Vier Grundpositionen und Dramadreieck

Abschlussarbeit von Giulia Barile, als PDF lesen


Einleitung

Die vier Grundpositionen sind Lebens-Grundeinstellungen und finden ihren Ursprung in der Transaktionsanalyse nach Eric Berne und Thomas Anthony Harris.

Diese ist eine Theorie der menschlichen Persönlichkeit und zeigt auf, wie Personen psychologisch beschaffen sind und hilft uns, ihre Verhaltensweisen zu verstehen.

Durch die Transaktionsanalyse können wir Fragen wie „Warum verhalten wir uns eigentlich so, wie wir uns verhalten?“ und „Wie können wir lernen, über unseren Schatten zu springen?“ besser beantworten. Dabei wird eine Transaktion verstanden als Austausch von Mitteilungen zwischen zwei Personen.

Es kommt zu einem komplexen Geben und Nehmen zwischen Sender und Empfänger.

Dabei sind die Ich-Zustände des Senders und des Empfängers von zentraler Bedeutung für den Verlauf der Transaktionen.

Das Ich-Zustands-Modell ist der wohl bekannteste Begriff der Transaktionsanalyse und beschreibt eine Gesamtheit von zusammenhängenden Verhaltensweisen, Denkmustern und Gefühlen. Es lassen sich drei Ich-Zustände unterscheiden:

das Erwachsenen-Ich, das Eltern-Ich und das Kind-Ich

Im Erwachsenen-Ich handelt ein Mensch bewusst mit den ihm zur Verfügung stehenden Ressourcen, im Eltern-Ich agiert eine Person mit Mustern, welche diese von ihren Elternfiguren kennt und im Kind-Ich kehrt man zurück zu Verhaltensweisen und Gefühlen, die man in der eigenen Kindheit erlebt hat.

Die Transaktionsanalyse kann im Coaching als ein Persönlichkeitskonzept verwendet werden.

Durch das Aufdecken von inneren Prozessen gewinnt ein Klient Klarheit darüber, wie sich die eigene Persönlichkeit in seinem Handeln äußert.

Als Kommunikationskonzept hilft die Transaktionsanalyse, die Art und Weise zwischenmenschlicher Kommunikation zu begreifen und zu verändern.

Sie deckt Erlebens- und Verhaltensmuster auf, also erprobte Verhaltensstrategien aus der Vergangenheit und zeigt Wege der Musterunterbrechung auf.

In dieser Arbeit liegt der Fokus auf dem Modell der vier Grundpositionen im Leben eines Erwachsenen und deren Bedeutung für psychologische Spiele (Dramadreieck).

Im Coaching-Prozess kann das Verstehen und Erleben der vier Grundpositionen dem Klienten einen Weg für individuelles Wachstum und Veränderung aufzeigen.

Es hilft dem Klienten Kommunikations- und Verhaltensmuster zu unterbrechen, die eigenen Ressourcen zum Einsatz zu bringen und neue bewusste Kommunikations- und Verhaltensweisen zu etablieren.

Grundpositionen

Eine Grundposition bezeichnet meine Haltung, die ich mir und anderen gegenüber einnehme.

Sie spiegelt gewisse Überzeugungen wider, die ich über mich selbst und den Personen, die mich umgeben, habe. Sie zeigt auf, welchen wahren Wert ich mir und anderen zuschreibe. Die Gesamtheit der grundlegenden Überzeugungen lassen sich folgendermaßen zusammenfassen:

➢ Ich kann mich selbst so annehmen, wie ich bin (Ich bin OK)
➢ Ich lehne mich bzw. werte mich ab (Ich bin nicht OK)
➢ Ich kann andere so annehmen, wie sie sind (Du bist OK)
➢ Ich lehne bzw. werte andere ab (Du bist nicht OK)

Bringt man diese grundlegenden Überzeugungen in allen möglichen Kombinationen zusammen, so ergeben sich daraus die vier Grundpositionen:

1. Ich bin OK / Du bist OK
2. Ich bin nicht OK / Du bist OK
3. Ich bin OK / Du bist nicht OK
4. Ich bin nicht OK / Du bist nicht OK

Es wird angenommen, dass die Einnahme einer dieser vier Grundpositionen bereits in der frühen Kindheit geschieht, je nachdem, welche Erfahrungen der Säugling beziehungsweise das Kind in seinen ersten Monaten und Lebensjahren macht.

Durch die Einnahme einer dieser Grundpositionen wird das, was eine Person erlebt, durch die inneren Überzeugungen gerechtfertigt und verstärkt.

Die Grundposition wirkt wie ein Wahrnehmungsfilter.

Ein Kind, welches einmal eine Position eingenommen hat, wird auch im Erwachsenenalter seine Beziehungen und sein Leben größtenteils in dieser Grundposition erleben beziehungsweise sein Lebensskript so konstruieren, dass es zu der eigenen inneren Einstellung passt und diese bestätigt wird.

Die vier Grundpositionen im Leben eines Erwachsenen

Ich bin OK / Du bist OK (+ / +)

In dieser Position erlebt sich eine Person und sein Gegenüber als liebenswert und gleichwertig, das Miteinander erfolgt auf Augenhöhe.

Dies ist die gesunde Position und als Einzige konstruktiv.

In dieser Position können Unterschiede nebeneinander stehen, beide Parteien sind in sich souverän und respektieren einander. Die Person erlebt sich hier als selbstwirksam, denn sie entscheidet und handelt aus ihrem Erwachsenen-Ich heraus.

Diese Position ist geprägt von Positivität, Lebensfreude und Wertschätzung.

Ich bin nicht OK / Du bist OK (- / +)

In dieser Position erlebt sich eine Person anderen gegenüber als unterlegen und minderwertig.

Dies ist eine depressive Position und destruktiv.

Ich selbst erlebe mich nicht als gleichwertig und mache mich klein, das heißt der andere wird als größer, höher etc. empfunden.

Personen in dieser Position suchen beispielsweise viel Bestätigung im Außen, sichern sich immer wieder ab und treffen wenig eigene Entscheidungen. Es können auch „Teamplayer“ sein, die ein starkes Bedürfnis haben, viel in einer Gemeinschaft zu machen, viel Unterstützung anbieten, den anderen den Vorrang lassen und so in eine Überanpassung gehen.

Ich bin OK / Du bist nicht OK (+ / -)

In dieser Position erlebt sich eine Person anderen Menschen gegenüber als überlegen und wertet diese ab.

Dies ist eine defensive Position und ebenfalls destruktiv.

Typischerweise spricht die Person aus dieser Position heraus mit anderen Personen von oben herab und oder bevormundet diese. Es kommt zu einer vorschnellen Übernahme von Verantwortung, zum Beispiel trifft hier eine Person einfach Entscheidungen ohne vorab zu fragen.

Personen in dieser Position werden oft als arrogant, unsensibel und aggressiv empfunden.

Diese Position kann sich auch in Überfürsorglichkeit ausdrücken, da auch hier dem Gegenüber die Fähigkeit abgesprochen wird, für sich selbst Entscheidungen treffen zu können.

Die Ich bin nicht OK / Du bist OK und Ich bin OK / Du bist nicht OK sind oft eng miteinander verwoben, da die Ich bin OK / Du bist nicht OK eine Rebellion gegen die Ich bin nicht OK / Du bist OK Position sein kann.

Ich bin nicht OK / Du bist nicht OK (- / -)

In dieser Position erlebt sich eine Person und seine Mitmenschen als wertlos.

Diese Position ist von Sinnlosigkeit und Hilflosigkeit geprägt und daher genauso destruktiv, wie die beiden vorherigen Positionen.

Hier erlebt sich die Person als nutzlos, denn ihr Erleben ist geprägt von „kann ich nicht“, „weiß ich nicht“, „krieg ich nicht hin“.

Personen in dieser Position zeigen ein stark depressives Verhalten, welches auch in Aggressivität münden kann, als Zeichen der Resignation.

Dies ist die gefährlichste aller Positionen und kann ohne professionelle Unterstützung meist nicht verlassen werden.

Ich bin OK / Du bist OK
(Positive Grundeinstellung)

Konstruktiver Umgang mit Situationen und Problemen. Es existieren weder Unter- noch Überlegenheitsgefühle. Lösungsorientiertes und selbstverantwortliches Handeln.

Ich bin OK / Du bist nicht OK
(Defensive Grundeinstellung)

Überlegen sein wollen, ständiger Kämpf, ggf. arrogantes, unsensibles, aggressives Verhalten, Schuld bei anderen Suchen, helfen ohne dass es andere wünschen.

Ich bin nicht OK / Du bist OK
(Depressive Grundeinstellung)

Geprägt von Unterlegenheits- und Minderwertigkeitsgefühlen, Opfer- bzw. Verliererverhalten, sich selbst als unattraktiv und minderwertig fühlen.

Ich bin nicht OK / Du bist nicht OK
(Grundeinstellung der Sinnlosigkeit)

Grundstimmung ist Verzweiflung, Hass und das Gefühl Verlierer zu sein, Inszenierung von Ablehnung und Zurückgewiesen werden, Neigung sich auszugrenzen.


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