Abschlussarbeit von Anna Manuilova, als PDF lesen
Im Rahmen meiner Beratungstätigkeit in Stressmanagement habe ich auf die Frage „wie viel Stress haben Sie?“, oft gehört „klar, ich habe sehr viel Stress – ich habe Kinder“.
Das hat mich ernsthaft zum Nachdenken gebracht, ob ich selber Kinder möchte, denn Kinder waren bei mir automatisch mit Stress assoziiert.
Stress wiederum, hat immer noch eine eher negative Konnotation und niemand will bewusst Stress ins eigene Leben ziehen – zumindest nicht in seiner negativen Bedeutung.
Ich dachte aber, es muss auch anders gehen – Gelassenheit mit Kindern sollte möglich sein.
Nun seitdem ich selber Mama geworden bin, beschäftige ich mich intensiver mit der Frage, wie Eltern ihrem „Job“ gelassen nachgehen können?
Coaching bietet sehr gute Methoden in diesem Zusammenhang an, die ich im Rahmen dieser Arbeit beleuchten werde.
Ich bin überzeugt, dass Stress und viele anderen Sachen, im Kopf anfangen. Das bekannte Zitat vom Charles Reade repräsentiert diese Annahme:
Gedanken sind somit der Beginn der Gestaltung der eigenen Welt. Deswegen ist es so wichtig, sich seiner eigenen Gedanken bewusst zu werden und diese dann eventull zu bearbeiten und anzupassen.
Gedanken manifestieren sich häufig in Glaubenssätzen.
Da Glaubenssätze oft die ultimative Wahrheit zu sein scheinen, ist die Arbeit mit einem Coach an der Stelle sehr hilfreich.
Dieser kann von der Außenperspektive diese dysfunktionalen Glaubenssätze erkennen und sie spiegeln und damit Selbsterkenntnisse ermöglichen.
Die Arbeit daran sollte allerdings erst aufgenommen werden, wenn man sich schon in einem einigermaßen ausgeglichenen Zustand befindet. Zum Beispiel sollten bei einem akuten Burnout erstmal die physiologischen Ressourcen gestärkt bzw. aufgebaut werden.
Abstellen äußerer Stressoren, guter Schlaf, Unterstützung des Nervensystems mit Vitaminen der Gruppe B, Mineralstoffe wie Magnesium oder in einigen Fällen mit Psychopharmaka, sind zwingend, um aus der Erschöpfungsspirale erstmal rauszukommen.
Die Bearbeitung der Glaubenssätze und der Coachingprozess brauchen viel Energie und diese sollte daher erstmal aufgeladen werden, wenn das Fass ganz leer ist.
Besonderheiten der dysfunktionalen Glaubenssätze, die Elternstress verstärken
○ Sie scheinen die ultimative Wahrheit zu sein;
○ Wenn man über sie spricht oder darüber nachdenkt, verwendet man oft Wörter “Immer”, “Nie”, “Nichts anderes als“;
○ Sie rufen einen bestimmten emotionalen Zustand hervor. Meistens ist es Angst, Hilflosigkeit oder Aggression;
○ Sie beeinflussen die Art und Weise, wie man sich gegenüber seinen Kindern verhält.
Bei der Exploration der stressverstärkenden Glaubenssätze können folgenden Fragen hilfreich sein
○ Woher habe ich diesen Gedanken? Wer hat mir das gesagt? Warum und wozu hat er mir das erzählt?
○ Wie wirkt sich dieser Gedanke auf mich und meine Kinder aus, was macht er mit mir?
○ Was würde passieren, wenn ich diesen Gedanken nicht hätte, wenn ich aufhören würde, daran zu glauben?
Wie würden sich meine Gesundheit, mein Leben und mein Verhalten gegenüber Kindern ändern?
Vier häufigsten Stressverstärker bei Eltern
Wenn wir uns genauer überlegen, was ideale Eltern sind, kommen wir zu dem Schluss, dass die Anforderungen ziemlich gegensätzlich sind. Eltern müssen auf der einen Seite die Wünsche der Kinder berücksichtigen, auf der anderen Seite müssen sie Grenzen setzen.
Sie müssen immer für das Kind verfügbar sein, gleichzeitig aber auch erfolgreich in anderen Lebensbereichen sein.
Ideale Eltern müssen immer ruhig, verständnisvoll und zärtlich bleiben und gleichzeitig dafür sorgen, dass das Kind auch Sachen macht, die es nicht will.
Diese widersprüchlichen Anforderungen an ideale Eltern bringen sie in Starre. Perfektionismus in allen Lebensbereichen kann diesen Zustand hervorrufen, wenn die Unsicherheit zu groß wird und man nicht mehr imstande ist, alltägliche Aufgaben zu lösen. Dabei rutscht man sehr schnell in eine Abwärtsspirale.
Stellt euch vor, ihr wacht eines Morgens auf und seid perfekte Eltern. Ihr werdet dann merken, dass ihr beinahe handlungsunfähig seid, wenn jede Tätigkeit mit der Frage – ist diese Verhaltensweise perfekt genug? -hinterfragt wird.
„Ich habe jetzt streng mit meinem Kind gesprochen. War das zu streng? Ist es jetzt traumatisiert?“
„Ich habe es überredet, Zähne zu putzen. Hat mein Kind jetzt weniger Selbstwirksamkeit, weniger Autonomie dadurch?“
Es gibt wenige genaue Indikatoren, die auf „richtig“ oder „falsch“ in Fragen der Erziehung hindeuten. Es ist ganz klar, dass man die Kinder nicht auf den Kopf hauen oder Babys schütteln bzw. fallen lassen sollte.
Außer diesen Tatsachen, sind wenige Dinge so klar. Ob Babys mit im Elternbett schlafen und ab welchem Alter sie im eigenen Bettchen schlafen sollen; ab welchem Monat man Beikost einführt; ob man für die Sprachentwicklung unbedingt Lieder vorsingen muss, auch wenn die Eltern nicht singen können / wollen? – Darauf gibt es keine eindeutigen Antworten.
Wenn wir aber versuchen perfekt zu sein, können wir diese kleinen oder größeren Entscheidungen kaum treffen, denn es könnte eventuell ja falsch sein. Dieses „falsch – richtig“ Denken verstärkt Perfektionismus, was zu Schuldgefühlen oder Starre führt und elterliches Burnout begünstigt.
Elterlicher Perfektionismus hängt häufig mit Allmachtsphantasien zusammen – Eltern glauben, dass es allein von ihnen abhängig ist, ob ihr Kind krank wird oder nicht, ob es gerne zur Schule geht oder nicht, ob es in einem bestimmten Bereich talentiert ist oder nicht.
Sie sehen häufig ihre Kinder als ein Projekt – „wenn ich nur alles richtig plane und umsetze, dann wird mein Kind so, wie ich es haben möchte“.
Dahinter steht die Angst vor Fehlern; Angst, dass mit den Kindern etwas schlimmes passieren könnte und sie dann schuld wären.
Der Elterliche Perfektionismus wird zusätzlich durch die geringe Kinderanzahl pro Familie begünstigt, da man auf diese Kinder besonders achtet.
Die Elternrolle ist eine sehr wichtige Rolle und wir wollen natürlich das Beste für unsere Kinder. Eltern sind nicht bereit, jegliche Risiken, die mit Kindern zu tun haben, in Kauf zu nehmen. Perfektionismus ist dabei nur ein Schutzmechanismus vor dieser Angst – “wenn wir uns nur genug anstrengen, dann wird unser Kind vor den Gefahren dieser Welt völlig geschützt“.
Erwartung alles richtig zu machen → Enttäuschung dieser Erwartung → Schuldgefühle & Stressempfinden → Burnout auf lange Sicht.