Praktische Anwendung von Coaching
in einem Unternehmenskontext
Abschlussarbeit von Heike Ludwig, als PDF lesen
Business-Coaching in der VUCA-Welt
Coaching im Unternehmenskontext wird aus vielen verschiedenen Positionen und Perspektiven beobachtet. Hier trifft der Business-Coach als System auf eine interessante Vielzahl von Systemen im System.
Eine professionelle Haltung, untermauert mit Expertenwissen, ist im Business-Coaching somit von herausragender Bedeutung für den Coach und sein Wirken.
Die Weiterentwicklung der Haltung des Coachs ist essentiell für die Weiterentwicklung des Business Coaching im Zeitalter von Digitalisierung und Virtualisierung.
Prof. Dr. Ulrich Lenz.
Für mich ist hier aus Überzeugung die systemische Haltung unabdingbar, um den zu bewältigenden Aufgaben gerecht zu werden.
Die Systemische Haltung beschreibt mein Selbstverständnis als Coach und ist Grundlage meiner Tätigkeit als Business-Coach.
Der systemische Ansatz konzipiert den Menschen –im Gegensatz zum sog. Maschinen modell – als „mitdenkendes System“, das eigene Ziele hat und darin ziemlich unbeirrbar ist.
Im systemischen Denken wird dies Autopoiesis genannt. Es bezeichnet ein fundamentales Prinzip der Selbstorganisation und Selbstreferenz aller lebenden Systeme, zu denen natürlich auch und ganz besonders Menschen gehören.
Hieraus resultiert als weiteres Prinzip das der Kontextgebundenheit und Perspektivität.
Eine objektive und für alle identische Wirklichkeit erweist sich somit als idealistisch.
Dies führt zu einer Weltsicht, die von höchster Komplexität und Dynamik (Nichtlinearität) geprägt ist und dem Anliegen, Menschen (Klienten) gerecht zu werden deutlich eher entspricht. (Webers, systemisches Coaching)
Blickt man hier mit systemischer Expertise auf diese Aufgaben wird schnell klar, dass hier Personensysteme auf Personensysteme treffen und in der Folge zwangsläufig Auswirkungen auf das Organisationssystem haben.
Meiner Meinung nach ist die Herausforderung also hierin zu sehen, dass das psychische System Person mit seinen individuellen Bedürfnissen, Werten, Fähigkeiten usw. auf das soziale System Organisation trifft, wo eine bestimmte Struktur, Strategie und Erwartungen vorherrschen.
Im Idealfall ergänzen sich die Erwartungen beider Systeme.
Oft kommt es in dieser höchst komplexen und dynamischen Systemwelt allerdings zu Kommunikationsschwierigkeiten und zu Erwartungskonflikten.
Hier beginnt dann die Arbeit als systemischer Business Coach in der VUCA-Welt, welche geprägt ist von Change-Prozessen, Persönlichkeitsentwicklung, Eröffnung neuer Perspektiven, Erkennen von Mustern und Reflexionsfähigkeit.
Das Phänomen VUCA-Welt
Der Umgang mit neuen Technologien und digitalen Medien hat unser Leben in den letzten 20 Jahren nachhaltig verändert.
Das berufliche wie auch das private Leben ist geprägt von weltweiter Vernetzung, hoher Komplexität und ständiger Erreichbarkeit. Die Dauerpräsenz auf diversen Social-Media-Kanälen kostet Aufmerksamkeit und stört die Konzentration.
Alltag und Arbeitswelt sind weniger planbar als früher, die Anforderungen an Anpassungs- und Reaktionsgeschwindigkeit nehmen zu.
Klienten fällt es immer schwerer, Überforderungssituationen rechtzeitig wahrzunehmen, sich zu orientieren und sich die nötige Zeit für Regeneration, körperliche wie auch psychische Bedürfnisse zu nehmen.
Latente Stress- und Verstimmungsmuster bestimmen Arbeitsorganisation und Kommunikationsverhalten. … Hoch dynamische Veränderungsprozesse in der Wirtschaft, Existenzängste sowie hoher Leistungs- und Anpassungsdruck bestimmen für viele Klienten den Berufs- und Familienalltag. …Das Leben wird nicht nur immer schnelllebiger, es wird ebenso als unsicher, unberechenbarer, komplex und mehrdeutig wahrgenommen – ein Phänomen, das unter dem Schlagwort „VUCA-Welt“ diskutiert wird (Amann und Alkenbrecher 2014).
Die VUCA-Welt > Eine erste Definition
VUCA ist ein Akronym für die englischen Begriffe volatility ‚Volatilität‘ ‚Unbeständigkeit‘, uncertainty ‚Unsicherheit‘, complexity ‚Komplexität‘ und ambiguity ‚Mehrdeutigkeit‘.
Es beschreibt schwierige Rahmenbedingungen der Unternehmensführung. Der Begriff entstand in den 1990er Jahren in einer amerikanischen Militärhochschule und diente zunächst dazu, die multilaterale Welt nach dem Ende des Kalten Krieges zu beschreiben. Später breitete der Begriff sich auch in andere Bereiche strategischer Führung und auf andere Arten von Organisationen aus, vom Bildungsbereich bis in die Wirtschaft.
Eine Strategie zum Überleben in der VUCA-Welt leitet sich ebenfalls von der Abkürzung ab, nämlich:
Vision ‚Vision‘, Understanding ‚Verstehen‘, Clarity ‚Klarheit‘, Agility ‚Agilität‘.
Was meint „Strategie zum Überleben“ in der VUCA-Welt?
Business Coaching begleitet das Personen-System auf der Prozessebene eigenständig Lösungswege zu entwickeln und ist nur durch gegenseitige Akzeptanz und Vertrauen möglich. Es entsteht Hilfe zur Selbsthilfe.
● Vision
Ein Bild von der wünschenswerten Zukunft malen. Gemeinsam. Als Kompass und zur Orientierung. Um Sinn zu stiften und Motivation auszulösen. Und Identifikation und Wirkungskraft nach innen und außen zu bekommen.
● Verstehen
Zusammenhänge verstehen und verstehbar machen. Kontext berücksichtigen. Meta-strategisch denken und planen. Vom Ergebnis ableiten und rückwärts betrachten. Kompetenzen abgleichen. Verhalten und Reaktionen annehmen und nutzen. Angst und Widerstand in produktive Energie wandeln.
● Klarheit
Einfachheit. Fokus auf das, was zählt und worum es wirklich geht. Vertrauen, transparente Zusammenhänge und Prozesse. Kraft und Energie genau dort einsetzen, wo sich deren Wirkung am besten entfaltet.
● Agilität
Anpassungsfähigkeit. Beweglichkeit. Lebendigkeit. Hierarchische Führungsmethoden hinterfragen. Eine konsequente Entscheidungs- und Fehlerkultur fördern. Transparenter Umgang mit Widersprüchen. Innovation ermöglichen und Widerstandskraft (Resilienz) stärken
Meine persönliche Coaching-Haltung für die Arbeit in der VUCA-Welt
Meine Ausgangsbasis: systemischen Coaching * NLP * wingwave Coaching * Hypnose
Ich begleite aus der systemischen Haltung heraus auf der Prozessebene und richte mich an den individuellen Bedürfnissen meiner Klienten aus.
Hier arbeite ich lösungsorientiert und zielfokussiert.
Oberstes Ziel ist immer Hilfe zur Selbsthilfe, mit Transparenz und Methodenkompetenz.
Coaching ist keine versteckte Psychotherapie, auch wenn viele Methoden aus psychotherapeutischen Schulen eingesetzt werden (Gesprächsführung, kognitive Verfahren, Kreativitätsübungen, Rollenspiele u.v.m.). Grundsätzlich richtet Coaching sich an „gesunde“ Personen.
Für mich ist die Voraussetzung guter Arbeit die Gegebenheit von: Freiwilligkeit, Diskretion, gegenseitige Akzeptanz, Selbstmanagementfähigkeit, Offenheit und Transparenz und Veränderungsbereitschaft.
Konkrete Anliegen können zum Beispiel sein:
Entwicklung von Sozialkompetenz
Auflösen von Leistungs-, Kreativitäts- und Motivationsblockaden
Professionalisierung der Berufsrolle
Karriereplanung
Aufbau von Bewältigungsstrategien
akute Konflikte
Nachhaltigkeit und Transfer in den Alltag
Stärkung von Eigenverantwortung
Resilienz
In Anlehnung an das Konzept der Ganzheit (Biswas-Diener et at. 2011&2014 Positive Psychologie) sind Stärken demnach in hohem Grad kontextabhängig.
Dieser Kontext wird bestimmt durch persönliche Ziele, Werte und die Situation, in der sich der Klient befindet.
Ein Verständnis von z.B. Resilienz als Ganzheit, lenkt den Blick darauf, dass der Mensch auch die negative Emotionen braucht und deshalb aufhören sollte, positive oder negative Labels auf Emotionen zu kleben.
Beispielsweise versteht der hypnosystemische Ansatz von Gunther Schmidt Probleme und Symptome unbedingt schon als kompetenten Lösungsversuch. Veränderung kann jedoch nur stattfinden, wenn sich das Erleben als Ausdruck von regelhaften Mustern (individuell und interaktionell) über die Einführung von Unterschieden in diese Muster verändert.
Mit der Einführung von Unterschieden bilden sich dann neue Assoziationsnetzwerke, die verändertes Verhalten ermöglichen und die Wahrscheinlichkeit erhöhen, Strukturen in ihrer Tiefe zu verändern und zu verbessern.
Sowohl für Individuen als auch für die Organisationen, in denen sie agieren.