Abschlussarbeit von Nina Hochgräber, als PDF lesen
Schon bevor ich mich entschieden habe, eine Ausbildung zum systemischen Coach zu absolvieren, haben mich Typologien und Persönlichkeitsmodelle begeistert.
Bereits in meinen vorangegangenen Fort- und Weiterbildungen zur Fachwirtin für zahnärztliches Praxismanagement (ZÄK WL) und zur Personalmanagerin (IHK) sind mir diese Modelle begegnet und ich habe schnell ihren Nutzen für mich erkannt.
Die Verinnerlichung und Anwendung dieser Modelle haben meine Art zu kommunizieren und mein Gegenüber dadurch besser zu verstehen positiv beeinflusst.
Während meiner Ausbildung bei InKonstellation habe ich erlebt, wie sehr das systemische Denken meine Haltung anderen Menschen und dem Leben an sich gegenüber verändert hat.
Es ist eine absolute Bereicherung!
Menschen mit einer systemischen Ausbildung sprechen eine Sprache… eine Sprache, die ich privat lebe und fortan beruflich in Teamworkshops weitergeben möchte. Für eine bessere Kommunikation, für ein besseres Verstehen, für eine bessere Zusammenarbeit im Team.
In meiner Arbeit stelle ich drei der Modelle vor:
○ DISG/DISC
○ Riemann/Thomann
○ Big Five / Fünf Faktoren Modell
Bereits in der Antike wurden Menschen aufgrund ihrer unterschiedlichen Wesensart unterschiedlichen Typengruppen zugeordnet.
Das Älteste dieser Modelle ist die Temperamentenlehre nach Galen und Paracelsus. Auch Goethe, Schiller und Nietzsche leisteten ihrerseits einen großen Beitrag zur Popularität solcher Modelle. Der Psychologe Carl Gustav Jung gilt als Vorreiter der neuzeitlichen Modelle.
Für mich persönlich ist das DISG/DISC Modell ein ständiger Begleiter in meinem Denken, welcher mir im privaten wie im beruflichen Kontext bereits von großem Nutzen war.
DISG/DISC
Das DISG Modell ist ein Persönlichkeitstest, welcher in Deutschland häufig in Unternehmen und Coachings eingesetzt wird und auf einer Selbstbeschreibung basiert.
Er wurde Anfang des 20. Jahrhunderts von William Moulton Marston, einem amerikanischen Psychologen, auf Basis von Verhaltensforschungen entwickelt.
Der amerikanische Verhaltenspsychologe John G. Geier hat in den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts die Theorie von Marston weiterentwickelt und den vier Grundtypen 15 weitere Eigenschaften zugeordnet. 1979 entstand aus dieser Weiterentwicklung der selbstbeschreibende Persönlichkeitstest, den wir bis heute als DISG Modell anwenden.
Erste Ergebnisse von Marston basieren auf zwei Grundtypen, denen sich menschliches Verhalten zuordnen lässt. Aus diesen Typen entwickelte er später insgesamt vier Grundtypen, die für eine Persönlichkeit stehen:
○ Dominant (D) = extravertiertes und aufgabenorientiertes Verhalten
○ Initiativ (I) = extravertiertes und menschenorientiertes Verhalten
○ Stetig (S) = introvertiertes und menschenorientiertes Verhalten
○ Gewissenhaft (G) = introvertiertes und aufgabenorientiertes Verhalten
Nach dem DISG Modell besitzt jeder Mensch in (meistens) unterschiedlicher Intensität jede der vier Eigenschaften, wobei häufig mindestens zwei Verhaltensweisen am stärksten ausgeprägt sind.
Nachfolgend werden die vier Grundtypen und deren zugeordnete Verhaltensweisen aufgezeigt:
DOMINANT
tatkräftig, entschlossen, zielgerichtet, ergebnisorientiert, bestimmend, fordernd, willensstark, selbstsicher
redet schnell, macht sein „Ding“; redet dazwischen; lässt ungern andere ausreden; mag den Wettstreit; verlangt Ergebnisse und Fakten; spontan und impulsiv; erkennt schnell das Machbare; macht mehrere Projekte gleichzeitigt; erledigt während Gesprächen gerne andere Aufgaben; macht wenig Zugeständnisse und geizt mit Aner- kennung; kontrolliert das Gespräch.
Entscheidungsfreude, selbstbewusster Manager/Macher
INITIATIV
Umgänglich, fröhlich, kontaktfreudig, kreativ, redegewandt, überzeugend, vertrauensvoll, begeisternd, unorganisiert, engagiert, emotional
Hört gut zu, solange es ihn interessiert; hält Termine oft nicht ein; erzählt gerne Geschichten und Anekdoten; übertreibt gerne; neigt zu spontanen Entscheidungen; optimistische Grundhaltung; signalisiert Begeisterung, obwohl kein Interesse besteht.
Visionen, selbstbewusster und gefühlsorientierter Entertainer/Motivator
STETIG
entspannt, zuverlässig, gewohnheitsorientiert, geduldig, verständnisvoll, harmonieorientiert, kommunikativ, hilfsbereit, unterstützend und fördernd,
vertraut auf den Rat anderer; arbeitet methodisch und organisiert; mag Veränderungen nicht gerne; hat ein hohes Sicherheitsbedürfnis; handelt und entscheidet zögerlich; verlassen sich gerne auf Erfahrungen und Traditionen; gehen Konflikten gerne aus dem Weg; aktiver Zuhörer.
Teamgeist, zurückhaltender und gefühlsorientierter Berater/Unterstützer
GEWISSENHAFT
analytisch, kritisch, präzise, anspruchsvoll, sorgfältig, bedacht, pünktlich, ordentlich, detailorientiert, zuverlässig, strukturiert, perfektionistisch
trifft Entscheidungen nach Überprüfung der Fakten; liebt sachliche Argumente; geht Konflikten aus dem Weg außer wenn es um Fakten und Regeln geht; wirkt ernst und reserviert; achtet auf Zeit; plant gerne; kann emotionale Themen sachlich bearbeiten; benötigen für Entscheidungen Zahlen, Daten, Fakten; mag und respektiert Hierarchien; liebt Qualität und klare Ziele; ist korrekt und aufgabenorientiert
Experte, faktenorientierter Analytiker
Riemann/Thomann
Der erste Entstehungsschritt dieses Modells entstand durch die Arbeit von Fritz Riemann, einem deutschen Psychotherapeuten.
Riemann hat 1961 in seinem Buch „Grundformen der Angst“ vier Pole der Persönlichkeit benannt
○ Schizoid
○ Depressiv
○ Zwanghaft
○ Hysterisch
Diese kommen zu unterschiedlichen Teilen bei jedem Menschen vor, wobei auch hier meistens nur zwei oder sogar nur eine Ausrichtung das aktuelle Empfinden und Verhalten eines Menschen beeinflusst.
Die Grundformen haben einen direkten Einfluss auf unser Kommunikations- und Beziehungsverhalten.
Der Schweizer Psychologe, Christoph Thomann, hat das Werk von Riemann Mitte der siebziger Jahre des letzten Jahrhunderts in seiner Arbeit als Paartherapeut verwendet, um seinen Klienten das polarisierende und eskalierende Beziehungsgeschehen zu erklären. Im Laufe der Zeit entschloss sich Thomann die Grundformen der Angst zu entpathologisieren und den Schwerpunkt der Begriffe auf
○ Distanz
○ Nähe
○ Dauer
○ Wechsel
zu legen.
Demnach lassen sich sowohl nach Riemann als auch nach Thomann Menschen in vier gegensätzliche Grundausrichtungen „einteilen“. Riemann und Thomann haben sich nie persönlich kennengelernt oder zusammengearbeitet.
Nachfolgend werden auch hier die vier Grundtypen und deren zugeordnete Verhaltensweisen aufgezeigt:
DISTANZ
Gegenteil von Nähe, Abgrenzung, Unverbundenheit, Autonomie, Unverwechselbarkeit, Einmaligkeit, Freiheit, Individualität, eigenständiges und rationales Denken und Handeln, Unabhängigkeit.
kühl, unnahbar, kein Gefühl zeigen, suchen Abstand, wollen alles erstmal alleine schaffen, mögen keine fremde Hilfe, streben nach klarer Erkenntnis, Vernunft ist ihnen sehr wichtig, objektiv, sachlich.
wirken bindungsängstlich und emotional unbeholfen, distanziert, arrogant.
NÄHE
Gegenteil von Distanz, Bindung, Bestätigung, Vertrauen, Sympathie, Zuneigung, Geborgenheit, Zärtlichkeit, Harmonie, Wärm.
mitfühlend, Sehnsucht nach Liebe, soziale Interessen, können sich leicht mit anderen identifizieren, kontaktfähig, verständnisvoll, teamfähig, ausgleichend.
neigen zu Mitleid und Abhängigkeit bis zur Selbstaufgabe, aggressionsgehemmt, Opfermentalität.
DAUER
Gegenteil Wechsel, Verlässlichkeit, Verantwortung, Pünktlichkeit, Sparsamkeit, Pflichtbewusstsein, Regeln, Ziele, Stabilität, Konsequenzen, Dauerhaftigkeit, Analysieren, Treue, Grundsätze, Notwendigkeit, Planung, Gesetze, Kontinuität, Ordnungstalent.
verlässlich, ordentlich, gründlich, systematisch, prinzipientreu.
langweilig, unflexibel, pedantisch, stur.
WECHSEL
Gegenteil Dauer, Leidenschaft, Neues, Reize, Phantasie, Genuss, Charme, Rausch, Dramatik, Ideenreich, Temperament, Suggestion, Wagnis, Ekstase, Begehren, Verspieltheit.
neugierig, kreativ, einfallsreich, spontan, unterhaltsam, lachen und leben gerne, sind auf der Suche nach dem Zauber des Neuen und dem Reiz des Unbekannten.
unzuverlässig, chaotisch, theatralisch, egozentrisch, geschwätzig, unsympathisch