im beruflichen Alltag als Mitarbeiter
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Im Folgenden beschäftige ich mich mit dem Einsatz systemischer Coaching Methoden als Mitarbeiter in einem Unternehmen.
Dieses Thema ist für mich von großem Interesse, da ich der Überzeugung bin, dass die Einstellung, Tools und Methoden des systemischen Coachings nicht nur im Coaching-Kontext wertvoll sind, sondern auch im beruflichen Kontext im Rahmen einer Tätigkeit als Mitarbeiter in einem Unternehmen.
Im Folgenden wird ein Teil der relevantesten Aspekte und Interventionen des systemischen Coachings beleuchtet, die ich in meiner Tätigkeit als Mitarbeiter ohne Coaching-Kontext anwenden kann.
Dabei bin ich der Ansicht, dass sich die Basis des systemischen Coachings wie auch bestimmte Interventionen beispielsweise im Kommunikationsverhalten oder auch in Projekten oder Teams als nützlich erweisen.
Dass das systemische Coaching vor allem für Führungskräfte bspw. für die Zusammenarbeit oder für Gespräche mit ihren Mitarbeitern relevant ist, ist bekannt.
Oftmals durchlaufen Führungskräfte selbst Coachings oder eine Coaching-Ausbildung, um sich weiterzuentwickeln.
Aber wie kann ich als Mitarbeiter in einem Konzern meine Coaching Fähigkeiten einbringen, ohne die Rolle eines Coaches oder einer Führungskraft zu haben?
Einordnung beruflicher Kontext
Als Mitarbeiterin einer Fachabteilung in einem Konzern gehören Mitarbeitergespräche, Mitarbeiterentwicklung oder ihre Befähigung nicht zu meinen Aufgaben.
Was aber zu meinen Aufgaben gehört sind die Mitarbeit in oder die Leitung von Projekten, die Organisation und Durchführung von Workshops, Calls und Meetings. Außerdem bin ich Teil eines Teams.
Wie kann ich also ohne Klienten, ohne einen konkreten Coaching-Auftrag und ohne Mitarbeiter trotzdem meine Fähigkeiten als systemischer Coach nutzen?
Auch wenn ich keine Führungskraft bin, nicht in einer Personalabteilung und nicht als Coach in diesem Unternehmen angestellt bin, arbeite ich täglich mit Menschen.
Wir alle haben unterschiedliche Ziele und Aufgaben innerhalb unserer Funktionen und möchten uns trotzdem einigen, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen.
Meiner Meinung nach eignen sich in der Zusammenarbeit mit Menschen die Fähigkeiten, Tools und Methoden, die wir im Rahmen des systemischen Coachings erlernt haben und anwenden.
In der Interaktion mit Menschen ist zunächst die systemische Haltung relevant.
Sie beinhaltet unterschiedliche Prämissen und Aspekte, die auch während des (Arbeits-) Alltags angewendet werden können.
Systemische Haltung
Die systemische Haltung ist die Basis der Arbeit als Coach.
Mich persönlich begleitet sie seit dem Start der Coaching-Ausbildung und bin ich der Meinung, dass sie nicht nur im Rahmen von Coachings, sondern auch im Alltag hilfreich ist.
Die Systemische Gesellschaft beschreibt die systemische Grundhaltung folgendermaßen:
Der Kern systemischen Arbeitens ist die systemische Grundhaltung. Sie nimmt Menschen in ihren Systemzusammenhängen in den Blick und strebt eine kooperative, gleichberechtigte Beziehung zwischen allen Beteiligten einer Therapie oder Beratung an.
und weiter:
„Sie begegnet Klient:innen mit einer Haltung des Respekts, der Unvoreingenommenheit, des Interesses und der Wertschätzung bisheriger Lebensstrategien und Verhaltensweisen.“ 1 .
Respekt und Wertschätzung stellen demnach das Fundament der systemischen Haltung dar.
Als systemischer Coach bewerten wir in keiner Weise und stehen unseren Klienten unvoreingenommen gegenüber. Darüber hinaus sind Offenheit und Neugier für die Werte des Klienten sowie seine Sichtweise entscheidend.
Durch Einhaltung dieser Prämissen wird der Grundstein für eine vertrauensvolle Basis geschaffen.
Eine unvoreingenommene Haltung, die durch Respekt, Wertschätzung, Offenheit und Neugier geprägt ist, lässt sich sowohl im beruflichen als auch im privaten Alltag einnehmen.
Die Übertragung dieser Prämissen auf die Aufgaben als Mitarbeiter eines Unternehmens scheint somit klar.
Trotzdem stellt die kontinuierliche Einhaltung dieser Prämissen eine Herausforderung dar, die sich immer wieder in Erinnerung gerufen werden sollte.
Auf den beruflichen Kontext bezogen sind diese Prämissen insbesondere beim Kennenlernen neuer Kollegen sowie bei Konflikten und Problem hilfreich.
Die systemische Haltung zeichnet sich jedoch nicht nur durch Respekt, Wertschätzung, Offenheit und Neugier aus. Außerdem ist eine kooperative und gleichberechtigte Beziehung wichtig.
Die Grundlage dazu bilden das aktive Zuhören sowie das OK-Modell.
Aktives Zuhören
Das aktive Zuhören unterstützt zunächst den Beziehungsaufbau zum Klienten.
Es ist ein Kernelement im Coaching und gibt den Ausschlag über den weiteren Verlauf einer Coaching-Sitzung.
Zum aktiven Zuhören gehört zum einen, dass der Coach mit seiner vollen Aufmerksamkeit beim Klienten ist. Er stellt Rückfragen sowie Verständnisfragen und fasst zu gegebener Zeit noch einmal zusammen was er aus den Erzählungen des Klienten mitgenommen bzw. als wichtig empfunden hat.
Das zeigt Interesse und dient zudem dem Verständnisabgleich.
Der Beziehungsaufbau dient darüber hinaus dem Kennenlernen des Klienten und es kann beobachtet werden, dass sich Klienten als Reaktion auf aktives Zuhören durch den Coach häufiger selbst offenbaren und sich öffnen2 .
Darüber hinaus kann das natürliche Angleichen des Kommunikationsstils auch einen Teil des aktiven Zuhörens darstellen.
Dieses Einstellen auf das Gegenüber wird als Pacing beschrieben und kann auf weitere Arten stattfinden.
Dazu zählen neben dem Angleichen des Kommunikationsstils auch das natürliche Angleichen von Mimik, Gestik, Haltung oder des Tempos des Gegenübers3.
Auch das aktive Zuhören kann in den Arbeitsalltag als Mitarbeiter übertragen werden. Es kann insbesondere in ersten Gesprächen zu einem bestimmten Thema bzw. Problem oder beim Kennenlernen neuer Kollegen hilfreich sein.
So kann die Basis für eine gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit geschaffen werden.
OK-Modell
Das OK-Modell beschreibt die ideale Einstellung des Coaches gegenüber dem Klienten.
Der Coach nimmt dabei die „Ich bin ok – Du bist ok“-Haltung ein.
Das bedeutet, dass der Coach sich immer wieder dazu entscheidet, den Klienten als „in Ordnung“ anzunehmen, ihm auf Augenhöhe zu begegnen und selbst in einer guten mentalen Verfassung zu sein.
Das OK-Modell (Transaktionsanalyse) und die Einnahme der „Ich bin ok – Du bist ok“-Haltung beinhalten die Grundannahme, dass die Menschen grundsätzlich in Ordnung sind.
Sie sind auch in Ordnung, wenn Probleme oder Schwierigkeiten auftreten. Dabei muss der Mensch nichts leisten und ist einfach nur in Ordnung.
Wichtig ist eine Unterscheidung zwischen der Person und ihrem Verhalten. Dabei ist die Person immer ok, während das Verhalten auch nicht ok sein kann4 .
Auch die „Ich bin ok – Du bist ok“-Haltung ist übertragbar auf den beruflichen Alltag als Mitarbeiter.
Sie ist, wie auch schon die vorangegangenen Grundeinstellungen, die Basis und kann in jedem Gespräch bzw. in jedem Kontakt mit Kollegen, Vorgesetzten oder Mitarbeitern hilfreich sein. Natürlich kann es auch hier zwischendurch anspruchsvoll sein, diese Haltung durchgehend zu berücksichtigen.
Insbesondere ist die Einnahme der „Ich bin ok – Du bist ok“- Haltung empfehlenswert, wenn es ein Problem oder ist einen Konflikt gibt.
Denn durch die Annahme, dass beide Parteien „ok“ sind, ist eine lösungsorientierte Haltung am wahrscheinlichsten.
Zusätzlich zu den unter dem Punkt systemische Haltung aufgeführten Prämissen und Haltungen gibt es eine Vielzahl von Methoden und Techniken aus dem systemischen Coaching, die sich im beruflichen Alltag als Mitarbeiter einsetzen lassen.
Im Weiteren wird eine Auswahl dieser Methoden beschrieben, die sich in meinen beruflichen Alltag integrieren lassen.
Quellen bis hierher
1 https://systemische-gesellschaft.de/wpcontent/uploads/2016/02/SG_Systemischer-Ansatz-und-seine-Praxisfelder.pdf ,2016
2 https://www.coachingnewsletter.de/fileadmin/newsletter/media/NL-Archiv_Formate/2009/2009_08.pdf
3 https://www.spektrum.de/lexikon/psychologie/pacing/11073