Arbeit mit inneren Antreibern im Coaching

Abschlussarbeit von  Jessica Drescher, als PDF lesen


Einführung

Das Konzept der „inneren Antreiber“ hat seine Wurzeln in der Transaktionsanalyse, welche durch Eric Berne und Thomas A. Harris begründet wurde. Auf Basis der Transaktionsanalyse wurde 1974 vom amerikanischen Psychologen und Transaktionsanalytiker Taibi Kahler das Modell der „inneren Antreiber“ entwickelt (Hofmann, Reisert & Pracht, 2017).

Innere Antreiber werden von Kahler als persönliche Miniscripte bezeichnet, welche bereits im frühen Kindesalter vor allem durch prägende Interaktionen mit Eltern oder anderen Bezugspersonen erworben und ausgebildet werden (Burckhardt, 2019; Hofmann, Reisert & Pracht, 2017).

Innere Antreiber sind mit spezifischen Verhaltensweisen und Denkmustern verbunden.

Besonders in problematischen oder stressigen Situationen schalten sich die persönlichen inneren Antreiber meist unbewusst ein und steuern das Verhalten und Denken quasi vorprogrammiert (Hofmann, Reisert & Pracht, 2017). Als eine Art automatisierte Steuerung bestimmen sie das Denken, Fühlen und Verhalten einer Person (Studentenwerk Oldenburg, o. D.).

Dieser Automatismus hat sich über die Lebensjahre hinweg verfestigt, da sich die spezifische Verhaltensweise in der Vergangenheit als sinnvoll und hilfreich erwiesen hat
(Hofmann, Reisert & Pracht, 2017)

Somit liegt jedem inneren Antreiber ein positiver Kern zugrunde. Im richtigen Kontext eingesetzt stellen innere Antreibe eine Ressource vieler Stärken dar (Eberts & Ruhl, 2018). Wird ein innerer Antreiber jedoch übertrieben oder passt er schlicht weg nicht mehr in den aktuellen (Lebens-)Kontext einer Person, kommt es zu negativen Auswirkungen des inneren Antreibers und zu dysfunktionalen Verhaltens- und Denkmustern.

Im Coaching-Prozess gilt es diese bewusst zu machen und die negativen Auswirkungen zu reduzieren, wenn der Coachee durch seine Antreiber unter Leidensdruck steht und sich eine Veränderung wünscht.

Die fünf inneren Antreiber nach Kahler Kahler unterscheidet fünf innere Antreiber (Hofmann, Reisert & Pracht, 2017):

• Beeil dich / Sei schnell (Hurry Up)

• Sei perfekt / Sei genau (Be Perfect)

• Sei beliebt / Mach es allen recht / Sei brav (Please People)

• Streng dich an (Try Hard)

• Sei stark (Be Strong)

Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die mit den inneren Antreibern verbundenen Verhaltens- und Denkmustern sowie ihrer Stärken. Weiter führt sie die Folgen bei negativer Übertreibung bzw. kritische Verhaltens- und Denkweisen unter Stress auf.

Die Informationen der Tabelle wurden aus verschiedenen Quellen zusammengetragen und übernommen (Eberts & Ruhl, 2018; Hofmann, Reisert & Pracht, 2017; Studentenwerk Oldenburg, o. D.)

nnere AntreiberTypische Verhaltens- und DenkmusterStärkenNegative Übertreibung und kritische Verhaltensweisen unter Stress
Beeil dich• Ständig in Bewegung und beschäftigt.

• Schnelles Gehen und Sprechen, häufige Körperbewegung (z. B. Fuß wippen).

• Typische Worte: „mach schnell, rasch, eben mal, kurz, aus Zeitgründen …“ • Will keine Zeit verschwenden.

• Macht gerne mehrere Dinge gleichzeitig.

• Motto: Mach schnell. Sei auf Trab.

• Überzeugung: Ich bin der Motor, der Dinge voranbringt.

• Arbeitet zügig.

• Schnelle Ergebnislieferung.

• Erledigt vieles parallel und in kurzer Zeit.

• Immerzu beschäftigt.

• Bringt Dinge voran.

• Starke Lösungsorientierung.

• Kann schlecht mit gutem Gefühl abschalten und nichts tun.

• Ist immer gehetzt.

• Macht in der Eile Flüchtigkeitsfehler.

• Hat wenig Geduld.

• Hohes Redetempo, unterbricht Andere.

• Verliert den Überblick.

• Handelt ohne ausreichende Vorbereitung/Analyse.

• Verbreitet Hektik und Unruhe.

• Kein Blick für Details.

Sei perfekt• Gründliches Arbeiten.

• Mag keine Schlamperei.

• Findet immer noch etwas zum Verbessern.

• Motto: Mache bloß keine Fehler.

• Überzeugung: Ich muss stets noch besser werden/es noch besser machen.

• Streben nach Perfektion.

• Will stets 120% geben.

• Arbeitet sorgfältig und präzise.

• Ist stets dabei, sich weiter zu verbessern.

• Sehr vorausschauend, hohe Planungskompetenz.

• Beseitigt Fehler und arbeitet exakt.

• Blick fürs Detail.

• Verzögerte Entscheidungen aufgrund von Details und Fehlersuche.

• Hoher Informationsbedarf/ -weitergabe.

• Redet sehr lange.

• Perfektionistische Ansprüche an Mitmenschen.

• Kann schlecht mit Kritik und Fehlern umgehen, nimmt Vorschläge persönlich.

• Empfindet sich/seine Leistung als nie gut genug.

• Kann die 5 nicht gerade sein lassen.

Sie beliebt• Kann schlecht nein sagen.

• Wunsch von anderen akzeptiert und gemocht zu werden.

• Positive Bestätigung (der eigenen Person und Leistung) und Harmonie sind sehr wichtig.

• Übernimmt Verantwortung.

• Opfern sich für andere auf, Selbstlosigkeit.

• Sind loyal und verbildlich.

• Eher bescheiden.

• Motto: Sei lieb und freundlich. Bloß kein Streit.

• Überzeugung: Ich muss alle zufrieden stellen.

• Nimmt sich selbst nicht so wichtig.

• Besitzt hohe Empathie, gutes Einfühlen in Personen und Stimmungen.

• Ist hilfsbereit.

• Ist sehr zugewandt.

• Sucht Harmonie.

• Intuition für Gruppendynamik.

• Sagt nicht Nein, übernimmt gerne „fremde“ Aufgaben.

• Vernachlässigt eigene Bedürfnisse und Interessen (zugunsten der von Anderen).

• Findet oder vertritt keinen eigenen Standpunkt.

• Geht Konflikten aus dem Weg.

• Ständige Sorge um Andere.

• Wenig Konzentration auf die Sache.

• Nimmt Kritik persönlich.

• Stimmt schnell zu ohne zu Prüfen.

Streng dich an• Sehr pflichtbewusst, viel Fleiß und Einsatz.

• Quantität vor Qualität.

• Erfolge muss man hart erarbeiten. Von nichts kommt nichts.

• Erfolge, die nicht auf Anstrengung basieren taugennichts

• Wenn etwas nicht klappt, wird sich noch mehr angestrengt. Reiß dich zusammen.

• Motto: Wer nie aufgibt, erreicht alles. Das muss ich schaffen. Gib alles.

• Überzeugung: Ich schaffe es auch ohne Hilfe!

• Hat Durchhaltevermögen.

• Setzt Dinge engagiert um.

• Übernimmt Verantwortung.

• Hoher Enthusiasmus, Begeisterung für Neues, kreativ.

• Sehr engagiert, setzt sich ein.

• Leistung stets verbessernd.

• Schätzt den Erfolg, der zufliegt, nicht hoch.

• Ist nie zufrieden mit dem Erreichten.

• Startet immer wieder Neues, ohne Altes zu beenden.

• Schließt Dinge nicht ab, verzettelt sich.

• Verliert eigentliches Ziel aus dem Auge.

• Überfordert sich häufig.

Sei stark• Gefühle und wie es innerlich aussieht wird nicht gezeigt. Nach außen Haltung bewahrend.

• Zeichen von „Schwäche“ werden nicht gezeigt.

• Hohes Durchhalte- und Durchsetzungsvermögen.

• Aufgeben kommt nicht in Frage.

• Beißt die Zähne zusammen –„ein Indianer kennt keinen Schmerz“.

• Motto: Mich erschüttert nichts so leicht. Ich bin auf das Schlimmste gefasst.

• Überzeugung: Ich komme alleine zurecht

• Hohes Durchhaltevermögen.

• Sehr belastbar

• Kann sich distanzieren/ dissoziieren.

• Bewahrt Ruhe in der Krise/im Notfall.

• Selbstdisziplin.

• Strukturiertes-logisches Denken.

• Konstruktiv.

• Fragt nicht um Hilfe, es fällt schwer Hilfe anzunehmen.

• Ist von den Gefühlen abgeschnitten.

• Verfällt in pessimistische Weltsicht.

• Macht Dinge mit sich selbst aus.

• Einzelgänger.

• Programmatisches Agieren.

• Probleme sich in Neues zu denken.

• Sachorientiert stoisch.

• Probleme mit Komplexität.

Tabelle 1: Die fünf inneren Antreiber und ihre typischen Charakteristika. Zusammengestellt und übernommen aus: Eberts & Ruhl, 2018; Hofmann, Reisert & Pracht, 2017; Studentenwerk Oldenburg, o. D.


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