Abschlussarbeit von Ferdinand von Schrottenberg, als PDF lesen
1. Definition Resilienz
Das Wort stammt vom lateinischen resiliere, also abprallen, zurückspringen.
Unter Resilienz wird also die Fähigkeit verstanden, an Widerständen nicht zu zerbrechen, sondern sich als widerstandsfähig zu erweisen.
Das Wort hat seinen Ursprung in der Werkstoffkunde. Als resilient beschreibt man dort Materialien, die nach äußerlichen Einwirkungen einfach wieder in ihre Ursprungsform zurückkehren. Ein Material ist dann resilient, wenn es elastisch, federnd und nachgiebig ist.
In einer leicht abgewandelten Form ist das auch auf den Menschen übertragbar.
Resiliente Menschen „zerbrechen“ nicht, sie lassen sich nicht unterkriegen.
Sie haben eine gewisse Widerstandsfähigkeit, wenn sie sich in dramatischen Situationen befinden, wenn sie Krisen auszuhalten oder Schocks zu verkraften haben.
Das gelingt ihnen, weil sie auf persönliche und soziale Kraftquellen zurückgreifen können.
Resilienz beschreibt die seelische Widerstandsfähigkeit – also die mentale Stärke des Geistes und der Seele. Stabilität und Ausgeglichenheit sind diesbezüglich wichtige Faktoren, die dazu beitragen, auf schwierige Lebensumstände, Krisen oder berufliche Rückschläge flexibel, bedacht und zum Teil auch kreativ zu reagieren und somit negative Gefühle wie Hilflosigkeit und Verzweiflung abzuwenden.
Anhand von Methoden und Techniken lässt sich eine stabile psychische Widerstandskraft erlernen und trainieren, um somit die persönliche Resilienzfähigkeit auszubauen.
Ruhe bewahren, Abstand gewinnen und Prioritäten setzen sind nur einige der mentalen Tools, die dabei helfen können, eine positive Grundeinstellung zu entwickeln und Probleme oder Herausforderungen optimistisch und motiviert anzugehen.
Die 7 Säulen der Resilienz
Eine starke Resilienz braucht ein gewisses Grundgerüst, auf das sie sich stützen kann. Es besteht aus insgesamt sieben Säulen – vier Grundhaltungen und drei Praktiken.
Die Grundhaltung entscheidet über die Einstellung gegenüber der Außenwelt und auch über die Gefühle.
Was man braucht, ist also das richtige Mindset, um Stress widerstandsfähig gegenüberzustehen.
Hier kommen die vier Grundhaltungen ins Spiel:
Akzeptanz
Optimismus
Lösungsorientierung
Bindung
Die Praktiken hingegen beziehen sich vor allem auf den Umgang mit einem selbst und dem stetigen Ausbau seiner Resilienz.
Sie sollen helfen, sich und seine Reaktionen besser zu verstehen und damit die Interaktion mit allem, was um einen herum geschieht, positiver zu gestalten.
Zu diesen Praktiken gehören: Selbstwahrnehmung, Selbstreflexion, Selbstwirksamkeit.
Akzeptanz
Es gibt Dinge, an denen kann man nichts ändern – zumindest nicht sofort.
Verschwende also nicht die Energie darauf, sich darüber zu ärgern, sondern akzeptiere den Sachverhalt. Hake es in deinem Kopf ab und du wirst sehen, wie sich plötzlich eine Menge Stress löst.
Wichtig ist aber nicht nur Akzeptanz gegenüber der Situation, sondern auch sich selbst gegenüber. Kein Mensch ist perfekt und wir alle haben unsere kleinen Fehler.
Schätze dich und deine Fähigkeiten wert und versuche nachzuverfolgen, was die Ursachen für eventuelle Makel sind. Das hilft dir dabei, sie zu akzeptieren und vielleicht sogar daran zu arbeiten, falls nötig.
Optimismus
Ein gesunder Optimismus hat noch niemandem geschadet, ganz im Gegenteil.
Etwas Gutes im Schlechten sehen zu können, ist eine Eigenschaft, die einem hilft, Stress im Zaum zu halten. Konzentriere dich also nicht auf die negativen Dinge und verliere dich nicht im Pessimismus. Unterbrich negative Denkmuster, indem du dir immer wieder bewusstmachst, wofür du aktuell dankbar sein kannst.
Eine Sache kann man sich versichert sein:
Es gibt fast immer etwas Positives, das sich in einer negativen Situation verbirgt.
Man darf die Augen nur nicht davor verschließen. Das Führen eines Dankbarkeits-Journals kann dabei helfen, den Fokus auf die guten Seiten zu legen.
Ist die Krise gemeistert, dann ist es hilfreich diese zu reflektieren.
Wie hast du es geschafft, alles zum Guten zu wenden?
Welche Fähigkeiten und Stärken haben einem dabei besonders geholfen?
Mit dieser Erkenntnis kann man sich in Zukunft dann darauf konzentrieren. Aus der Erfahrung lernen und somit die Resilienzfähigkeit ausbauen.
Eigenlob ist nach einem erfolgreich gelösten Problem durchaus auch mal erlaubt. Rufe dir immer wieder ins Gedächtnis, dass du es aus eigener Kraft geschafft hast und durchaus in der Lage bist, schwere Zeiten mit Bravour zu meistern.
Lösungsorientiertheit
Probleme bedürfen Lösungen, nur so kann man sie aus der Welt schaffen.
Formuliere Ziele klar verständlich und ohne große Umschweife. Ganz wichtig: Realistisch bleiben! Eine utopische Zielsetzung sorgt nur für noch mehr Stress und negative Gefühle, wenn man bemerkt, dass man sich übernommen hat.
Feiere lieber viele kleine Erfolge als einem großen hinterherzulaufen, der kaum zu erreichen ist. Lasse dabei eigenen Fähigkeiten nicht außer Acht, denn sie sind es, die einen ans Ziel führen.
Orientiere dich bei deiner Lösungssuche also an ihnen. Das gibt dir die Sicherheit, dass alle Kompetenzen, die nötig sind, schon in einem schlummern und man sie nur nutzen muss.
Dein Plan ging nicht auf?
Das passiert eben manchmal und ist kein Grund, gleich den Kopf in den Sand zu stecken. Eine Niederlage heißt nicht, dass sich plötzlich die ganze Welt gegen einen gestellt hat und dir Steine in den Weg legt.
In jedem Misserfolg schlummert eine Chance, denn man kann viel daraus lernen.
Begib dich auf Fehlersuche und prüfe, warum es diesmal nicht geklappt hat. Dieses Wissen wendest du beim nächsten Mal an und erhöhst die Wahrscheinlichkeit, dass die Problemlösung dieses Mal gelingt, enorm. Scheue dich nicht davor, andere um Hilfe zu bitten, die vielleicht schon in ähnlichen Situationen gesteckt haben.
Manchmal führt der Weg auch gemeinsam ans Ziel. Man muss nicht alles allein meistern.
Bindung
Der Mensch war nie ein Einzelgänger und wird es vermutlich auch nie sein.
Bindungen geben uns Halt, bieten Schutz und stärken uns den Rücken. Ziehe dich also nicht zurück, sondern pflege soziale Kontakte. Unterscheiden sollte man dabei aber unbedingt, welcher dieser Kontakte einem guttun und welcher nur von einem zehren.
Jede gute Beziehung, egal auf welcher Ebene, sollte auf einem ausgeglichenen Verhältnis zwischen Geben und Nehmen basieren.
Und noch eine weitere Unterscheidung sollte man vornehmen, nämlich die zwischen der Sach- und der Beziehungsebene. Gewährt man sachlichen Themen Einzug in die Beziehungsebene, zieht das Stress nach sich. Man setzt sich damit einer emotionalen Belastung aus, die man hätte vermeiden können.
Eine klare Kommunikation ist das A und O, um sicherzustellen, auf welcher Ebene sich der Gesprächspartner und man selbst sich gerade befindet.
Je inniger die Bindung zwischen beiden ist, desto wichtiger ist es, sachliche und beziehungstechnische Themen voneinander zu trennen.
Selbstwahrnehmung
Wer resilient sein möchte, braucht vor allem eins: eine gute Bindung zu sich selbst.
Diese äußert sich unter anderem in der Selbstwahrnehmung. Schenkst du deinem Körper ausreichend Gehör? Reagierst du auf die Signale, die er dir sendet? Das Stichwort lautet – Achtsamkeit.
Der Körper und auch der Geist geben einem immer wieder Feedback über deinen aktuellen Zustand. Höre genau hin und handle entsprechend. So kann man sein Wohlbefinden ganz leicht verbessern, denn ein gesunder Geist ist widerstandsfähiger und kann besser mit Belastung umgehen.
Das Leben ist ein ewiger Lernprozess.
Wir alle entwickeln uns immer wieder weiter. Wir sammeln neue Erfahrungen, entdecken weitere Leidenschaften und hegen Wünsche. Mit jedem Erlebnis entwickelt sich nicht nur die Persönlichkeit, sondern auch die Resilienz weiter. Stelle dich also immer wieder neuen Herausforderungen, um an ihnen wachsen zu können.
Selbstreflexion
Anders als bei der Selbstwahrnehmung betrachtet man sich bei der Selbstreflexion nicht aus seiner eigenen Perspektive, sondern von außen. Die Reflexion ist damit deutlich objektiver angelegt.
Hier geht es darum, Handlungen und Emotionen einzuordnen.
Warum hast du so gehandelt?
Was genau hat diese Emotionen in dir ausgelöst?
Im Rahmen der Selbstreflexion geht man den Ursachen auf die Spur und gewinnt damit ein ganz neues Verständnis für sich selbst. Sie hilft, die eigenen Bedürfnisse zu erkennen und herauszufinden, wie man das eigene Wohlbefinden steigern kann.
Viele Wege führen nach Rom
getreu diesem Motto führen auch verschiedene Ansätze zur Bewältigung einer gewissen Herausforderung. Die Kunst liegt also nicht darin, eine Lösung zu finden, die funktioniert, sondern eine, die für einen besonders gut umsetzbar ist.
Geh das Problem von verschiedenen Blickwinkeln aus an und notiere die verschiedenen Lösungsansätze. Prüfe dann, welchen davon du mit deinen persönlichen Fähigkeiten am leichtesten umsetzen kannst.
Genau dieser Weg ist es, der einen mit der höchsten Wahrscheinlichkeit zum Erfolg führen wird und dass mit der geringsten Belastung.
Selbstwirksamkeit
Alles, was man tut, hat Auswirkungen.
Also ist man auch in der Lage, gewisse Dinge aktiv zu beeinflussen. Das Bewusstsein über genau diesen Fakt nennt sich Selbstwirksamkeit. Auch in Krisensituationen kann man mit seinen Handlungen dazu beitragen, dass sich die Lage verbessert.
Ganz nach dem Motto „du bist deines eigenen Glückes Schmied“ nimmst du die Dinge selbst in die Hand.
Das wichtigste Hilfsmittel hat man immer bei sich: das Gedächtnis.
Hier ist alles gespeichert, was einem in der Vergangenheit in ähnlichen Situationen geholfen hat und genau auf diese Erfahrungswerte kann man immer wieder zurückgreifen. Ein Erfolgstagebuch kann hierbei eine wertvolle Hilfe sein.