Coaching: Motivation in der Arbeit

Beschreibung eines Coaching-Prozesses

Abschlussarbeit von Marc Kükenshöner, als PDF lesen


Charakterisierung der Coaching-Tätigkeit

Coaching-Verständnis

Coaching ist für mich eine Mischung aus dem gezielten „Anstupsen“ und der Unterstützung des Klienten.

Während meiner Ausbildung hat mich das systemische Bild eines Mobiles nachhaltig geprägt. Als Coach verstehe ich jeden Klienten immer als Teil eines kontextbedingten Mobiles.

Sobald sich ein Teil des Mobiles verändert, schwingen alle anderen Teile mit, bis sich das System wieder beruhigt und eine Balance gefunden hat.

Durch gezielte Fragestellungen und die Nutzung von Interventionen und Methoden verstehe ich Coaching als eine Möglichkeit, einzelne Teile (Klienten) des Mobiles „anzustupsen“ und bei der Findung einer neuen Balance zu unterstützen.

Dabei ist für mich in einem Coaching-Prozess die Befähigung zur Handlungskompetenz und die Stärkung der Selbstkompetenz des Klienten der maßgebliche Ansatz.

Hierzu gehört auch meine Annahme, dass ein Coaching nur dann erfolgreich sein kann, wenn die Klienten zu einer gemeinsamen Zusammenarbeit bereit sind.

Restriktionen beim Coaching

Bei meiner Arbeit als Coach treffe ich folgende Annahmen und gehe u.a. von folgenden Restriktionen aus:

    1. Coaching ersetzt zu keinem Zeitpunkt therapeutische Maßnahmen.
      Bei pathologischem Verhalten des Klienten wie Phobien, Süchten und Depressionen oder Anzeichen von Persönlichkeitsstörungen (z.B. Borderline) ist dem Klienten eine therapeutische Betreuung anzuraten und der Coachee bei der Suche nach Therapeuten und Psychologen zu unter stützen.
    2. Coaching kann nur dann zielführend sein, wenn die Bereitschaft zur Zusammenarbeit bei dem Klienten gegeben ist.
      Eine oktroyierte Verhaltensänderung durch Dritte (Auftraggeber, Kollegen, Vorgesetzte, Mitmenschen etc.) ist meines Erachtens nicht zielführend.
      Daher ist mein Ansatz in einem Coaching die Bereitschaft zur Zusammenarbeit abzufragen bzw. sicherzustellen. Dieses gewährleiste ich unter anderem dadurch, zu Beginn einer jeden Sitzung das Thema abzufragen, an dem der Klient arbeiten möchte.
      Themenänderungen in einem Prozess sind möglich und auf diese einzugehen ist mein Verständnis von einer Sicherstellung der Bereitschaft zur Zusammenarbeit.

Chancen des Coachings

Durch meine Erfahrungen als Coach und insbesondere als Klient in einem Coaching-Prozess sehe ich vielerlei Chancen für alle Beteiligten:

    1. Klient
      Dem Klienten wird ermöglicht die eigene Handlungskompetenz in bestimmten Situation zu erlangen bzw. zurückzugewinnen.
      Hierbei treffe ich die Annahme, dass jeder Klient die Kompetenz hat, Situationen für sich zu bewerten und Handlungsoptionen abzuleiten und durchzuführen.
      Die Stärkung dieser Selbstkompetenz ist eine wesentliche Chance für den Klienten.
    2. Auftraggeber
      Der Auftraggeber verfolgt das Ziel, die Klienten oder den Klienten zu befähigen, Situationen selbstständig und in eigener Kompetenz zu bewerten und mit diesen umzugehen.
      Hier soll im Beispiel ein Coaching als Teambildende Maßnahme dienen.
      Der Auftraggeber (z.B. Vorgesetzte oder Personalbereich) hat hier die Chance, das Team zu einer effizienten Arbeitsweise zu befähigen.
      Der Coach kann potentielle Konfliktsituationen begleiten aber auch persönliche Ziele einzelner Mitglieder in den Gesamtkontext einbeziehen.
    3. Kollegen und Mitarbeiter
      Bleiben wir bei dem Beispiel eines Team-Coachings. Kollegen und Mitarbeiter innerhalb des Teams haben die Chance, eine schnelle Findung eines Teams zu erzielen und die „Balance des Mobiles“ schnell herzustellen.
      Externe Kollegen und Mitarbeiter hingegen haben die Chance durch die schnelle Findung der beschriebenen Balance effiziente und gezielte Ergebnisse in Zusammenarbeit mit dem Team zu erzielen.
    4. Vorgesetze
      Der Vorgesetzte hat in dieser Situation einen wesentlichen Vorteil darin, dass jedes Teammitglied befähigt wird zu einem Gelingen der Teamarbeit mit den individuellen Kompetenzen und Ressourcen beizutragen.
      Hier könnte z.B. auch das Thema „Feedback“ eine wesentliche Rolle spielen, die die Arbeit des Vorgesetzten des Teams im Idealfall erleichtert.

Tätigkeit als Coach

Meine Rolle als Coach verstehe ich wie oben beschrieben als „Anstupser“ und Unterstützer. Ich verstehe meine Aufgabe darin, durch die Verwendung von Frage- und Interventionstechniken sowie Methoden den Klienten bei der Stärkung seiner Selbstkompetenz zu unterstützen.

Das „Anstupsen“ beziehe ich vor allem auf die Fragetechniken.

Hier kann beispielsweise die zirkuläre Frage genannt werden, die dazu dient, dass der Klient dazu befähigt wird andere Sichtweisen und Positionen einzunehmen.

Die Unterstützung kann sich z.B. auf Entscheidungscoachings beziehen, bei denen wiederum meine Rolle ist, den Klienten dazu zu befähigen eigenständige und nachhaltige Entscheidungen zu treffen.

Aber auch in Team- und oder Konfliktsituationen sicherzustellen, dass alle Beteiligten das gleiche sachliche Verständnis von den einzelnen Positionen haben, ist eine meiner Aufgaben als Coach.

In Zukunft möchte ich mich auf die Themen Teamcoaching, Kommunikation und Führung sowie berufliche Entwicklungen konzentrieren.

Ich sehe hier meine Stärke in meinen Erfahrungen als Führungskraft und Projektleitung, in denen Führung und Teambildung eine wesentliche Rolle spielten.

Zudem habe ich Erfahrungen im Bereich Kommunikation gesammelt,die mir inzwischen zu einer Herzensangelegenheit wurden.

Beschreibung von durchgeführten Coaching-Sitzungen

Beispiel einer Coaching-Sitzung

Wie kam es zu dem Coaching-Auftrag?

Der Klient kam durch persönliche Beziehungen auf mich zu und sprach mich bezüglich eines Coachings im beruflichen Neuorientierungsprozess an.

Die Ansprache fand persönlich in einem persönlichen Rahmen statt. Daraus resultierte ein weiteres persönliches Gespräch, in dem die Coaching-Sitzungen vereinbart wurden.

Wie viele Coaching-Sitzungen haben insgesamt zu diesem Thema des Coachees stattgefunden?

Insgesamt wurden fünf Sitzungen á 90 Minuten Coaching vereinbart, stattgefunden haben bis zum jetzigen Zeitpunkt vier der Sitzungen.

Was sind die Hauptthemen in diesem Coaching-Prozess?

Ausschlaggebend für meine Beauftragung als Coach war die fehlende bzw. schwindende Motivation bei der Arbeit und eine situativ bedingte Überlastung durch Teilaufgaben.

Daraus resultierte die Infragestellung der Sinnhaftigkeit der Tätigkeit. Zentrale Frage des Klienten war:

„Ich weiß nicht, ob ich diesen Beruf mein Leben lang ausüben bzw. was ich an Stelle meiner jetzigen Tätigkeit machen möchte?“

Welche dieser Sitzungen werden beschrieben?

Beschrieben werden hier die ersten drei Sitzungen inkl. Auftragsklärung. Wie erläutert fanden vorher zwei kurze persönliche Gespräche statt die jedoch nur eine kurze Situationsbeschreibung des Klienten beinhalteten.

Welche/s Ziel/e wurde/n in dieser Sitzung verfolgt?

In den, hier im Folgenden beschriebenen, Sitzungen stand zu Beginn eine Auftragsklärung und im weiteren Verlauf eine Unterstützung bei der Karriereplanung des Klienten mit Hilfe eines Entscheidungscoachings im Vordergrund.

Während der vier Sitzungen ergaben sich weitere bzw. anderweitige Ziele für den Klienten.

Welche Intervention/en wurde/n in dieser Sitzung durchgeführt?

In den beschriebenen Sitzungen wurden u.a. Skalierungsfrage, Externalisierung, Ressourcenarbeit, Timeline sowie Bodenanker genutzt.

Wie werden die Coaching-Sitzungen dokumentiert?

Zu den Coaching-Sitzungen wurden nur stichpunktartige Notizen gemacht, um während des Gesprächsverlaufs Formulierungen und Themen zu dokumentieren.

Eine Archivierung der Notizen findet nicht statt. Personenbezogene Daten werden darauf nicht vermerkt, um datenschutzrechtliche Vorgaben zu beachten.

Detaillierte Durchführungsbeschreibung 1. Sitzung

Zeitlicher Rahmen und Ort des Coachings

Die Sitzung wurde mit 90 Minuten anberaumt, tatsächliche Dauer waren dann ca. 100 Minuten. Das Coaching fand in gemieteten Räumlichkeiten (Bibliothek) eines Hotels statt.

Thema

Wie in Punkt 2.1 beschrieben, kam der Klient mit fehlender bzw. schwindender Motivation bei der Arbeit und einer situativ bedingten Überlastung durch Teilaufgaben zu mir.

Die zentrale Frage des Klienten war zu Beginn der Sitzung:

„Ich weiß nicht, ob ich diesen Beruf mein Leben lang ausüben bzw. was ich an Stelle meiner jetzigen Tätigkeit machen möchte?“

Im Zuge der Auftragsklärung und Zielsetzung für die Coaching-Reihe stellte sich heraus, dass eine situationsbedingt empfundene Überlastung bzw. eine in diesen Situationen empfundene Hilflosigkeit sowie der Umgang mit diesen Situationen Thema für die kommende Sitzung sein soll.

Ziel

Das für die Sitzung und die Folgesitzung schriftlich fixierte Ziel war:

„Ich möchte in [beschriebene Situation] souverän und selbstbewusst agieren.“

Sitzungsverlauf

    1. Auftragsklärung
      Die Auftragsklärung nahm etwas mehr als die Hälfte der Sitzung in Anspruch.
      Hierbei zeigte sich, dass sich das anfängliche Ziel der Sitzung in das o.g. änderte. Während der Klient mit dem Ziel zu mir kam, eine Entscheidung zu seiner beruflichen Weiterentwicklung treffen zu können, hatte ich durch eine immer wieder beschriebene Situation das Gefühl, es gehe eher um eben diese.
      Nach meinen Bedenken den Prozess zu sehr zu lenken, entschied ich mich, mein Dilemma transparent zu verbalisieren und meinen Eindruck als Wahrnehmung anzubieten. Dieses Angebot wurde von dem Klienten angenommen und aufgegriffen.
    2. Zielformulierung
      Es wurde das o.g. Ziel durch den Klienten erarbeitet und schriftlich auf einem FlipChart festgehalten.
      Unterstützende Fragen waren hierbei u.a.:

      – Was soll sich nach unserer heutigen Sitzung verändert haben?
      – Wenn dieses Coaching erfolgreich war, was hat sich dann an deinem Verhalten in [beschriebene Situation] verändert?
      – Woran merken deine Kollegen, dass du dein Ziel erreicht hast?
    3. Verlauf
      Aufgrund der plastischen und körpersprachlich sehr betonten Schilderung des Erlebens (Druck) seiner Situation, entschied ich mich für die Methode der Externalisierung.
      Hierbei halfen mir u.a. folgende Fragen:

      – Wo empfindest du den Druck?
      – Kommt dieser Druck von Innen oder Außen?
      – Ist dieser Druck stetig oder schwankend?
      – Wer drückt da?
      – Angenommen du könntest [druckgebende Person] hier platzieren, wo wäre diese Person dann?
      – Was würdest du dieser Person sagen in dem Moment wo sie den Druck ausübt.Die Methode der Externalisierung kombinierte ich mit der Skalierungsfrage. Folgende Fragen nutze ich:
      – Auf einer Skala von 1 bis 10, bei dem 1 wenig Druck bedeutet und 10 viel Druck, wo würdest du den empfundenen Druck einordnen?
      – Wo müsste der Druck auf dieser Skala sein, damit es dir in der beschriebenen Situation besser ergeht?
    4. Abschluss der Sitzung
      Aufgrund der zeitlich anspruchsvollen Auftragsklärung blieb nach diesem Verlauf keine weitere Zeit für Maßnahmen oder Methoden.
      Beim Abschluss erkundigte ich mich nach dem Befinden des Klienten. Interessant fand ich persönlich, wie sich seine Körperhaltung entspannte, als er die druckgebende Person im Raum platziert hatte. Dieses Empfinden verbalisierte er in der Abschlussrunde und bestätigte meinen Eindruck.
      Abschließend erarbeitete sich der Klient einen Weg, wie er bei dem Empfinden des Druckes die „druckgebende Person“ gedanklich neu positionieren kann

Ergebnis und weitere Vereinbarungen

Ergebnis dieser Sitzung war die Festlegung eines Coachingziels sowie die Beschreibung des Erlebens der Situationen.

Hierbei wurde vereinbart, dass der Klient in den Tagen bis zur zweiten Sitzung den erarbeiteten Weg zur Neupositionierung der druckgebenden Person in der beschriebenen Situation ausprobiert.

Ebenfalls wurde ein Termin für die zweite Sitzung vereinbart.


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