Coaching: Darstellung von Tools und Interventionen

Meine Entwicklung als systemischer Coach

Abschlussarbeit von Katja Zierhut, als PDF lesen


Vorbemerkungen

Ich habe im September 2018 entschieden, die Systemische Coaching Ausbildung zu absolvieren.

Bereits 2002 habe ich einen Kurs besucht, den ich aufgrund meiner beruflichen Neuorientierung und meiner familiären Situation mit vier kleinen Kindern abbrechen musste.

Die Idee, die Ausbildung zu machen, habe ich aber nie aus den Augen verloren.

Innerhalb meines Studiums der Diplom-Heilpädagogik mit den Fächern Psychologie, Pädagogik und Psychiatrie war systemisches Denken immer ein wesentlicher Bestandteil meines Denkens und Wirkens. Meine Diplomarbeit schrieb ich über “Exzessives Schreien von Säuglingen und die Auswirkungen auf die Mutter-Kind Bindung“ angelehnt an die Bindungstheorie von J. Bowlby.

Hier arbeitete ich mit Psychologen und Therapeuten der Kinderklinik Amsterdamerstrasse zusammen und filmte Eltern im Kontakt mit ihren Säuglingen.

Anschließend fand eine Auswertung in gemeinsamer Runde statt. Die Arbeit empfand ich als unglaublich spannend und wertvoll, da auch hier aus einer anderen Perspektive auf ein bestehendes System geschaut wurde und diese Metaebene die Systemmitglieder befähigte, ihr Verhalten zu reflektieren, Zusammenhänge zu verstehen und somit zu verändern.

Innerhalb der Ausbildung zum Systemischen Coach bei In Konstellation in Köln machte ich zahlreiche Erfahrungen mit Klienten, unter anderem im Bereich der beruflichen Orientierung bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen.

Hier sehe ich einen besonderen Schwerpunkt meiner Arbeit, da ich zum einen als Pädagogin im Kolping Bildungswerk jahrelang den Berufsförderlehrgang leitete und Jugendliche ohne Schulabschluss in Ausbildungen vermittelte und zum anderen 2002 den Quereinstieg ins Berufskolleg machte und mein 2. Staatsexamen berufsbegleitend in den Fächern Psychologie und Pädagogik absolvierte.

Diese Tätigkeitsbereiche ermöglichten mir viel Kontakt zu Jugendlichen in persönlichen und beruflichen Orientierungsphasen.

Den Kontakt zu den Klienten bekam ich zum einen über Lehrer von Schulen (Berufskollegs und Gesamtschulen) und über eine Anzeige bei nebenan.de, bei der ich meine Coachinggespräche kostenfrei bis zu meiner Abschlussprüfung in der Akademie angeboten habe.

Durch Mundpropaganda sprach sich mein Angebot schnell herum und ich führte Coachinggespräche bei mir zu Hause oder im Büro eines befreundeten Lehrers in Leverkusen durch.

Zudem coachte ich gemeinsam mit drei Kolleginnen aus der Systemischen Ausbildung eine Gruppe von Studentinnen der Alanus Universität in Bonn.

In Konstellation bietet diese Möglichkeit im Rahmen der Ausbildung an, da eine Kooperation zur Universität besteht.

Wir nahmen das Angebot gerne an und trafen uns regelmäßig mit einer Studentengruppe in Bonn und bereiteten diese Treffen gemeinsam vor und reflektierten im Anschluss unser Vorgehen.

Aus allen Erfahrungen nutzte ich einige Tools, die sich im Coaching-Prozess für mich als hilfreich erwiesen haben.

Diese Tools habe ich je nach Auftrag, Ziel, Anliegen und Gesprächsverlauf eingesetzt. Auch Befindlichkeitsbilder, Wegekarten und Lebenskarten waren hilfreiche Instrumente im Arbeitsprozess.

Diese Materialien und einen Reflektionsbogen, den ich für besonders gut hielt, um eine Bewertung zu erhalten und um mich adäquat reflektieren zu können, stelle ich in den Anhang. Ich habe ihn übernommen von Jörg Middendorf.

Dieser Reflektionsbogen erwies sich auch vor den Gesprächen als hilfreich, da er mir nochmal vor Augen geführt hat, wie eine gute Coachingarbeit aussehen sollte.

Meine pädagogische Vorerfahrung erwies sich in den von mir geführten Beratungsgesprächen als hilfreich und ich denke, dass ich über die Jahre eine zugewandte, respektvolle und wohlwollende Grundhaltung entwickelt habe.

Mir gefällt das Bild von Sonja Radatz sehr gut, die von einem „gemeinsamen Tanz“ spricht, wenn sie gute Gespräche beschreibt. (Sonja Radatz: Einführung in das systemische Coaching)

Das Aktive Zuhören, das Paraphrasieren, eine neugierige, authentische Haltung ist mir durch jahrelange berufliche Entwicklung durchaus vertraut.

Es fällt mir in der Regel nicht schwer, eine vertrauensvolle Atmosphäre in den Gesprächen herzustellen. Auch arbeite ich gerne mit den inneren Anteilen, da ich diese Intervention als unglaublich hilfreich empfinde und meiner Erfahrung nach einen ganzheitlichen Blick auf Konflikte ermöglicht: Zitat

Der Vorteil dieser Art metaphorischer Beschreibungen ist, dass sie meist sehr gut anschlussfähig sind, dass Ratsuchende sich schnell damit identifizieren können und dass ‚monolithischen‘ Beschreibungen vorgebeugt wird, nach denen Menschen ‚ganz und gar‘ schlecht, unfähig, böse oder krank seien:

und weiter

„Auch wenn sich jemand noch so heftig gewalttätig, aggressiv, bösartig zeigt, kann angenommen werden, dass in seinem inneren ‚Parlament‘ noch andere Stimmen existieren, die angesprochen werden können, mit denen man sich verbünden kann.“ (aus: Systemische Interventionen)

In dieser Arbeit möchte ich zum einen eine Auswahl an Tools, Interventionen und Ideen vorstellen, die ich als wesentliche Basis von Gesprächen sehe und zum anderen werde ich exemplarisch zwei Coachingprozesse darstellen, in denen einige der Interventionen zum Einsatz kommen.

Ich erhielt von meinen Gesprächsteilnehmerinnen positives Feedback und machte spannende Erfahrungen, die ich in meinen beruflichen Alltag integrieren möchte.

Ich werde das Coaching mit Laura recht detailliert darstellen, um meine Gedanken, Reflektionen in meiner Funktion als Coach und Entscheidungen für Fragen und Interventionen im Prozess zu verdeutlichen.

Im zweiten Beispiel werde ich mich kürzer fassen und Antworten eher stichwortartig wiedergeben. Beide Beispiele stelle ich bis zu dem Punkt dar, an dem wir gerade zum Abschluss der Arbeit standen.

Interventionen, Tools und Materialien

Grundsätzlich beginne ich die Gespräche immer mit der Frage, ob dem Klienten Systemisches Coaching bekannt ist und erläutere, was es beinhaltet und wie ich arbeite.

Ich verweise auch auf absolute Vertraulichkeit und dass nichts unserer Gespräche außerhalb dieses Raumes mit anderen besprochen wird.

Ob ich die Inhalte der Gespräche anonymisiert in meiner Arbeit für In Konstellation ausführen darf, habe ich ebenfalls erfragt. Drei Klienten waren nicht damit einverstanden, diese finden entsprechend keine Erwähnung im Rahmen meiner Arbeit.

Refraiming

Refraiming ist eine Technik, die aus der Systemischen Familientherapie kommt und maßgeblich von Virginia Satir beschrieben und eingesetzt wurde, aber auch Milton H. Erickson wandte Refraiming in der Hypnotherapie an.

Ich möchte diese Technik hier erläutern, da ich sie für ein wesentliches Werkzeug in Gesprächen halte.

Ich denke aber grundsätzlich, dass Refraiming eine Grundhaltung im Leben betrifft.

Ich habe immer die Möglichkeit zu entscheiden, ob das Glas halb voll oder halb leer ist. Mir persönlich macht es Spaß, die Dinge aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten.

Refraiming ist eine gute Möglichkeit, bestimmten Erlebnissen, Eigenschaften oder Verhaltensweisen eine andere Bedeutung zu geben. Der Rahmen der Geschehnisse oder des Verhaltens wird verändert und dadurch verändert sich das Bild.

Ein zunächst negatives Problem kann durch Refraiming positiv umgedeutet werden.

Frame bedeutet Rahmen, Re-fraiming bedeutet also einen neuen Rahmen zu schaffen, der es in der Folge ermöglicht, den Inhalt des Rahmens neu zu bewerten.

Durch die positive Deutung ist eine leichtere, unbeschwertere Herangehensweise an die problematische Situation, das Verhalten, etc. möglich.

An dieser Stelle möchte ich ein Beispiel aus meiner Arbeit in der Schreiambulanz erwähnen.

In die Schreiambulanz kamen Eltern mit exzessiv schreienden Babys. Die Eltern waren sehr verzweifelt und reagierten auf das Schreien ihrer Kinder hilflos, nervös und zum Teil auch aggressiv, was das Schreien noch verstärkte. Ein Kreislauf entstand, den es galt zu durchbrechen.

Eines der wesentlichen Instrumente der TherapeutInnen war das Refraimen.

Den Eltern wurde gesagt, dass es wichtig und gut ist, dass das Baby seinen Gefühlen Ausdruck verleihen kann. Dass es stark ist und sich durchsetzen kann. Dass ihm die Sprache des Schreiens zur Verfügung steht und es somit auf sich aufmerksam machen kann.

Allein durch diese Umdeutung kam es zu einer Verhaltensänderung der Eltern und der Kreislauf wurde unterbrochen, da die Eltern wesentlich entspannter auf das Schreien ihrer Kinder reagieren konnten.

Ich betrachte grundsätzlich die Beschreibungen meiner Klienten aus einer anderen positiven Richtung, ohne Probleme oder Trauer nicht ernst zu nehmen.

Manchmal ist es wichtig, auch negative Gefühle wahrzunehmen und zu verarbeiten.

Hier ist ein emphatisches Vorgehen meines Erachtens nach sehr wichtig, um die Methode „Refraiming“ sinnvoll einsetzen zu können.

Beschreibung von Ressourcen und Fähigkeiten

Ich habe in den Gesprächen mit Jugendlichen in der beruflichen Orientierungsphase die Erfahrung gemacht, dass es für die jungen Erwachsenen hilfreich war, visuelle Elemente zu haben, die ihre Fertigkeiten, Fähigkeiten und Eigenschaften beschreiben.

Gewissermaßen einen Katalog, der Begriffe beinhaltet, um Fähigkeiten zu beschreiben und sich diese näher anzusehen.

Ich habe häufig mit dem Talentkompass gearbeitet1. Die Listen der Eigenschaften und Fähigkeiten im Folgenden habe ich teilweise aus dem Tool übernommen.


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Quellen bis hierher

1 http://www.TalentKompassNRW.de