Abschlussarbeit von Karoline Schlau, als PDF lesen
Hast du dich schon mal vom frischen Duft eines Nadelwaldes verzaubern lassen?
Oder erinnerst du dich noch wie es in deiner Kindheit zu Hause nach Orangen und Weihnachtssternen duftete?
Oder wie der Duft von frischem Heu oder einer frisch aufgeschnittenen Zitrone deine Lebensgeister weckte?
All diesen Erinnerungen liegen Düfte zugrunde, die unauslöslich mit deinem Leben und Denken verbunden sind. Kein anderer Sinnesreiz triggert unsere Erinnerungen und Emotionen wie der Geruchssinn. Nur der Hauch eines bestimmten Duftes reicht schon aus und vergessen geglaubte Momente kehren zurück in unsere Erinnerung.
Das liegt daran, dass unser Geruchsinn unmittelbar mit dem limbischen System verbunden ist. Düfte haben eine direkte Verbindung zum Gehirn und bleiben über einen sehr langen Zeitraum unverfälscht im Gehirn gespeichert.
Was sind ätherische Öle?
Aber woher stammen diese wunderbaren Düfte?
Pflanzen bilden Duftstoffe, eine Art Lebenskraft der Pflanze, die für die Erhaltung ihres Lebens und für Tiere und Menschen geschaffen ist. Diese einzigartige lebendige Essenz kann eingefangen werden, sodass es uns in höchster Konzentration als ätherisches Öl zu Verfügung steht.1
Für die Herstellung werden die natürlichen, von Pflanzen erzeugte Substanzen, genauer gesagt die aromatischen Moleküle, aus Pflanzen destilliert oder gepresst. Sie beinhalten meist mehr als 100 sekundäre Pflanzenstoffe, mit denen die Pflanzen Fraßfeinde abwehren, Insekten anlocken, sich vor Krankheiten schützen, extreme Umweltbedingungen ausgleichen und mit anderen Pflanzen und Insekten kommunizieren.2
Diese hochkonzentrierten Mischungen natürlicher Stoffe werden schon seit Tausenden von Jahren verwendet und auf ihre medizinische Wirkung untersucht. Für uns Menschen haben sie einen hohen gesundheitsfördernden Nutzen. So haben wir z.B. mit einem Tropfen Pfefferminzöl, die Heilwirkung von vielen Tassen Pfefferminztee. Und die Kräfte des Pfefferminzöls, die wir für uns nutzen können, sind vielfältig: es wirkt kühlend, regt den Geistan und beflügelt die Sinne, lässt uns frei durchatmen und fördert unsere Verdauung.
Das sind nur einige Wirkungen dieser tollen Pflanze. In fast jeder Pflanze liegt eine bestimmte Wirkung, die wir für unsere Gesundheut und unser Wohlbefinden nutzen können.
Wie erkenne ich gute Qualität?
Die Reinheit der Öle ist in diesem Zusammenhang sehr wichtig, denn synthetische Düfte – auch diese werden oft „Aromaöle“ genannt – enthalten immer chlorierte Moleküle, die zu Reizungen jeglicher Art führen können.
Wichtig ist, dass es sich immer um „100% naturreines ätherisches Öl“ handelt und der botanische Name zusätzlich zum deutschen Pflanzennamen auf dem Etikett versehen ist.
Pflanzen sollten ohne Pestizide und Pflanzendünger wachsen dürfen und streng kontrolliert werden. Insgesamt sollten Erzeuger den höchsten Standards entsprechen, vom verwendeten Pflanzenmaterial bis zu Produktionsmethoden und Verpackung.
Ätherische Öle wirken auf Körper und Geist
Durch den Geruchsnerv und das limbische System gelangen Düfte sehr schnell in unseren Körper und beeinflussen dort auch unsere Gefühlswelt.
Darüber hinaus sind ätherische Öle fettlöslich und können leicht über Gewebeebenen und Schleimhäute aufgenommen werden. Moleküle ätherischer Öle erreichen das Gehirn 22 Sekunden, sind nach 2 Minuten im Blut nachweisbar und nach 20 Minuten haben sie jede Körperzelle erreicht.
– Über das Riechen von Duftmolekülen werden Gehirnareale aktiviert
– Über Rezeptoren in Haut, Schleimhaut und Organen werden Reaktionen ausgelöst – Körperzellen können nachweislich riechen
– Über biochemische Wirkmechanismen wirken ätherische Öle hemmend auf Mikroorganismen (Bakterien, Viren, Pilze) auf unserer Haut und in unserem Körper
Ätherische Öle beeinflussen den Körper systemisch.
Auf körperlicher Ebene wirken sie
– schmerzlindernd
– entzündungshemmend
– durchblutungsfördernd
– hautpflegend
– verdauungsregulierend
Auf geistiger Ebene haben sie Einfluss auf unsere Emotionen, Stimmung, Gefühle sowie die Hormonproduktion und wirken
– angstlösend und antidepressiv
-konzentrationsfördernd
– schlaffördernd
– beruhigend oder anregend
Ätherische Öle können nach chemischen Unterschieden klassifiziert, aber auch nach ihrem Aroma kategorisiert werden. Es gibt drei Hauptaroma-Gruppen:
– beruhigende Öle
– erhebende Öle
– Grund-/Gleichgewichtsöle
Verwendung ätherischer Öle
Ätherische Öle lassen sich auf verschiedene Arten verwenden und können dadurch auf vielfältige Weise auf Körper und Geist einwirken. Die Sicherheit und Wirksamkeit jeder Anwendungsmethode wurde durch wissenschaftliche Erkenntnisse gut bestätigt.
Aromatisch:
Man riecht direkt aus der Flasche, reibt ein paar Tropfen in die Handflächen und amtet das Aroma ein oder verwendet einen Zerstäuber, der das Öl in der Luft verteilt.
Topisch:
Ätherische Öle werden auf der gewünschten Körperstelle aufgetragen.
Innerlich:
Tropfen können unter die Zunge geben werden, über eine Gelkapsel oder in einem Wasserglas eingenommen werden.
Ätherische Öle & Emotionen
Emotionen sind ein komplexer psychologischer Zustand.
Wir erfahren tagtäglich verschiedenste Emotionen – diese sind dadurch gekennzeichnet, dass sie eher von kurzer Dauer sind und sich relativ schnell verändern können und unsere Entscheidungen, unsere Aktivitäten, Hobbies und sogar unsere Beziehungen beeinflussen.
Doch woher kommen unsere Emotionen eigentlich?
Emotionen treten in Reaktion auf das auf, was wir sehen, riechen, hören, spüren, schmecken, denken oder erlebt haben und können unsere künftigen Denkens- und Verhaltensweisen beeinflussen. Sie basieren auf einer subjektiven Erfahrung mit einer physiologischen Antwort auf diese Erfahrung und führen zu einer Verhaltensreaktion.
Oft ist es eine große Herausforderung, die Emotionen zu identifizieren, die man zu einem bestimmten Zeitpunkt erlebt. Emotionen werden im ganzen Körper erfahren, so können wir dort nach Hinweisen suchen. Die meiste Kommunikation findet über unsere Körpersprache statt, wo Emotionen im Wesentlichen ausgedrückt werden.
Es gibt grundlegende Emotionen, die in allen menschlichen Kulturen existieren: Freude, Trauer, Ekel, Angst, Überraschung, Wut und Verachtung. Diese Emotionen können natürlich auch gleichzeitig auftreten und werden unbewusst kombiniert.
Das Erleben dieser Emotionen ist höchst subjektiv und emotionale Zustände bewirken Veränderungen des vegetativen Nervensystems. Wir alle spüren das Herzrasen oder das mulmige Gefühl im Bauch, wenn wir z.B. Angst empfinden und es kommt zu einer „Fight- or Flight“ Reaktion.
Hierfür ist der Sympathikus als Teil des vegetativen Nervensystems verantwortlich, der den Organismus auf eine Aktivitätssteigerung einstellt. Wenn wir fröhlich sind, sind wir entspannter und unser System steht weniger unter Stress.
Hier greift der Parasympathikus mit der sog. „Rest- and Digest“ Reaktion des Körpers. Diese beiden Systeme stehen im ständigen Wechselspiel zueinander.
Quellen bis hierher
1 Maria L. Schasteen. Duftmedizin für Kinder, 5. Auflage 2020, Crotona Verlag.
2 Ava Sage. Ätherische Öle und Aromaptherapie für Kinder, 2021.