Arbeiten mit Bildern und Metaphern

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Wofür Bilder und Metaphern im Coachingprozess

Im systemischen Coachingprozess unterstützt der Coach den Klienten dabei, Lösungsideen für sein Anliegen zu erarbeiten.

Dabei liegt die Verantwortung für das Problem und die Lösung beim Klienten, der als Experte seiner selbst gesehen wird. Ein Problem definiert sich systemisch-konstruktivistisch nicht in einer bestimmten objektiv wahrgenommen oder von außen bestimmten Bewertung einer Situation, sondern vielmehr als Konstrukt, das zeit- und situationsabhängig von der betroffenen Person in ihrer Wirklichkeit als Problem erlebt wird1.

Der Coach kann im Gespräch durch gezielte Aufmerksamkeitsfokussierung den Klienten dabei unterstützen, ein anderes Erleben der, vom Klient als Problem beschriebenen, Situation herbeizuführen.

Der Coach übernimmt die Verantwortung für die Prozessgestaltung und leitet den Klienten durch gezielte Fragen und hilfreiche Zusammenfassungen durch den Ablauf des Coachinggesprächs2.

Da der Coach unter der Annahme arbeitet, dass der Klient bereits alles in sich trägt um sein Problem zu lösen, liegt ein Teil der Aufgabe eines Coaches darin, den Klienten dabei zu unterstützen, Zugang zu den bereits vorhandenen Lösungsideen zu erhalten.

Dies kann beispielsweise durch gezielte Fokuslenkung der Aufmerksamkeit erfolgen, die dem Klienten ein anderes Erleben der, vom Klienten als Problem beschriebenen, Situation ermöglicht.

Erleben kann als Netzwerk aus vielen verschiedenen Elementen wie Bewegungsmustern, Empfindungen, Atmung, Erwartungen an sich selbst, inneren Dialogen, Bildern, Metaphern, usw. verstanden werden3.

Das Arbeiten mit mehreren Erlebniselementen kann zu zusätzlichen und gegebenenfalls auch nachhaltigeren Lösungsideen führen.

Bilder oder auch Metaphern stellen als Erlebniselemente eine wirksame Möglichkeit dar, um in Kooperation mit dem Kognitiven, Willentlichen auch unwillkürliche Prozesse wie Emotionen und Körperreaktionen einzubinden.

Dabei gehen wir davon aus, dass sich das kognitive Bewusstsein, Emotionen und Körperreaktionen wechselseitig beeinflussen.

Über das Einbinden von Bildern, Metaphern, Imaginationen und Körperarbeit in das Coachinggespräch können folglich Impulse an das Unbewusste des Klienten gesendet werden (siehe Abbildung)4.

Ideen für einen leichten Einstieg in die Arbeit mit Bildern und Metaphern

Obwohl die menschliche Sprache an vielen Stellen Bilder und Metaphern nutzt, fällt es einigen Menschen leichter und anderen schwerer Bilder oder Metaphern für unterschiedliche Situationen zu finden.

Oft fällt es Menschen, die intuitiv eher kognitiv an Dinge herangehen, schwer auf Nachfrage ein Bild oder eine Metapher für ein Problem oder eine Situation zu finden.

Im Folgenden werden daher verschiedene Ideen beschrieben, wie die Arbeit mit Bildern und Metaphern in kleinen Schritten geübt und in den Coachingprozess eingebunden werden kann5.

Ein konkretes Bild vorgeben

Zur besseren Veranschaulichung oder Strukturierung einer Situation kann ein vorgegebenes Bild genutzt werden.

So wird beispielsweise im Tool „Heißluftballonanalyse“6 das Bild eines Heißluftballons genutzt, um die aktuelle Lebenssituation eines Klienten zu erfassen. Hier wird alles was den Klienten aktuell antreibt in das Feuer des Heißluftballons geschrieben, während die verschiedenen Sandsäcke am Korb des Heißluftballons für belastende, ausbremsende Faktoren stehen.

Die Methode lässt sich auch auf andere Fortbewegungsmittel wie beispielsweise ein Schiff oder eine Kutsche übertragen und beliebig erweitern.

Ähnlich dazu kann im Rahmen eines Coachings zur beruflichen Neuorientierung das Bild eines Films, einer Reise oder einer Wanderung/ Tour irgendeiner Art vorgegeben werden, um dem Klienten auf eine andere Art von seinem bisherigen Werdegang erzählen zu lassen.

Auswahl eines passenden Bildes aus einem Kartenset

Wenn es dem Klienten schwer fällt ein eigenes Bild für eine Situation zu benennen, der Coach aber auch kein konkretes Bild vorgeben möchte, können vorhandene Bildkartensets genutzt werden, aus denen sich der Klient das für ihn passendste Bild auswählt.

Vorab den Klienten zu Hobbies und Interessen befragen

Um zu gegebener Zeit Vorschläge für Bilder / Metaphern machen zu können, die dem Klienten zugänglich sind, kann der Coach außerdem vor dem Coachinggespräch Hobbies und Interessen des Klienten abfragen.

Während des Gesprächs kann der Coach dem Klienten dann ein Bild oder eine Metapher aus einem dieser Bereiche anbieten indem er ihn bittet, eine Analogie zwischen der Problemsituation und dem Hobby oder Interessenbereich herzustellen.

Dies fällt dem Klienten gegebenenfalls leichter als aus sich selbst heraus ein passendes Bild zu finden.

Situation abfragen, in der sich der Klient wohlgefühlt hat

Alternativ zu der Frage nach Hobbies und Interessen kann der Coach auch ganz konkret danach fragen, wann sich der Klient das letzte Mal so richtig wohl gefühlt hat.

Nachdem der Coach den Klienten tiefer in die Situation hineingeführt hat kann er auch hier eine mögliche Analogie zwischen der Wohlfühlsituation und der als problemhaft wahrgenommen Situation erfragen oder den Klienten die Problemsituation in die Wohlfühlsituation integrieren lassen.

Da die Frage nach der Vereinigung der Wohlfühl- mit der Problemsituation zunächst zu Irritation beim Klienten führen kann, bieten sich hier insbesondere hypothetische Fragetechniken an.

Bilder und Metaphern des Klienten aufgreifen

Eine weitere Möglichkeit besteht darin während des Vorgesprächs oder auch im Coachinggespräch vermehrt darauf zu achten, welche Bilder oder Metaphern der Klient nutzt um sein Anliegen darzulegen. Diese kann der Coach dann aufgreifen und den Klienten weiter ausbauen lassen.

Praxisbeispiel – Übung zur Integration von Bildern in die Ressourcenarbeit mithilfe des narrativen Ansatzes

Um eine der oben genannten Ideen zum leichteren Einstieg in die Arbeit mit Bildern im Coachingprozess in der Praxis umzusetzen, wurde kein klassisches Coachingsetting gewählt, in dem ein Klient mit einem Anliegen an den Coach herantritt.

Die Idee war eine wenig als Problem erlebte Ausgangssituation zu finden um es dem Coach zu erleichtern, sich auf die Arbeit mit Bildern konzentrieren zu können.

Gleichzeitig sollte die Übung dem Klienten auch einen Mehrwert liefern. Dafür bietet sich eine Übung zur Ressourcenfindung anhand der bisherigen Lebenserfahrung eines möglichen Klienten über den narrativen Ansatz an.

Zum einen kann hier ein Bild vorgegeben werden, anhand dessen der Klient seine bisherige Lebensgeschichte erzählt. Dies könnte auch aus dem Bereich von vorab abgefragten Hobbies oder Interessen des Klienten abgeleitet werden.

Zum anderen beschreibt der Klient sehr wahrscheinlich auch von ihm als sehr angenehme wahrgenommene Situationen, die der Coach gegebenenfalls aufgreifen und im weiteren Verlauf nutzen kann.

Zusätzlich bietet sich für den Coach eine gute Möglichkeit bewusst während den Anfangserzählungen auf Bilder und Metapher, die der Klient nutzt, zu achten.

Die im folgenden beschriebene Coachingübung fand mit einem promovierten Physiker aus meinem Bekanntenkreis statt, der aktuell in der IT-Abteilung eines Großkonzerns arbeitet. Er hatte sich zum Zeitpunkt der Übungssession für eine neue Stelle als Führungskraft entschieden, die er in naher Zukunft antreten würde.

Der Klient hatte in einem Gespräch davon erfahren, dass ich aktuell eine Ausbildung zum systemischen Coach absolviere und einen eher kognitiv veranlagten Klienten zum Einüben der Arbeit mit Bildern suchte. Er hatte sich daraufhin als Übungsklient angeboten und wir verabredeten uns für eine Übungssession.

Ich wusste, dass der Klient in seiner Freizeit viel mit dem Rennrad unterwegs ist.


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Quellen bis hierher

1 Vgl. Radatz, Sonja (2018). Beratung ohne Ratschlag – Systemisches Coaching für Führungskräfte und BeraterInnen (10. Auflage). Literatur-VSM e.U. S.79ff.
2 Vgl. Vgl. Radatz, Sonja (2018). Beratung ohne Ratschlag – Systemisches Coaching für Führungskräfte und BeraterInnen (10. Auflage). Literatur-VSM e.U. S.85.
3 Vgl. InKonstellation (2010). Skript zur Ausbildung zum Systemischen Coach. S.131.
4 Vgl. InKonstellation (2010). Skript zur Ausbildung zum Systemischen Coach. S.136.
5 Die Ideen hierzu sind im Rahmen eines Brainstormings mit anderen Teilnehmern der Ausbildung entstanden. An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich für den tollen Ideeninput bedanken.
6 https://www.coaching-tools.de/fileadmin/tools/media/Freie_Tools/coaching-tool-holtmann-hei%C3%9Fluftballonanalyse.pdf