Abschlussarbeit von Mathias Holterhoff, als PDF lesen
Die Welt, in der wir leben – VUCA
Wir leben in einer sich immer schneller drehenden Welt.
In den letzten 20 Jahren haben neue Technologien und der digitale Fortschritt dazu geführt, dass die gesamte Welt enger vernetzt ist, Informationen rasend schnell um die Welt gehen und wir in kürzester Zeit alle Informationen und Produkte erhalten können, für die wir unsinteressieren.
Sowohl im privaten, als auch im beruflichen Umfeld prasseln täglich eine Vielzahl von Informationen und Veränderungen auf uns ein, die wir täglich verarbeiten.
Die Corona-Pandemie ist ein ausgezeichnetes Beispiel dafür, wie rasant Informationen um die Welt gehen und wie schnell neue Erkenntnisse wieder veraltet sind.
Die Welt steht fast still und dreht sich doch rasend schnell, sie ist hochkomplex.
Alles, was heute ist, kann morgen schon wieder anders sein.
Nichts ist so beständig, wie der Wandel
sagte Heraklit von Ephesus bereits vor mehr als zweitausend Jahren und doch erscheint es aktueller denn je.
Im Unternehmenskontext spricht man bei dieser Schnelllebigkeit von der VUCA-Welt.
VUCA ist ein Akronym für die englischen Begriffe
• Volatility – Volatilität
• Uncertainty – Unsicherheit
• Complexity – Komplexität und
• Ambiguity – Mehrdeutigkeit
Definition
VUCA beschreibt schwierige Rahmenbedingungen der Unternehmensführung.
Der Begriff entstand in den 1990er Jahren am United States Army War College (USAWC) und diente zunächst dazu, die multilaterale Welt nach dem Ende des Kalten Krieges zu beschreiben.
Später bereitete der Begriff sich auch in andere Bereiche strategischer Führung und auf andere Arten von Organisationen aus, vom Bildungsbereich bis in die Wirtschaft.
Eine Strategie zum Überleben in der VUCA-Welt leitet sich ebenfalls von der Abkürzung ab, nämlich:
Vision „Vision“, understanding „Verstehen“, clarity „Klarheit“, agility „Agilität“.
Die oben genannte Strategie zum Überleben in der VUCA-Welt beinhaltet das Wort „Agilität“.
Viele Unternehmen vollziehen derzeit eine agile Transformation und stellen sich neu auf, um auf Veränderungen schneller reagieren zu können.
Auch hier dient die Corona-Pandemie als gutes Beispiel. Unternehmen, die bereits agil arbeiten, fiel es leichter, auf die neue Situation während des Lockdowns zu reagieren.
Hier werden die Vorteile des agilen Arbeitens deutlich: schneller Einfluss aller Beteiligten, effektivere Arbeitsabläufe, Flexibilität, frühes Erkennen von Fehlern und schnelle Behebung der Fehler und somit effektivere und schnellere Ergebnisse.
Das Menschenbild im agilen Arbeiten
Das agile Arbeiten basiert auf der Theorie, dass Menschen grundsätzlich neugierig, interessiert und leistungsfähig sind und dass sie ihren Beitrag zu einem gemeinsamen Ziel leisten möchten.
In den 1960er Jahren entwickelte Douglas McGregor die XY-Theorie, welche auf unterschiedlichen Menschenbildern basiert.
McGregor favorisierte bereits damals die Theorie Y.
Die X-Theorie basiert auf einem autoritären Führungsstil und der Annahme, dass der Mensch unwillig und faul ist, sowie starke Anreize braucht.
Der Mensch hat eine angeborene Abneigung gegen Arbeit und versucht ihr aus dem Wege zu gehen wo irgendwie möglich. Durch seine Arbeitsunlust muss er meistens gezwungen, gelenkt, geführt und mit Strafe bedroht werden, damit er einen produktiven Beitrag zur Erreichung der Organisationsziele leistet.
Er will „an die Hand genommen“ werden, da er zu wenig Ehrgeiz besitzt, Routineaufgaben vorzieht und nach Sicherheit strebt. Er scheut sich vor jeder Verantwortung.
Deshalb muss der Manager jeden Handlungsschritt detailliert vorgeben, energisch anleiten und führen sowie streng kontrollieren. Nur auf diese Weise ist eine effiziente Arbeitsausführung möglich.
Entlohnung alleine kann Menschen nicht dazu bringen, sich genügend zu bemühen. Das heißt bei Zuwiderhandeln gegen die Regeln bedarf es externer Kontrollen und Strafen sowie Zwang. Sein Verhalten richtet sich nach der Mehrheitsmeinung.
Bei dem hier zugrunde liegenden klassischen Menschenbild dient der Mitarbeiter dem Management bzw. der Führungskraft.
Wenn man unterstellt, dass ein Mensch von Natur aus faul und desinteressiert ist, folgt daraus, dass er starre Regeln benötigt und man ihm weder viel Handlungsspielraum geben, noch Entscheidungen überlassen darf.
Dies führt zu Unterordnung und Passivität und dazu, dass der Mitarbeiter stets am Bestehenden festhalten wird, was wiederum zu Verkümmerung von Fähigkeiten und Hilflosigkeit führt, womit die Theorie X sich selbst bestätigt.
Die Y-Theorie hingegen basiert auf einem kooperativen Führungsstil und der Annahme, dass der Mensch engagiert ist und Verantwortung übernehmen möchte.
Für den Menschen hat Arbeit einen hohen Stellenwert und ist wichtige Quelle der Zufriedenheit, denn er ist von Natur aus leistungsbereit und von innen motiviert.
Die wichtigsten Arbeitsanreize sind die Befriedigung der Ich- Bedürfnisse und das Streben nach Selbstverwirklichung.
Daher sind Bedingungen zu schaffen, die den Menschen motivieren, beispielsweise durch mehr Selbstbestimmung und Selbstorganisation, größere Verantwortungsbereiche, flexiblere Organisationsstrukturen, Gruppen- und Projektarbeit etc. Identifiziert sich der Mensch mit den Zielen der Organisation, dann sind externe Kontrollen nicht notwendig.
Denn er wird Verantwortung übernehmen und Eigeninitiative entwickeln.
Auch Kreativität wird gefördert und gefordert. Da sich dieser Mensch den Zielen seiner Unternehmung verpflichtet fühlt, wird er zugunsten der Organisationsziele handeln. Der Mensch besitzt einen hohen Grad an Vorstellungskraft, Urteilsvermögen und Erfindungsgabe, um organisatorische Probleme zu lösen.
Bei diesem modernen Menschenbild dient das Management dem Mitarbeiter, in dem es dem Mitarbeiter das zur Verfügung stellt, was er für erfolgreiche Arbeit benötigt.
Unterstellt man dem Menschen, dass er von Natur aus neugierig, interessiert und sozial ist, folgt daraus, dass man ihm Handlungsspielräume anbieten und ihm Entscheidungen überlassen kann.
Dies führt zu Aktivität, Kooperation und einer direkten Auseinandersetzung mit der Aufgabe.
Hierdurch werden die Fähigkeiten der Menschen nicht nur erhalten, sondern auch gefördert. Der Mensch übernimmt Verantwortung und merkt, dass er aufgrund seiner Fähigkeiten Einfluss hat, was wiederum zu Interesse und Neugier führt.
Die Theorie Y bestätigt sich ebenfalls von selbst, stellt den Menschen jedoch wesentlich positiver dar und zeigt, wie wertvoll freigesetzte Ressourcen sein können.
Ist das klassische Menschenbild nun überholt und das Menschenbild der YTheorie die einzige Basis für erfolgreiche Arbeit? In dem Kapitel „Menschenbild und Arbeitsweise – richtig oder falsch“ gehe ich auf diese Fragen detailliert ein.