Abschlussarbeit von Eva Groß, als PDF lesen
Einführung
Im Folgenden habe ich einen Coaching – Prozess in meiner beruflichen Rolle als Job Coach beschrieben.
Setting
Mein Coachee, Fr. W., war mir als Teilnehmerin eines Gruppentrainings zur Integration auf den 1. Arbeitsmarkt durch meinen Arbeitgeber bekannt.
Ich bot ihr außer der Reihe ein Einzel – Coaching über ca. 3 Einheiten an, um sie in ihrer beruflichen Orientierungsphase intensiver unterstützen zu können.
Die Coaching -Einheiten fanden einmal pro Woche à 1,5 Stunden statt.
Vorstellung der Coachee
Zur Person: Frau W., 55 Jahre alt
Beruflicher Hintergrund: Berufsausbildung im kaufmännischen Bereich, 20 Jahre in der Geschäftsleitung eines Seminaranbieters tätig.
Weitere beruflicher Hintergrund: Mir war Weiteres von Fr. W. über ihren beruflichen Hintergrund bekannt:
Frau W. verfügte über langjährige berufliche Erfahrung als Mitglied in der Geschäftsleitung eines Seminaranbieters – sie war einer der Mitbegründerin dieser Institution.
Aufgrund von Umstrukturierungsmaßnahmen verließ sie das Unternehmen und sie befand sich nun in ihrem Prozess der beruflichen Neuorientierung.
Coaching – Prozess
1. Coaching – Einheit
Einführung Gespräch
Vor dem Coachingangebot an Frau W. machte ich mir bereits im Vorfeld Gedanken zu möglichen Coaching – Tools, die ich Fr. W. anbieten könnte.
Ich entschied mich ihr Tools zur Werte– und Ressourcenarbeit anzubieten, da ich vermutete, dass diese Methoden gut zur ihrer berufliche Orientierung passen könnte. Im ersten Teil des Coaching-Gespräches wollte ich herausfinden, ob diese angedachten Tools evtl. zielführend sein könnten.
Methode: Coaching-Haus
Ziel: Auftragsklärung
1. Schritt: Themen sortieren – Fragetechnik: offene Frage
Welche berufliche Frage beschäftigt Sie zurzeit am meisten?
Ich ließ Frau W. frei erzählen, um mich gemeinsam mit ihr an ein mögliches Thema heranzutasten.
Fr. W. schildert, dass sie sich mit verschiedenen Ideen beschäftigt in welche Richtung ihr weiterer beruflicher Lebensweg gehen könnte.
Einerseits interessierte sie sich für die Idee sich als Gesundheitsberaterin selbstständig zu machen und andererseits überlegte sie sich für eine Anstellung in ihrem erlernten kaufmännischen Beruf zu bewerben.
2. Schritt: Organigramm- Fragetechnik Zirkuläre Fragen
Welche anderen Personen bezieht sie in ihrem privaten Umfeld in ihrer Ideenentwicklung mit ein?
Welche Personen hatten ebenfalls Einfluss auf Ihre Ideenentwicklung?
Sie berichtete von einem Lebenspartner und von zwei erwachsenen Kindern, die in einem engen Kontakt mit ihr standen.
Frage:
„Wie findet ihr Lebenspartner die Idee, dass sie als Angestellte im kaufmännischen Bereich evtl. tätig sein möchten?“
3. Schritt: eine Situation beschreiben – Fragetechnik Hypothetische Fragen
Diesen Schritt im Coachinghaus nutzte ich, um Frau W. kurz in die zwei verschiedenen beruflichen Ideen innerlich zu führen – so tun als ob sie als Gesundheitsberaterin tätig ist und so tun als ob sie als kaufmännische Angestellte arbeitet.
Fragestellung dazu:
Stellen sie sich vor sie sind als Gesundheitsberaterin tätig, wie fühlt sich das an?
Welches Bild entsteht evtl. dabei?
Dies führte ich genauso auch als kaufmännische Angestellte durch.
Beobachtung
Bei ihren Ausführungen zur Gesundheitsberaterin wirkte Frau W. lebhaft, begeistert, ihre Phantasie sprudelte.
Während ihrer verbalen Gedankengänge zur kaufmännischen Angestellten sprach sie ruhiger, weniger enthusiastisch.
4. Schritt: Zielformulierung
Es zeigte sich, dass Frau W. sich mit einer beruflichen Entscheidungsfrage Klarheit wünschte in welche Richtung sie ihren Fokus legen bzw. mehr Energie für weitere Schritte aufwenden sollte:
Kaufmännische Angestellte oder selbstständige Gesundheitsberaterin.
Im Gespräch wägte sie immer häufig ein Für und Wider zu der einen oder anderen beruflichen Idee.
Formulierung Coaching Auftrag
Aufgrund dieser Ambivalenz wurde der folgende Zielsatz entwickelt:
Ich möchte herausfinden welchem beruflichen Thema ich mich als nächstes konkret widme.
Methode Das innere Team / die inneren Anteile
Frau W. beschrieb ihre Ambivalenz verbal beispielsweise folgendermaßen:
„Wenn ich als kaufmännische Angestellte arbeite, bin ich abhängig, kann ich nicht frei entscheiden.“
„Ich kann meine Arbeitszeiten nicht frei einteilen, als kaufmännische Angestellte.“
„Als selbstständige Gesundheitsberaterin bin ich zeitlich frei.“
„Als Selbstständige habe ich keine finanzielle Absicherung.“
Ich lade Frau W. dazu ein, ihren inneren Stimmen Gehör zu geben und die positiven Absichten der inneren Stimmen herauszufinden bzw. welche Werte ihre inneren Stimmen vertreten.
Diese Methode wand ich an, damit Frau W. ihre vordergründigen Zweifel näher betrachtet und daraus wichtige positive Aspekte zieht, die sie evtl. in ihrer Entscheidungsfindung weiter bringen.
Ziel
Diese Methode wand ich zur Stimulierung für die weitere berufliche Wertarbeit an.
Dabei ging ich noch nicht auf die Nennung von Werten ein sondern es sollte lediglich dazu dienen, sich innerlich schon einmal damit auseinanderzusetzen.
Fragetechnik W- Fragen
Beispielsweise:
„Was glauben Sie, warum der innere Anteil in Ihnen Zweifel hegt, dass sie abhängig sein werden als kaufmännische Angestellte?“
„Warum äußert er diese Bedenken?“
„Welche positive Absicht hat er?“
„Was möchte er Ihnen gerne bieten?“
Frau W. reagiert darauf nach einiger Zeit mit dem Satz:
Selbstständigkeit – der innere Anteil bestärkt mich in meiner Selbstständigkeit.
Im weiteren Verlauf wurden die positiven Absichten ihrer verschiedenen inneren Anteile mit ihr dementsprechend herausgefiltert.
Ausblick nächste Coaching – Einheit: Thema Wertearbeit
Frau W. bat ich für die nächste Coaching – Einheit an, sich mit dem Thema „Werte“ in ihrem beruflichen Kontext auseinanderzusetzen.
Die herausgearbeiteten Werte sollten als Grundlage für eine Entscheidungsfindung genutzt werden können.
Ich stellte Frau W. in kurzen Sätzen die Methode vor und sie zeigte sich sehr interessiert damit zu arbeiten.
Hausaufgabe
Bis zur nächsten Coaching – Einheit sich gedanklich mit den eigenen beruflichen Werten auseinander zu setzen.