw. geschaffen werden sollten und welche ersten Methoden im Coaching-Prozess zum Erfolg verhelfen können, damit beschäftigt sich die vorliegende Abschlussarbeit.
Zum Ende dieser Arbeit wurde ein Leitfaden erarbeitet, der gerade neu angehenden Coaches helfen und vor dem ersten Kontakt mit dem Klienten oder auch vor der ersten Coaching-Sitzung verwendet werden kann.
Die Haltung des Coaches
Ein ausschlaggebender Faktor für einen erfolgreichen Coaching-Prozess ist die Haltung des Coaches.
Bei dem autonomen Coaching-Ansatz findet keine Wertung oder Beeinflussung des Klienten statt. Der Coach lässt sich unvoreingenommen auf seinen Klienten ein.
Dieser „Ansatz basiert auf dem konstruktivistischen Verständnis, dass der Mensch aus sich selbst heraus Zusammenhänge in seinen unterschiedlichen Heimatsystemen deuten und konstruieren und deshalb auch selbstständig, d.h. autonom, Veränderungen in die gewünschte Richtung auslösen kann“ 1
Der Coach geht demnach davon aus, dass der Klient das Potenzial hat,
das Problem zu lösen.
Somit werden vorhandene Ressourcen des Klienten aktiviert und genutzt.
Dies setzt damit voraus, dass keine psychische Erkrankung bei dem Klienten vorliegt und der Coach dies erkennen kann. Dabei wird allerdings keine Diagnose erstellt, sondern der Coach muss eine Entscheidung darüber treffen, ob der Coaching-Prozess fortgesetzt werden kann.
Hier grenzt sich das Coaching klar von der Psychotherapie ab.
Ebenso werden keine Lösungsvorschläge vorgegeben, wie es bei der Beratung der Fall ist, sondern es handelt sich um „eine Begleitung und Anregung auf Prozessebene zur Freisetzung von Potenzialen“2.
Neutralität bzw. Allparteilichkeit in der Haltung des Coaches ist somit von großer Bedeutung.
Ebenso wichtig ist der Respekt und die Wertschätzung in der Zusammenarbeit, sodass ein vertrauensvoller Umgang möglich ist. Coach und Klient arbeiten auf Augenhöhe zusammen.
Selbstverständlich ist dabei „absolute Vertraulichkeit bzgl. der im Coaching besprochenen Themen, Anliegen und persönlichen Informationen“ 2 eine wichtige Voraussetzung.
Der Coach achtet dabei auf eine professionelle Haltung in der Kommunikation.
Ein optimaler kommunikativer Umgang wird durch das Inselmodell nach Vera Birkenbihl beschrieben, auf welches im Folgenden näher eingegangen wird.
Dieses Modell ist eine Hilfestellung, um mehr Akzeptanz zu schaffen. Birkenbihl stellt die Grundthese, dass jeder Mensch auf seiner eigenen Insel lebt.
Diese „Insel stellt die Welt eines jeden Individuums dar – geprägt mit der jeweiligen Kultur, den persönlichen Gewohnheiten, Vorstellungen, Meinungen, also all dem, was wir für „normal“ halten“3.
Daneben spielen auch Erfahrungen und die Erziehung eine Rolle.
Treffen wir nun auf einen Menschen aus einer anderen Insel, bei der es wenig bis kaum Schnittmengen gibt, so kommt es zu einer Herausforderung in der Kommunikation.
Um diese Distanz zu verhindern, muss eine Brücke gebaut werden. Dies ist möglich indem sich der Coach zwei Faktoren vor Augen hält:
a) Jedes Individuum wohnt auf einer anderen Insel
b) Jeder hat das Recht seine Insel genauso legitim zu finden, wie ich meine Insel finde
Mit dieser Haltung ist es dem Coach möglich die Wahrheit des Klienten zu erkunden und zu verstehen. Er kann wertfrei arbeiten und schafft damit die Grundlage für eine Kommunikation auf Augenhöhe.
Respekt und Wertschätzung „stellen das Fundament für eine erfolgreiche und fruchtbare Zusammenarbeit dar. Das bedeutet, dass der Coach in keiner Weise das Problem oder das Verhalten seines Klienten bewertet, abwertet oder moralisiert.2.
Lösungsorientiertes Arbeiten
Insgesamt ist darauf zu achten, dass der Coach lösungsorientiert arbeitet.
Lösungsorientierung bedeutet: Der Fokus wird vom Problemsystem zum Lösungssystem verlagert.4
Dabei wird das Problem des Klienten ernst genommen und das Problem sowie der bisherige Umgang und bisherige Versuche es lösen gewürdigt. Im nächsten Schritt wird, nach der Zielklärung, der Fokus vom Problem auf die Ressourcen gelenkt.
Der Coach sucht gemeinsam mit seinem Klienten nach den Mustern des Gelingens. Das bedeutet es werden die Ressourcen im Klienten gesucht.
Durch lösungsorientierte Fragetechniken wie
„Wann läuft es gut? Was war dann anders?“
oder
„Gab es ähnliche Situationen, in denen es funktioniert hat?“
können Lösungsmöglichkeiten aufgedeckt werden2
Lösungsorientierte Fragestellungen sind für den Klienten oftmals überraschend, da viele Klienten gewohnt sind vom Problem zu erzählen und nicht von der Lösung.
Fragen dazu könnten z.B.
„Woran würde Ihr Partner erkennen, dass es für Sie besser lauft?
Was können Sie tun, damit es häufiger besser läuft?“
sein.
Selbstmanagement-Fähigkeiten des Klienten
Neben der Haltung des Coaches ist die Selbstmanagement-Fähigkeit des Klienten eine ebenso wichtige Voraussetzung für einen erfolgreichen Coaching-Prozess.
Wie in Kapitel 2 erwähnt, muss der Klient psychisch gesund sein. Der Klient muss sich selbst organisieren können und Verantwortung übernehmen. Er ist in der Lage eigene Ideen zu entwickeln und begibt sich nicht in Abhängigkeit des Coaches.
Darüber hinaus bringt der Klient eine Veränderungsbereitschaft mit, ist selbstreflektiert und kann sich auch in andere Perspektiven hineinversetzen2.
Seine Rolle sollte dem Klienten bewusst sein.
Während der Coach die Verantwortung für den Prozess trägt und dabei den Blick auf die Zielfokussierung, Zielverfolgung und Zielüberprüfung nicht verliert, trägt der Klient die Verantwortung für die Lösung und die Erreichung des Ziels.
Der Coach macht sich aus diesem Grund zunächst ein Bild davon, in welchem Status sich sein Klient gerade befindet.
Ist er beispielsweise in der „Opfer-Rolle“ und will eventuell gar nicht selbst aktiv werden oder ist er in der „Besucher-Rolle“ und verfällt in eine Konsumentenhaltung?2
Hier muss der Coach darauf achten, dass der Klient versteht, dass er selbst aktiv werden muss und die Lösung selbst erarbeiten muss, indem er den Klienten dazu auffordert selbst nachzudenken was er möchte und ihn dazu einlädt selbst Lösungsmöglichkeiten zu entwickeln.
Denn übernimmt der Coach die Findung der Lösungsmöglichkeiten und gibt Ratschläge, bedeutet dies, dass der Klient „keine eigene Lösungskompetenz“ entwickelt, „sich vom Coach abhängig“ macht und sich nicht entwickelt, „um das eigene Leben selbstbestimmt meistern zu können“5.
Damit wäre der Prozess nicht erfolgreich.
Aus diesem Grund sollte als Coach darauf geachtet werden, eine professionelle Distanz zu halten, damit für den Klienten eine Horizonterweiterung und Lernerfahrung möglich ist.
Quellen bis hierher
1 vgl. Rolf Meier / Axel Janssen: Coachausbildung – ein strategisches Curriculum. Verlag Wirtschaft & Praxis 2011
2 vgl. Skript – Systemische Coachingausbildung, Inkonstellation Ausbildungsakademie.
3 vgl. https://muk-blog.de/fachwissen/inselmodell-vera-birkenbihl/
4 vgl. https://www.business-wissen.de/artikel/coaching-diesieben-grundprinzipien-des-coachens/
5 vgl. https://www.business-wissen.de/artikel/coaching-nichteinlullen-lassen/